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Slawische Flurnamen in Tristach - Krebsfang an der Drau
März 2013
koza
„Ziege, Geiß“. In den Julischen Al-
pen bedeuten
kozlice
(kozlitze gespro-
chen - zu Verkleinerung siehe oben –
ica
bei
Lawitsch
) oder
kozlovke
(koslouke
gesprochen) „kleine Ziegenweide“ und
„Sammelplatz für Ziegen“. Besonders
bekannt sind die
kozlovke
im oberen
Trentatal (südlich von
Kranjska Gora
):
Almbereiche, exponiert auf schwer zu-
gänglichen Felsplateaus, in die den
Sommer über Böcke hinter Zäunen ein-
gesperrt werden, um sie von weiblichen
Tieren fern zuhalten. In den Karawan-
ken gibt es den
Kosiak
/
Kozjak
/ Geißberg
(
Bizjak
). Die Gössnitz, Bach und Tal in
Heiligenblut, rührt auch von
koza
her,
kosnica
„Geißbach“.
14)
Die eingewan-
derten Slawen nutzten das Gössnitztal
ursprünglich als Ziegenweide, in deut-
scher Mundart entsprechend
goasstâl
,
siehe Gaistal im Wetterstein/Nordtirol.
Die ortsnahe Lage dieses Flurna-
mens deutet nicht speziell auf eine klei-
ne Ziegenweide hin, sondern auf einen
Platz, wo die Ziegen des Dorfes am
Morgen gesammelt und dann vom
goas-
ser
(Geißhirten) jeweils auf die verschie-
denen gemeinsamen Weiden getrieben
wurden. Die genäschigen Ziegen hatten
in den Gärten, Äckern und Feldern im
Talboden nichts zu suchen. Am Abend
wurden sie in der
Guslitze
wieder in
den heimischen Stall abgeholt und in
den heimischen Stall getrieben.
Anschrift des Verfassers:
Anton Draxl, 9900 Lienz, Am Haidenhof 15
Dargestellt ist wohl eine „Laue“,
nicht der reißende Flusslauf der Drau.
Die Fischer scheuchen zeitig vor Tages-
anbruch die Krebse mit brennenden Fa-
ckeln auf - die „krabbelnden“ Tiere sind
bei Nacht und in der Dämmerung aktiv.
Zum Waten tragen sie hohe Stulpenstie-
fel oder haben die Hosen aufgekrempelt
(die zwei oberen). Die Krebse werden
mit der bloßen Hand oder mit einem
sackförmigen Netz, das auf einem höl-
zernen Rundbogen befestigt ist, gefan-
gen. Dieses Gerät hieß
Pern
, in altem
Deutsch
bêre
, von lateinisch
p
ē
ra
„Sack,
Ranzen“ (rechts). Der „Sack“ kann auch
in einem halbkreisförmigen Bogen mit
Stäben eingehängt sein, die sich in ei-
ner Haltestange fortsetzen (links). Die
Beute wurde in Weidentaschen ge-
steckt. Das Saumpferd trägt solche Ta-
schen. Im großen, mit frischem Wasser
gefüllten Holzfass auf dem Wagen des
Viergespanns werden dann die gesam-
melten Krebse zum Schloß Bruck trans-
portiert worden sein, dort residierte ja
der fürstliche „Fischereiberechtigte“. In
den Schloßteichen wurden die Lecker-
bissen für die herrschaftliche
kuchl
le-
bend gespeichert. - Diese wirklichkeits-
nahe Darstellung arrangiert der Künstler
Jörg Kölderer in seinem nüchternen Re-
alismus quasi als bildlichen Report und
sachliche Betrachtung, wie Krebse zu
jener Zeit gefangen worden sind, in der
Kaiser Max lebte. (Der Ausschnitt ist
aus Michael Mayr, Das Fischereibuch
Kaiser Maximilians I., mit acht farbigen
Reproduktionen gleichzeitiger Bilder,
Innsbruck 1901, entnommem.)
Anton Draxl
Krebsfang an der Drau
Ausschnitt einer Darstellung von Jörg Kölderer, Hofmaler von Maximilian I.,
*1465/70 in Inzing, †1540 in Innsbruck, im Tiroler Fischereibuch 1504 – Rückseite
eines kolorierten Wappens der Grafschaft Görz
Anmerkungen:
1)
Hubert Bergmann, Slawisches im Namensgut der Osttiroler Gemeinden Ainet und Schlaiten, Wien 2005, S. 19 ff.
2)
Heinz-Dieter
Pohl, Kals am Großglockner, in: Österreichische Namenforschung 25/1997, S. 1 ff., Karl Odwarka/Heinz Dieter-Pohl, Materialien zu einem Namen-
buch von Kals (Osttirol), in: Zeitschrift der Österreichischen Gesellschaft für Namenforschung, 1986/1-2, S. 84 f.
3)
Siehe Anm. 1
4)
Heinz-Dieter Pohl,
Die Bergnamen der Hohen Tauern, Innsbruck 2009, S. 105 (Mallnitz), Karl Finsterwalder, Tiroler Familiennamenkunde, Schlern-Schriften 284, Inns-
bruck 1990, S. 340 (Islitz)
5)
Franz Fliri, Die ältere Geschichte unserer Landschaft, in: Michael Forcher, Tirols Geschichte in Wort und Bild, Innsbruck
2000, S. 19 f.
6)
Siehe Internet Wikipedia: Lauenburg/Elbe.
7)
Siehe Internet Wikipedia: Elbe (Etymologie).
8)
Heinz-Dieter Pohl, Deutsch-slowenisches
Verzeichnis der Kärntner Orts-, Gewässer- und Bergnamen (im Auftrag des Volksgruppenbüros Kärnten), Klagenfurt 2011/2012, S. 28.
9)
Johann Ja-
kob Staffler, Tirol und Vorarlberg, statistisch und topographisch, mit geschichtlichen Bemerkungen, II. Bd., Innsbruck1844, S. 460 (Kreis Pusterthal
und am Eisack).
10)
Karl Finsterwalder, Tiroler Ortsnamenkunde, Schlern-Schriften 285, 286 und 287, Innsbruck 1990/95, S. 34, Otto Stolz, Poli-
tisch-historische Landesbeschreibung - 3. und 4. Lieferung - Die Viertel Eisacktal und Pustertal, Schlern-Schriften 40, Innsbruck 1939, S. 631, S.
653 (
Lawant
1299,
plebanus
1197).
11)
Heinz-Dieter Pohl, Zweisprachige Ortstafeln als Zeugen gemeinsamer Geschichte und Kultur, in Sammel-
band: Ein Kärnten. Die Lösung, Klagenfurt 2012, S. 126, Josef Schatz, Wörterbuch der Tiroler Mundarten, Schlern-Schriften 119 und 120, Inns-
bruck 1993, S. 133 (Drau =
trôge
).
12)
Walter Steinhauser, Isel und Iselsberg, in: Studien zur Namenkunde, Festschrift für Karl Finsterwalder zum
70. Geburtstag, Innsbruck 1971, S. 101 ff. (
Isala regio
), Heinz Slupetzky, Gletscherweg Obersulzbachtal, Naturkundlicher Führer zum Nationalpark
Hohe Tauern, Band 4, Innsbruck 1988, S. 56 („Gletschermilch“).
13)
Heinz- Dieter Pohl, Aus Anlaß der 800.Wiederkehr der ersten urkundlichen Nen-
nung von Kals am Großglockner am 19. 8.1197:
)
Siehe Anm. 4, S. 50 (Gössnitz).
Abkürzungen: Anm. Anmerkung - Bd. Band; f. folio (Blatt) bzw. folgende(s) Seite (Blatt). ff. folgende Seiten bzw. Blätter – S. Seite.