Seite 43 - Gemeindezeitungen

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Am 22. September 2012 hatte
Hans Gumpoldsberger seinen
letzten „Auftritt“. Mit seinem
Doppelgespann führte er die
Erntedankkrone beim tradi-
tionellen Almabtriebsfest in
Krimml. Für Hans war es die
letzte Fahrt. Das hatte er be-
reits an diesem Tag für sich
entschieden - schweren Her-
zens - aus gesundheitlichen
Gründen. Er verkaufte in den
darauffolgenden Wochen alle
seine geliebten Pferde. Dass
auch seine Lebensernte von
seinem Schöpfer so unerwar-
tet schnell im 75. Lebensjahr
- am 08.01.2013 - heimge-
holt werden würde, hat nicht
nur seine Familie und die
Verwandten, sondern auch
viele seiner Pferdefreun-
de schmerzvoll erschüttert.
Es war für die Angehörigen
anlässlich der Beerdigung
berührend zu erleben, wie
weitgespannt seine Kontakte
zu den Pferdefreunden wa-
ren. Sie kamen von Bayern,
Südtirol und fast aus allen
Bundesländern, um Hans die
letzte Ehre zu geben.
Sowar es auch selbstverständ-
lich für seinen Freund, Anda
Steiner aus Matrei i.O., dass
er mit seinem Pferdegespann
den Sarg zur Kirche führte.
Pfarrer Jean Paul feierte mit
der großen Trauergemeinde
einfühlsam den Sterbegottes-
dienst, der musikalisch und
gesanglich von der „Millner
Hansl“-Gruppe aus Matrei
i.O. mitgetragen wurde. Das
Abschiedslied nach der Beer-
digung „Stellt‘s meine Ross
in Stall“ war wohl ganz im
Sinne des Verstorbenen und
berührte Jung und Alt.
Paul Steiner verfasste als
Mitglied des Noriker-Fach-
ausschusses Osttirol den tref-
fenden Nachruf, vorgetragen
von LJ/JB-Obmann Bernhard
Webhofer:
Die Rösser waren sein Stolz
und seine Freude! Der „Ros-
singer Hans“, wie er gerne
genannt wurde, war ein be-
geisterter und weitum be-
kannter Norikerzüchter und
hatte Freude, bei Pferdever-
anstaltungen nicht nur dabei
zu sein, sondern auch aktiv
mitzuwirken. So konnte er
bei Bezirks- und Landesaus-
stellungen oder auch bei der
Bundesschau in Stadl-Paura
erfolgreich mitmischen. Aus
dem „Pichlerstall“ gingen
einige Bezirks- und Landes-
sieger hervor, und er freute
sich auch über erfolgreiches
Abschneiden bei der Bundes-
schau. Sein Bemühen bei Mu-
sik, Feuerwehr und sonstigen
Anlässen mit den Pferden, die
Veranstaltung aufzuwerten,
war erstaunlich. Er scheu-
te keine Mühe, Kutsche und
Pferde zu verladen, um im In-
und benachbarten Ausland
dabei zu sein. Er war glück-
lich, dass Enkelin Jasmin mit
ihm die Freude an den Pfer-
den teilte und ihn - besonders
in den letzten Jahren fest un-
terstützte
… (Auszug aus der
Ansprache)
Weitere herausragende Er-
lebnisse für Hans waren die
Mitwirkung mit seinen Pfer-
den bei Dreharbeiten zum
Film „Der Schandfleck“.
So konnte er für Tage in das
pralle Leben der Filmwelt
eintauchen. Genauso span-
nend war es für ihn auch,
als er 2006 eine Fahrt mit
einem Vierer-Gespann auf
die Franz-Josefs-Höhe orga-
nisierte, wo symbolisch die
Zügel des höchsten Amtes in
der Norikerzucht (Obmann-
stelle der Arbeitsgemein-
schaft der Norikerpferde-
züchter in Österreich) von
Franz Altenberger an Janko
Zwitter übergeben wurden.
Für den Tourismusverband
Lienz führte er drei Sommer
lang wöchentlich bis zu 15
Kinder mit Pferd und Wagen
nach Amlach und zurück.
Mit seiner Hochzeitskutsche
war er besonders gern un-
terwegs und brachte immer
selbst das Pferdegeschirr auf
Hochglanz.
Johann Gumpoldsberger wur-
de am 05.07.1938 in Enzen-
kirchen in Oberösterreich als
zweites von sechs Kindern
der Eltern Johannes und Pau-
line geboren. 2 Geschwister
sind ihm bereits in die Ewig-
keit vorausgegangen, Pepi
mit 36 Jahren als Vater von
5 Kindern durch einen tra-
gischen Unfall und Angela
mit 30 Jahren an den Folgen
eines Zeckenbisses. Beruf-
lich war Hans ein Meister auf
allen Baumaschinen und ein
exzellenter Autofahrer, der
sich österreichweit bestens
auskannte. Durch den Bau
der Pipeline wurde Hans von
seiner damals deutschen Fir-
ma in den Lienzer Talboden
versetzt und lernte seine Frau
Traudl, geb. Mühlmann, ken-
nen und lieben. Sie heirateten
im Juli 1967 in seinem Hei-
matdorf Enzenkirchen, wo
sie die Landwirtschaft seiner
Eltern weiterbetrieben. Nach
5 Jahren, im November 1971,
fiel die Entscheidung, nach
Gaimberg auf den Pichler-
hof zu übersiedeln, um den
Hof von Traudls Eltern zu
übernehmen. Zu den Kindern
Michaela, Hannes, Klaus und
Elisabeth kamen schließlich
noch Christine und Wilfried
Im Gedenken an Johann Gumpoldsberger
Die Spuren, die er hinterlassen hat sind vielfältig
Die Rösser waren sein großes Hobby
Hans bei seiner letzten Fahrt in Krimml am 22.09.2012
Foto: Armin Preßlaber