Seite 23 - Gemeindezeitungen

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März 2014
Zur Erinnerung an Erwin Gernaßnig
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Das Licht der Welt erblickt er 1940
in einer Zeit der Unruhe, als Erwin Ger-
naßnig in Klagenfurt. Eine mütterliche
Zuwendung erfährt er nicht, seine Mut-
ter stirbt nach der Geburt. Er kommt
daraufhin in ein Waisenhaus, bis unse-
re Mutter Adelheid erfährt, dass Eltern
gesucht werden, bei denen er leben
und aufwachsen kann. Über welche
Wege unsere Mutter dies mitbekom-
men hat, wissen wir nicht. So kommt
das ca. 1-jährige Kind nach Tristach auf
den Schußnhof. Er wird behandelt wie
ein Sohn und es darf von einem Glück
gesprochen werden, dass er zu uns
kommt, für ihn wie für die Familie. Die
Entscheidung, ihn aufzunehmen, ist be-
zeichnend für die Grundhaltung unserer
Eltern, den Blick für Bedürftige und für
Menschen in Bedrängnis (auch Leute
aus der Umgebung wissen während und
nach dem Kriege, dass sich die Türe bei
diesem Hause immer öffnete, um deren
ärgsten Hunger zu stillen).
Der Rhythmus der Jahreszeiten, das
enge Verhältnis von Mensch und Natur,
sowie ein schlichtes und arbeitsreiches
Leben im Haus und Hof, sind sicher
prägend für Erwins Entwicklung. Nach
dem Besuch der Volks-
schule wird er zu einer
großen Hilfe in vielen Be-
reichen des Bauerhofes.
Schon damals zeichnet
sich ein Charakter ab,
der von Güte und Hilfs-
bereitschaft, sowie der
Liebe zur Natur und einer
eher stillen Lebensform
geprägt ist.
Mit dem Heranwach-
sen des jungen Erwin
stellt sich für ihn dann
die Frage nach einer Le-
bensperspektive. Auch
die gelegentliche Aushil-
fe bei anderen Bauern
verstärkt bei ihm das Ge-
fühl, dass ein Leben am
Schußnhof keine existenzielle Grundla-
ge für die Zukunft bildet.
Mit 24 Jahren trifft er die Entschei-
dung für ein Klosterleben und tritt 1964
ins Missionshaus in St. Gabriel in Möd-
ling bei Wien ein. Er wird Ordensbruder
und nimmt den Namen Bruder Alfons
an. Mit dem Ablegen eines Gelübdes
dient er von nun an dem Kloster und
Gott. So setzt sich die selbstlose Le-
benshaltung der Mutter bei ihm fort. Die
Liebe zur Natur kann er bald auch im
Klosterleben erfahren: Er übernimmt die
große Kloster-Gärtnerei und leitet diese
mit Hingabe über Jahrzehnte zum Woh-
le des Hauses. Der Rektor charakteri-
siert Bruder Alfons als einen schlichten,
herzlichen, sehr arbeitsamen und Gott
verbundenen Menschen.
Heimweh nach Tristach hat er oft,
und so freut er sich immer wieder über
den jährlichen Urlaub im Elternhaus und
nach dem Ableben der Eltern bei der
Anni. Einige Tristacher Familien sind jähr-
lich seine Anlaufstellen zum Plaudern.
Überraschend für uns alle war dann
die Tatsache, dass eine Operation im
Januar 2014 ohne Erfolg blieb.
Er verstarb am 3. Jänner 2014 und
wurde am Friedhof des Missionshauses
St. Gabriel am 13. Jänner beigesetzt.
Dankbarkeit und Zuneigung ist un-
sere Erinnerung an ihn.
Die Geschwister: Friedl Wendlinger,
Leonard Lorenz, Anni Sandbichler.
Zur Erinnerung an Erwin Gernaßnig, Bruder Alfons
V.l.n.r.: Anna Amort
(Brunnerbäuerin), Erwin
Gernaßnig, Adelheid
Wendlinger, Friedl
Wendlinger
Foto: Friedrich Wendlinger
Foto: Beigestellt