Seite 25 - Gemeindezeitungen

Basic HTML-Version

Seite 25
• Dezember 2013
„Das ist Musik in meinen Ohren!“- eine Redewen-
dung mit mehreren Bedeutungen – sie braucht sich
nicht unbedingt auf Musik zu beziehen – sie be-
schreibt aber kurz die Rolle, die die Kunstgattung
Musik im menschlichen Leben spielt. Sie hat bis
heute ihre gesellschaftliche Funktion behalten, näm-
lich Menschen glücklich zu machen.
Jedes Lied bedarf der Menschen, die es singen, spie-
len und somit an die nächste Generation weiterge-
ben. Dabei ist unwesentlich, aus welcher Zeit Text
und Melodie stammen, und ob die Lieder mündlich
oder schriftlich tradiert wurden.
Gäbe es nicht alle unsere Gemeinschaften: die um
den Tisch versammelte Familie, die Jugendorganisa-
tionen, verschiedene Berufsstände usw., die gemein-
sam Musik und Gesang pflegen, wäre viel wertvolles
Kulturgut verloren gegangen.
Auch in Sillian sind aus obengenannten Gemein-
schaften verschiedene Chöre, Singgruppen, Spielge-
meinschaften, Ensembles usw. entstanden. Bemer-
kenswert ist, dass es ohne professionelle Ausbildung
an einer Musikschule, ohne spezielle Instrumental-
ausbildung, ohne entsprechende Instrumente, ohne
Förderungen durch irgendwelche Institutionen mög-
lich war, Werke aus verschiedenen Epochen der Mu-
sikliteratur einzustudieren und ein breites Publikum
damit zu unterhalten.
Der erste Kontakt mit Gesang und Musik erfolgte
auch bei uns, wie in fast allen Tiroler Dörfern, über
das Volkslied, gesungen in der Familie, in der Schu-
le, im Wirtshaus, bei verschiedenen Festlichkeiten
usw., spontan und unabhängig von althergebrachten
Singmodellen.
Aus Erzählungen und spärlichen Dokumenten (z.B.
über die Familie Ringler) wissen wir, dass man in
Sillian früher schon Gesang und Musik pflegte. Flo-
rian Ringler (1856 – 1934) war Kupferschmied und
Zithervirtuose aus Sillian und konzertierte bereits
im 19. Jahrhundert mit der Sängerfamilie Pitzinger
aus dem Pustertal in vielen Ländern Europas. Dazu
schreibt „Die Österreichische Alpenpost“ 1904, Nr.
16, S 357 – 361: „ Die erste Tiroler Sängergesell-
schaft, die im Stadtsaal auftrat, war die Gesellschaft
Ringler aus Sillian, welche nun schon das 4. Mal im
„Deutschen Cafe“ (Kraft´s Veranda = erster Kon-
zertsaal Innsbrucks) konzertiert und sich bei Ein-
heimischen und Fremden großer Beliebtheit erfreut.
Franz Ringlers Ensemble (Sohn des Florian) weist
auserlesene, vorzüglich geschulte Stimmen auf und
zeichnet sich durch einen exakten bis in die feinsten
Details durchgebildeten Vortrag aus...“ Den Ringlers
gehörte das heutige Haus der Familie Walder Hans –
Kössler, die ebenfalls als gute Sänger bekannt sind.
Bildquelle: www.sagen.at/texte/sagen/österreich/
tirol/innsbruck/nationalsänger.html
In den 1920er Jahren gab es in Arnbach ein Männer
– Doppelquartett. Vermutlich wirkten einige Ange-
hörige der Familie Jesacher mit. Leider sind weder
Liedgut noch Namen der Sänger dokumentiert.
Arnbacher Sängerrunde ca.1925
Foto: Archiv Rauter
Chronik
Ein Blick zurück ins Sillianer Musikleben