Seite 27 - Gemeindezeitungen

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März 2014
TRISTACH KREATIV
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Der Ortnerbauer Johann Mitterho-
fer war musisch vielseitig begabt. Er
erlernte das Zimmermannshandwerk
und besuchte die Polierschule. Bis zur
Einberufung in die deutsche Wehrmacht
arbeitete er als Zimmermann bei der Fir-
ma Stocker. Als Richtschütze beim Heer
kam er an viele verschiedene Kriegs-
schauplätze, unter anderem auch nach
Russland. In Jugoslawien wurde er zu
Kriegsende gefangengenommen. Eine
schwere Krankheit ersparte ihm eine
lange Gefangenschaft. Er führte eine Art
Kriegstagebuch. In Zeichnungen hielt er
Szenen aus dem Krieg und der Gefan-
genschaft fest.
Im Mai 1946, endlich wieder zu
Hause, übernahm er den elterlichen
Hof, da beide älteren Brüder Opfer des
Krieges wurden. Seine Hobbys waren
Zeichnen, Malen und Schnitzen. Im
Laufe der Jahre eignete er sich eine gro-
ße Fertigkeit an und seine Hobbys wur-
den zu einer echten Passion. Er malte
sowohl frei als auch nach Vorlagen.
In der Schnitzerei beschränkte er sich
hauptsächlich auf sakrale Kunst und
auf Krippenfiguren. Selbst im hohen
Alter, bis zu seinem Tod, schuf er noch
außergewöhnliche Werke.
Großes Interesse brachte er auch
der Fotografie entgegen und er entwi-
ckelte seine Bilder selber. Bei der Mu-
sikkapelle spielte er Flügelhorn und er
war Mitglied der Feuerwehr. Außerdem
pflegte er viele Jahre auch dass Waid-
werk.
Der Ortner Hans war in seiner Ju-
gend begeisterter Sportler. Er war in Tris-
tach einer der ersten Schifahrer, liebte
das Radfahren, fuhr mit dem Rad sogar
einmal bis nach Venedig und kletterte
mit dem Idl Franz in den Lienzer Dolo-
miten. Als tiefgläubigen Menschen war
ihm die Sonntagsruhe besonders heilig.
Alle, die ihn kannten, werden ihn
als geradlinigen Menschen mit bemer-
kenswert aufrechter Körperhaltung in
Erinnerung haben.
Burgl Kofler
Johann Mitterhofer auf Weißstein
Johann Mitterhofer 1910-2003
Ölgemälde von Johann Mitterhofer (frei nach Albin Egger Lienz „Der Mensch“)