Seite 22 - Gemeindezeitungen

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06/2014
Warum manche Menschen nie
krank werden und über 100 Jahre
alt werden versuchte
Gene Stone
in seinem gleichnamigen Buch
zu ergründen.
Nachdem er an die 25 Hundert-
jährige besucht hatte und deren
Gesundheitsgeheimnisse erfragte
und ausprobiert hatte, und einige,
wohl zu ihm passende, in sein
Leben integriert hatte, wurde
auch er nicht mehr krank und
erfreut sich bester Gesundheit.
Er kam zu der Schlussfolgerung, dass möglicherweise neben
seinen neu praktizierten Gesundheitsgeheimnissen, sein neu
gewonnenes Glaubensprinzip mithalf, seinen Gesundheitszu-
stand zu verbessern: Er glaubt nämlich fest daran, dass die
neuen Gesundheitsstrategien, die er in sein Leben integriert
hat, funktionieren.
Und genau das ist der gemeinsame Nenner Kalter Duschen,
Heißer Suppen, Pflanzlicher Kost, Yoga, Guter Gene, Kno-
blauch, Laufen, Reduzierte Kalorienzufuhr, ein Glaserl Wein,
Positives Denken, Spiritualität und aller anderen Geheimtipps:
Ihre Anwender waren aus tiefstem Herzen von ihrer gesund-
heitsfördernden Wirkung überzeugt.
Spiritualität
Einer dieser Hundertjährigen war ein
Spiritueller Reisender
,
wie er sich selber bezeichnete. Die Spiritualität als gesund-
heitsfördernder Faktor ist sicher ein schwieriger Weg. Es
erfordert, Kierkegaards Sprung in den Glauben zu wagen: Das
rationale Selbst hinter sich zu lassen und eine Welt zu betre-
ten, in der anstelle der Logik der Glaube herrscht. Zudem gibt
es heutzutage unglaublich viele verschiedene spirituelle Strö-
mungen, und an welchem Ort und auf welche Weise sich
einem der Pfad der Erleuchtung eröffnet, lässt sich beim
besten Willen nicht vorhersagen. Viele Menschen leben ihren
Glauben auf der Grundlage der Regeln und Gebote ihrer Reli-
gion und im Wissen um eine höhere Macht, während andere
ihn in der Natur, der Musik oder innerhalb einer Glaubensge-
meinschaft finden.
Ein
spirituelles Bewusstsein
zu entwickeln, klingt nach einem
sehr vagen und gleichzeitig nach einem sehr schwierigen Vor-
haben. C.G.Jung unterscheidet zwischen Ich-Werdung und
Selbst-Werdung. Spiritualität findet im letztgenannten statt.
Allerdings gibt es wichtige Zusammenhänge zur vorausgehen-
den Ich-Phase, ohne die man nicht spirituell werden kann. Spi-
rituell leben heißt auch nicht, unentwegt zu meditieren oder
religiöse oder Eso-Bücher zu verschlingen. In der Ich-Wer-
dung baut der Mensch eine Ich-Identität und Persönlichkeit
auf, Spiritualität spielt im Allgemeinen keine Rolle.
Der Ich-Werdungsmensch entdeckt aber nicht nur seine indi-
viduellen Wünsche, körperlichen und emotionalen Bedürf-
nisse und Interessen, er versucht sie auch aktiv im Leben zu
verwirklichen. Die persönliche Ausrichtung ist hier nicht spiri-
tuell, sondern ich-betont.
Nach der Ich-Werdung kommt nun die Phase der Selbst-Wer-
dung, die Spiritualität in das Leben einfließen lässt und eine
stärker spirituelle Lebensausrichtung mit sich bringt.
Spiritualität und Selbst-Werdung setzt voraus, dass vorher Ich-
Werdung stattgefunden hat.
Es gibt da keine Abkürzung und
viele Esoteriker betreiben Weltflucht, statt sich ihren The-
men und verdrängten Ich-Wünschen zu stellen.
Psychoanalyse und ähnliche Methoden zur Psychotherapie,
deren Ziel die Bewusstwerdung unbewusster Persönlichkeits-
anteile ist, ist Ich-Werdungsarbeit.
Ich-Werdung ist sinnvoll, natürlich und gut. Nur wer in allen
Ehren ein echter Mensch geworden ist und diese Schale bis zur
Neige ausgetrunken hat, kann ein authentisches Selbst und
echte Spiritualität entwickeln. Also, nur aus einem Saulus
kann ein Heiliger Paulus werden. Nur eine fertig entwickelte
Raupe kann sich zu einem Schmetterling verwandeln. Nur wer
ein Ich hat, hat etwas, das sich in ein Selbst verwandeln kann
und nur ein stabiles Ich kann Werkzeug des Selbst werden.
Wer spirituell werden und Leben möchten, sollte sich fragen,
ob er denn schon ein
Ich
geworden ist.
Lassen wir uns davon nicht entmutigen, seit Menschengeden-
ken haben sich unzählige Suchende auf diese Reise begeben.
Einige gute Ratschläge für diese spirituelle Reise gibt der The-
ologe und Psychotherapeut Thomas Moore, einer der führen-
den Experten auf diesem Gebiet und Autor von Bestsellern
wie „Der
Seele Raum geben
“, „
Die Seele lieben
“ und „
Fenster
zur Seele“.
Eine der größten Gefahren für die geistige und körperliche
Gesundheit ist, nicht bewusst zu leben und die vor allem durch
die Massenmedien verbreiteten Ideen und Wertvorstellungen
der Gesellschaft zu übernehmen, ohne sie zu hinterfragen.
Wer so lebt, fühlt sich nicht lebendig und kann sich nie wirk-
lich an der eigenen Individualität erfreuen, sondern verfällt
leicht in depressive Stimmungen und fühlt sich wie ein umher-
irrender Wanderer, der nicht weiß, wer er ist, woher er kommt
und wohin er geht.
Jede Kultur kennt und pflegt traditionelle Praktiken, die
Zugang zu der spirituellen Ebene verschaffen und das spiri-
tuelle Bewusstsein schärfen.
Bei allen wird als erster Schritt empfohlen „zu erwachen“.
Wenn wir erwacht sind, erkennen wir, was das Leben zu bie-
ten hat und können uns auf die Dinge konzentrieren, die uns
spirituell bereichern und mit Lebensfreude erfüllen.
Das Verständnis der Einheit, die Körper, Geist und Seele bil-
den, ist bisher noch sehr lückenhaft. Die Wissenschaft ist gera-
de erst dabei, das seit Jahrhunderten verwurzelte, gegenseitige
Misstrauen zwischen den Anhängern der westlichen Schulme-
dizin und Vertretern religiös-spiritueller Heilmethoden zu
überwinden.
Letztendlich wird sich vielleicht herausstellen, dass der
gesundheitsfördernde Effekt der Spiritualität nicht davon
abhängt, woran,
sondern wie sehr man
etwas glaubt.
EinVersuch hinter das Geheimnis von 100-jährigen zu kommen
Die Seite für die Gesundheit
mit Doktor Adelbert Bachlechner