Seite 22 - Gemeindezeitungen

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Am 1.November 1942 war ich in Nürn-
berg, schrieb mich nur eben an der Aka-
demie ein und fuhr dann mit Mutti nach
Hall und von dort ins Pustertal in Ostti-
rol. Dort ist die Heimat der Familie
Walder, und unsere Verwandten wohnen
dort in Schrottendorf, Assling, Penzen-
dorf und Kosten auf ihren Berghöfen
zwischen 1000 und 1400 m. Die „Unter-
rauchegge“ ist das Geburtshaus von
Walder-Opa.
Das Leben dort oben ist ganz einfach,
still und einsam; kaum dass einmal ein
Fremder hinkommt. Die Gastfreund-
schaft ist großartig, landschaftlich am
schönsten ist es beim Pargger zur Linde,
die Aufnahme aber ist überall gleich
herzlich. Und Radio gibt’s nirgends!
Als wir im Februar wieder herunterka-
men, war die Katastrophe von Stalin-
grad schon hereingebrochen, Hundert-
tausende von Menschen nutzlos geo-
pfert. Aber wir hatten nichts davon
erfahren!
1960 fassten wir den Plan, auch einmal
wieder ins Pustertal zu fahren. Das
Tagesziel war Schrottendorf, und es
ging die Fahrt weiter über Bozen und
Brixen hinüber nach Toblach. Dort
begann es schon zu dämmern, und als
wir die Grenze bei Innichen/St.Candido
erreicht hatten, war es vollends Nacht.
Bis Thal ging ja alles ganz gut, weil es
eine schöne breite Straße gab. Als wir
dann die Abzweigung gefunden hatten,
verfuhren wir uns zuerst einmal und
landeten zunächst in Dörfl. Kehrt! Und
dann an der Kehre links ab! Auf die Fra-
ge, ob man mit dem Wagen nach Schrot-
tendorf fahren könne, kam die Antwort,
ein VW sei schon einmal hin-
gefahren. Also weiter! Ein
Wiesenweg, und nach 100 m
stieg die ganze übrige Familie
aus, entschlossen, Papa mit
der Kutsche allein abstürzen
zu lassen. Er kam aber trotz-
dem hin.
Am ersten Haus begrüßte Mut-
ti laut den in die Nacht her-
ausgetretenen Bauern: „Grü-
aß di, Bacher!“ Es war aber
der „Äußerst“, wie sich her-
ausstellte, der dann freundlich
seinen Stadel öffnete, weil
man sonst überhaupt nicht
hätte wenden können. Die
Begrüßung beim Bacher mit
„dass sel lei möglich is“ und
„Deikert nochamol eini“ war
klassisch und bleibt unverges-
sen. Es gab – nach 19 Jahren!
– natürlich viel zu erzählen,
aber dann musste halt auch
Schluss gemacht werden und
es ging in die Betten. Am anderen Mor-
gen gelobte Bacherlois bis zum nächsten
Jahr einen breiteren Weg und fließend
warmes und kaltes Wasser, und dann
durfte Papa wieder alleine bis zur
Abzweigung zurückfah-
ren.
Im Urlaub 1961 waren
wir dann beim Jager-
Loisl in Schrottendorf;
er hatte es geschafft:
Straße ausgebaut und
fließend warmes u. kal-
tes Wasser in den Zim-
mern. Es gab auch
Ansätze von Kammer-
fensterln und ähnliches,
so gerade noch auszu-
halten. Besonders schön die Tage auf
der Linderalm. Im Heu schlafen und den
ganzen Tag faulenzen, das war gut. Nur
Hanswolf und Papa rafften sich zu einer
Tour zum Sichelsee auf. Es gab noch
Frühlingsblumen dort oben. Die ersten
Edelweiß wurden gepflückt. Eine Tages-
tour durch die Dolomiten nach Meran
und ein Ausflug zum Großglockner
waren weitere Höhepunkte.
Die Tage 1962 in Schrottendorf waren
wieder recht friedlich, wenn auch nicht
ganz ungetrübt, weil bei Lois „der Zeit-
geist“ spürbar wurde. Ein bisschen
Malen, ein bisschen Spazierengehen,
Baden bei Solderers, das war’s. Dann
ging es wieder auf die Alm, wo wir
neben der Linder Moidl und den ande-
ren besonders in dem „Großen Seppl“
und seiner Frau Julie, die ihren kleinen
Franzl mit seinen sieben Monaten mit
auf der Alm hatte, rechte Freunde
gewannen. Viel Spaß gab es immer
abends, wenn Rudl im Heu „das Licht
ausblies“, und auch sonst, weil die Lin-
der eine freundliche und frohe Gesell-
schaft sind.
1963 galt es dann von Schrottendorf
Abschied zu nehmen.
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12/2013
Dr. Hans Butterhof aus Kirchpatt – Lengerich in Deutsch-
land hat in seinem Urlaubsarchiv Kindheits- und Urlaub-
serinnerungen an Assling/Schrottendorf ausgegraben und
uns daraus höchst Interessantes mitgeteilt.
Dr. Hans Butterhof mit Frau Anne und
ihren Töchtern sind in den 80er Jahren
und dann immer wieder nach Assling
auf Urlaub gekommen und pflegen
regen Kontakt zu oben genannten Leu-
ten.
Wir danken Euch für die Übermittlung
dieser Zeilen und grüßen Euch herzlich
aus dem winterlichen Assling.
Josef Peintner
Urlaubserinnerungen
Schneeidylle auf der Schihütte
Bild: Elfriede Walder