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FODN - 54/02/2013
MENSCHEN
I
ch, Gusti Groder, bin am 13.12.1926
geboren. In meiner Familie waren
wir 11 Kinder. Ich bin mit meinen 6
Schwestern und 4 Brüder aufgewachsen.
Wir haben neben der Kirche und dem
Widum gewohnt. Meine Eltern hatten
eine Landwirtschaft und ein Gasthaus.
Schon als Kind habe ich gerne gebetet,
bin oft in die Kirche gegangen und hatte
Klostergedanken. Als ich wieder einmal
in der Kirche war, sah mich unser Pfar-
rer. Er sprach mich an und fragte mich,
was ich einmal für einen Beruf ergrei-
fen möchte. Meine Antwort war, dass
ich Klosterschwester werde. Wir haben
oft darüber geredet… und er wollte es
mir ausreden mit der Begründung, dass
es schwierig ist und viele Opfer gefor-
dert werden. Mich ließ der Klosterge-
danke nicht mehr los. Ich wurde regel-
recht krank.
Mehrere Sommer verbrachte ich auf
der Alp beim Vieh. Insgesamt war ich
9 Jahre beim Viehhüten. Meine anderen
Geschwister waren nur einen Sommer
auf den Alp, da ihnen die Arbeit zu
schwer war. Mein erster Bruder ist im
Krieg gefallen und meine ältere Schwes-
ter heiratete nach Kärnten. So wäre es
an mir gewesen unsere Landwirtschaft
und unser Gasthaus zu übernehmen.
Gott hatte andere Pläne und sagte du ge-
hörst nicht hierher.
Für das Kloster brauchte ich ein Ge-
sundheitszeugnis. So musste ich zum
Arzt. Er fragte mich wofür ich das Ge-
sundheitszeugnis brauche. Ich antworte-
te für das Kloster und - der Heilige Geist
wird mich schon führen. Zwei Wochen
lang habe ich damit gekämpft es Vater
zu erzählen. Eines Abends dann erzähl-
te ich ihm von meinen Wunsch. Er sagte
ich kann es dir nicht verbieten.
Zu dieser Zeit war gerade P. Thomas
Albrecht, Redemptorist, bei uns auf Ge-
meindemission. Es ergab sich ein Ge-
spräch, in dem ich P. Albrecht meinen
Klosterwunsch mitteilte. Er erzählte
mir von den Redemptoristinnen in Lau-
terach / Vorarlberg.
Am Abend bevor ich ins Kloster ging,
sagte meine Mama ich soll mich nieder-
knien. Mama sprach kein einziges Wort.
Sie stand nur stumm vor mir. Das war
mein Abschied von daheim – stumm
und ohne Worte.
P. Albrecht brachte mich zum Bahn-
hof. Zum ersten Mal sah ich einen Zug.
Um 4 Uhr morgens fuhr der Zug von
Kals nach Bregenz. Vor Aufregung habe
ich mich öfters auf der Fahrt erbrochen.
So beschloss P. Albrecht mich bis nach
Lauterach zu begleiten. Wohl bemerkt;
er hatte noch seine Hausschuhe an.
Denn es war ja nicht abzusehen, dass er
bis nach Lauterach mitfährt. Um 13 Uhr
sind wir angekommen. Die Schwestern
haben nicht geglaubt, dass ich komme;
es war der 27. September 1950
Mit dem Schwesternnamen Maria
Alphonsa (von der Mutter „Von der im-
merwährenden Hilfe“) wurde ich am
21.10.1951 eingekleidet. Meinen Na-
menstag feiere ich am 1. August – der
Todestag unseres Ordensvaters Alfonso
Maria de Liguori. Meine Erste Ordens
Profess legte ich nach einem Jahr ab
und feierte meine Ewige Profess am
30.10.1955.
Mein Vater war 2-3 Mal im Kloster zu
Besuch, um mich „di Gusti zruggholn“.
Einmal sind beide Eltern auf Besuch
gekommen. Wir konnten uns nur durch
das Gitterfenster miteinander unter-
"Ich verehre besonders das Kostbare
Blut Jesu aus Dankbarkeit für das
Geschenk der Erlösung.
Maria, die Mutter von der immer
währenden Hilfe, ist jeden Tag meine
treue Begleiterin."
Die Redemptoristinnen
D
ie Redemptoristinnen sind eine
kontemplative Gemeinschaft von
Ordensfrauen mit dem Auftrag, leben-
diges Gedächtnis des Erlösers zu sein.
Als Gemeinschaft und als Einzelne ge-
ben sie Zeugnis von der Liebe, die uns
Gott in Jesus Christus erweist. Ihre
Mission vollziehen sie in klösterlicher
Zurückgezogenheit in der doppelten
Ausrichtung: zur Ehre Gottes und zum
Heil der Menschen.
Die Redemptoristinnen sind ein welt-
weiter Orden, der auf allen Kontinenten
vertreten ist. Auch in den Missionslän-
dern bezeugen sie durch ihrverborge-
nes Dasein als kontemplative Schwes-
tern, dass es nicht nur auf Leistung
ankommt.
Seit 1904 leben Redemptoristinnen
in Lauterach bei Bregenz, nicht weit
vom Bodensee. Die Gründung ging
aus vom Kloster Wien-Mauer. Die
Schwestern erwarben Kloster und Kir-
che von den Dominikanerinnen, die
diese 1886 erbaut hatten und die seit-
her in Bregenz-Marienberg leben und
wirken.
Schwester Alfonsa
(Gusti Groder)
Unsere Kalser Ordensfrauen