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FODN - 57/02/2014
Von Gemeinde Kals am Großglockner
A
ls Zukunftsorte stellen Hinter-
stoder, Kals am Großglockner,
Moosburg, Munderfing, Necken-
markt, Nenzing, Thalgau, Werfenweng
und Zwischenwasser sich gemeinsam
den Herausforderungen am Land. Kals
am Großglockner liegt in Osttirol und
ist unter den Zukunftsorten sicher die
abgelegenste Gemeinde. Der sie umge-
bende hochalpine Naturraum ist für die
Kalser Herausforderung und Kapital
zugleich.
Kals liegt in einem Hochtal auf der
Südseite des Großglockners. Das Ge-
meindegebiet erstreckt sich über ganze
3.000 Höhenmeter, von dem am tiefsten
gelegenen Ortsteil auf 750 Meter bis
zum Gipfel des Großglockners. „Unser
größtes Kapital ist die Natur“, sagt Vize-
bürgermeister Martin Gratz und meint
damit Tourismus und Landwirtschaft,
die Haupteinnahmequelle der Kalser,
ebenso wie die hohe Lebensqualität und
die Verantwortung der Natur gegenüber.
Die Diskussion um das Großkraftwerk
Dorfertal hat Osttirol lange beschäf-
tigt und die Entwicklung der gesamten
Region Jahrzehnte lahmgelegt. Erst als
die Politik sich 1989 gegen den Bau
entschieden hatte und stattdessen den
Nationalpark Hohe Tauern einrichtete
- dieser bedeckt heute zwei Drittel des
Kalser Gemeindegebietes – begannen
man in Kals sich den liegengeblieben
Aufgaben zu widmen. Man entschied
sich für eine sanfte Dorferneuerung
mithilfe eines Lokale-Agenda-21-Pro-
zesses.
Neuer Ortskern
Achtzehn Jahre haben die Baumaß-
nahmen rund um die neue Ortsmitte
gedauert. Die Architekten Schneider &
Lengauer haben 1995 den Wettbewerb
für die Ortskerngestaltung gewonnen
und in der Folge den Bau von drei Neu-
bauten, dem Glocknerhaus, dem Ge-
meindeamt und dem Kulturhaus sowie
den Umbau des spätgotischen Widum
betreut. Ein Gebäude nach dem anderen
wurde so unter Einbezug der Bevölke-
rung entwickelt, geplant und gebaut.
Die Neubauten sind ein unübersehbares
Zeichen dafür, dass Kals eine moderne
Gemeinde geworden ist.
Der Großglockner hat immer wieder
Menschen aus fremden Gegenden nach
Kals gebracht, erzählt Martin Gratz, die
Bergsteiger unter den Kalsern wieder-
um waren im Himalaya und auf anderen
hohen Bergen. Das sind nicht zu un-
terschätzende Einflüsse von außen. Es
hat, so Gratz, die Kalser zu offenen und
liberalen Menschen gemacht. Das per-
sönliche Engagement wird hier groß ge-
schrieben. Die Gemeindezeitung „Fodn“
ist nur eines von vielen Projekten, das
ohne freiwillige Mitarbeit nicht existie-
ren könnte. Der Neubau des Gemein-
deamtes ist ebenfalls ein wunderbares
Beispiel für das Miteinander in der
Gemeinde. Der Bau beherbergt neben
dem Gemeindeamt die Feuerwehr, die
Bergwacht und Bergrettung und bietet
zugleich Ausstellungsfläche für bilden-
de Künstler.
Exponierte Lage
Kals liegt weit abseits der großen
Städte. Das bedeutet für die Touristen:
Kaum einer kommt nur für einen Tag.
Für die Einwohner bedeutet das aber
auch, dass viele pendeln müssen. Kals
hat 1.220 Einwohner, davon sind zwei
Drittel Tages- oder Wochenpendler.
Wie viele ländliche Gemeinden
kämpft man auch hier gegen den Bevöl-
kerungsrückgang. Die Gemeinde stellt
sich dieser Herausforderung, in dem
sie sich darum bemüht die Kalser und
die Exilkalser aktiv in die Gemeinde
einzubinden und den Ort als Tourismu-
sort attraktiver zu machen. Im Winter
2008 konnte der Skigebietszusammen-
schluss von Kals mit Matrei eröffnet
werden. Das neue, Ende 2012 eröffnete
Gradonna Mountain Ressort brachte der
Gemeinde 130 neue Arbeitsplätze. Dem
Ort wurde daraufhin das Prädikat des
österreichischen Alpenvereins Berg-
steigerdorf aberkannt „Wir können uns
das Prädikat nicht leisten“, sagt Martin
Gratz. Aufgabe der Gemeinde ist es,
dem Bevölkerungsrückgang entgegen-
zuwirken, unter anderem indem sie neue
Arbeitsplätze schafft. Zugleich will Kals
die Wertschöpfung durch Nutzung eige-
ner Ressourcen steigern. Dazu gehört
unter anderem das Ziel, die Gemeinde
energieautark zu machen, mithilfe von
Wasserkraft, Hackschnitzelheizungen,
Solar- und Photovoltaikanlagen.
Schwerpunkt Musik
Es gibt in Kals mehr als 20 Vereine.
Diese sind ein wichtiger Anknüpfungs-
und Identifikationspunkt für die Ein-
wohner. Spätestens mit der Eröffnung
des neuen Kulturhauses stehen den Ver-
einen genügend Räume für Treffen und
Veranstaltungen zur Verfügung. Für
die Musikkapelle hat Vizebürgermeis-
ter und Kapellmeister Martin Gratz ein
Programm erarbeitet, das Jung und Alt
ansprechen soll. Seit 2000 reichert er
die Konzerte mit multimedialen Präsen-
tationen an. Die Bilder und Filme kön-
nen als Hommage an den Großglockner
verstanden werden, jenen Berg, der das
Selbstverständnis der Kalser seit je her
prägt.
Info unter:
www.zukunftsorte.at
Zukunftsorte
- Wegweiser in
die Zukunft ländlicher Räume
Kals: Altes Kulturerbe und moderne Dorfgestaltung
GEMEINDE KALS AM GROSSGLOCKNER