Seite 36 - Gemeindezeitungen

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LLGEMEIN
Lokale Zeitgeschichte: Besuch aus den USA
Viele werden sich noch an das Jahr 2000 erinnern, als
eine Gruppe von Amerikanern Thurn besuchte, um
vor Ort zweier amerikanischer Fliegerabstürze des 2.
Weltkrieges zu gedenken. Dies wurde durch die Mithilfe
vieler Interessierter, durch das Entgegenkommen der
Gemeinden Thurn und Oberlienz und im Besonderen
durch die Freundlichkeit der betroffenen Familie
Peter Unterfeldner sen. ermöglicht. Es kam zu einem
einmaligen Treffen von Zeitzeugen und vielen anderen
historisch aufgeschlossenen Personen.
Aus der Mannschaft der bei Thurn am 9. Juni 1944 abgestürzten
Maschine B24 Liberator waren der Luftschütze Marvin Guthrie
als Überlebender persönlich anwesend, die Söhne des Copiloten
Strong John sowie die Geschwister des beim Absprung tödlich
verletzten Luftschützen Vincent Marimpietri, der in Oberlienz
begraben worden war. Aus der Mannschaft der in Winnebach-
Südtirol am 22. November 1944 abgestürzten Maschine nahm
auch der Copilot Virgil Hall als Überlebender die Strapazen der
langen Anreise auf sich, um an der Feier teilzunehmen.
13 Jahre sind seither vergangen und die Veteranen Guthrie und
Hall sowie die anderen Crewmitglieder sind nun schon lange
unter der Erde ihres Heimatlandes. Aber die Geschichte hat einen
lebendigenAtem, als nämlich im letzten Sommer die Information
aus den USAkam, dass der Sohn des Navigators aus demThurner
Flieger, Mr. Brian Lindberg, gerne die Absturzgegend seines
Vaters kennenlernen möchte.
In schneller Organisation wurde für die Familie Lindberg ein
Hotel gebucht und die Familie Unterfeldner Peter jun. gebeten,
dem Besuch aus USA bei Gelegenheit die Absturzstelle zu
zeigen.
Die Gäste aus den USA fanden beste Bedingungen für ihren
Osttirolaufenthalt vor. Für Roland Domanig als lokalem „Guide“
gliederte sich die Betreuung der Fam. Lindberg schnell in zwei
Teile, Geschichteinformation für die Eltern (Aguntum, Schloss
Bruck, Stadtrunde) und – Organisation von Sommergaudi für
die beiden Kinder mittleren Alters … (Osttirodler, Kletterpark,
Schwimmen).
Das kleine Erinnerungsdenkmal auf der Oberlienzer Tratte,
einst gestiftet vom Schlossermeister Duregger aus Lienz für die
Friedensfeier des Jahres 2000, hat die Jahre in gutem Zustand
überdauert. Der Oberlienzer Bürgermeister Martin Huber hatte
die Grasfläche umdas Denkmal vorausschauend sauber ausmähen
lassen, sodass die Familie Lindberg sichtlich berührt war von
dieser speziellen Station innerhalb des beliebten Friedensweges.
Dieses beschauliche Wieseneck am Friedensweg wird sich durch
eine leichte Schutzumzäunung und mit einer Sitzbank in Zukunft
noch viel besser präsentieren.
Nach dem Osttirol-Aufenthalt führte die Fam. Lindberg ihr
Leihwagenweiter ins heutigePolen,wo in einemGefangenenlager
STALAG der Navigator Frederic Lindberg einst eingesperrt
war.
Eine kleine Nachbesprechung des USA-Besuchs führte die Fam.
Peter Unterfeldner jun., heute der Besitzer des Absturzgeländes,
Fam. Anton Baumgartner, Dr. Martin Kofler, Dr. Harald
Stadler und Roland Domanig im Haidenhof zusammen. Dr.
Kofler hatte in den USA im Jahr 2000 unter anderem auch das
Thurner Absturzereignis mit einem amerikanischen Airforce-
Historiker erörtern können. Univ. Prof. Dr. Stadler betonte
als Neuzeitarchäologe sein wissenschaftliches Interesse an
Flugzeugabstürzen, die gegebenenfalls durch Bodenfunde
rekonstruiert werden können.
Es ist gar nicht unwahrscheinlich, dass noch öfters interessierte
Nachkommen der am9. Juni 1944 abgestürztenBomberbesatzung
Osttirol und Thurn-Oberlienz besuchen werden.
Roland Domanig
Nachbesprechung im Haidenhof. V.l.: Roland Domanig, Dr.
Martin Kofler, Dr. Harald Stadler, Annemarie und Peter
Unterfeldner, Gertraud und Anton Baumgartner.
Die Familie Lindberg am Gedenkplatz „Tratte“.
Auch Glenn Strong, der Sohn des Copiloten von 1944, besuchte
heuer wieder die Absturzstelle und die Erinnerungstafel.