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FODN - 54/02/2013
GESCHICHTE & KULTUR
Unsere Gemeinde gehört zu den namenkundlich bemerkens-
wertesten Regionen Österreichs. Hier haben im Mittelalter
Romanen, Slawen und Deutsche friedlich nebeneinander ge-
rodet, gewirtschaftet und gelebt.
Namenforschung
in Kals am Großglockner
Die frühesten Belege von Kalser Namen
(von den Anfängen bis 1500)
Von Peter Anreiter
D
as älteste Dokument, in dem ein
Kalser Name auftaucht, ist eine
in Patriasdorf ausgestellte Urkun-
de aus dem Jahre 1197: Graf
Heinricus
de Materei
(= Matrei) entlässt auf Bit-
ten seiner Freunde, des Grafen
Main-
hardus
, seines Bruders
Engelbertus de
Görz
und des Grafen
Otto de Ortenbur-
hc
(= Ortenburg; westl. von Spittal an
der Drau) gegen 20 Mark Entgelt eine
Frau namens
Alheidis
und deren Toch-
ter
Alheidis
mit den beiden Söhnen des
Herrn
Wolscalchus
de
Lowat
(= Lavant)
und ihre künftigen Erben, weiters ihre
andere Tochter
Richarda
, ferner eine
dritte Tochter namens
Hadewic
und
ihre Schwester
Perhta
und eine andere
Schwester und auch ihren Bruder
Per-
toldus
und ihre Nichte
Richardis
, wei-
ters ihre vierte Tochter
Williburhc
und
auch den Sohn der vorgenannten
Alhei-
dis
namens
Conradus
, alle mit ihren
Söhnen und Töchtern und allen ihren
Nachkommen vom heutigen Tag an
rechtskräftig in die ewige Freiheit. Als
Zeuge fungiert neben anderen ein
Rai-
nardus
plebanus de
Calce
.
Im Jahre 1244 werden in einer
Urkunde vier Höfe
ex altera parte
montis
Duri
(= Tauern)
in
Lescha
(=
Lesach) genannt.
In einer Urkunde, deren Abfassung
in die Zeit zwischen 1240 und 1248 zu
datieren ist, verkaufen der Abt und der
Konvent von St. Paul im Lavanttal dem
Bischof von Seckau zur Begleichung
ihrer Schulden in Italien gewisse Güter
in Etzendorf (bei Eibiswald). Dieser
Rechtsakt wird
In presencia testium
subscriptorum: [...] Gotfridi de
Kals
gesetzt.
Graf Meinhard III. von Görz bestätigt
in einer in Millstatt ausgestellten
Urkunde vom Jahre 1252, dem Grafen
Hermann von Ortenburg, der in Kals
(
Chalz
) gewisse Einkünfte verpfändet
hat, Güter in Krain zu überlassen.
Derselbe Landesfürst bekundet im
Jahre 1253, dass er dem Konvent der
Dominikanerinnen zu Lienz einen Hof
im Großdorf zu Kals (
curiam apud
Chalts
in
villa
maiori
) geschenkt
hat, nachdem die Schwestern die
Lehensrechte des
Heinricus castellanus
de Luenz
um eine Summe Geldes
abgelöst hatten und dieser auf besagten
Hof verzichtet hatte.
In einer Urkunde des Jahres 1292, in
welcher die Schäden aufgelistet werden,
die die Salzburger Kirche im Amt
Matrei durch die Görzer Grafen erlitten
hat, wird beklagt, dass die Beamten von
Graf Albert die Kirchenleute von Matrei
(
Matray
), Virgen (
Virge
) und Kals
(
Chalts
) in ihre Untertänigkeit zögen
und diese sich nicht mehr verpflichtet
Zur Person:
Peter Anreiter
wurde 1954 in Innsbruck geboren und studierte an
der Universität Innsbruck Sprachwissenschaften und Klassische Phi-
lologie. Im Dezember 1980 schloss er sein Studium mit dem Dokto-
rat und der Promotio sub auspiciis praesidentis rei publicae ab. 1985
schloss er zudem ein Lehramtsstudium der Klassischen Philologie ab
und erlangte so die Berechtigung zum Unterricht an Allgemeinbilden-
den Höheren Schulen in den Fächern Latein und Altgriechisch.
In den Jahren 1985 bis 1993 arbeitete er als Universitätsassistent
am Institut für Sprachwissenschaft der Universität Innsbruck und im
Juni 1993 habilitierte er sich mit einer Arbeit über „Das Nachleben kel-
tischer Appellativa in den romanischen Sprachen“.
ao.Univ.-Prof.
Dr. Peter Anreiter