Seite 49 - Gemeindezeitungen

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Aktiv
Nationalpark Hohe Tauern
I
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Ein erfolgreiches Projekt
für Landwirtschaft und
Naturschutz
Die Almen sind ein Mosaik unter-
schiedlichster Lebensräume, welche
durch eine jahrhundertelange, standort-
angepasste Nutzung und Pflege entstan-
den sind. Viele dieser Lebensräume sind
aus naturschutzfachlicher Sicht wertvoll.
Die Erhaltung dieser Lebensräume ist
aus wirtschaftlicher Sicht oft kaum ren-
tabel. Mit dem „Nationalparkzertifikat“
auf der Alm sollte ein Beitrag zu ihrer
Erhaltung geleistet werden.
Das Nationalparkzertifikat war eine frei-
willige Übereinkunft zwischen Almbe-
wirtschaftern und dem Nationalpark
Hohe Tauern Tirol und wurde in dieser
Form nur hier angeboten. Die Alm-
bauern und Almbäuerinnen erbrachten
eine Leistung im Sinne des Naturschut-
zes und bekamen im Gegenzug den
Arbeitsaufwand oder entstehende Nach-
teile in der Bewirtschaftung der Almen
finanziell abgegolten. Und zwar allein
aus Naturschutzgeldern des Landes
Tirol, des Nationalparks Hohe Tauern
und der Europäischen Union. Basis für
die Förderungsmöglichkeit war das Ein-
liegen der Almen in einem Natura 2000
Schutzgebiet und das ist der National-
park Hohe Tauern Tirol zur Gänze.
Ziel war es, eine nationalparkgerechte,
standortangepasste, ökologisch verträg-
liche Almbewirtschaftung zu unterstüt-
zen. Eine nationalparkgerechte Alm-
wirtschaft soll wirtschaftlich sinnvoll
und ökologisch verträglich erfolgen.
Das Zertifikat verband betriebswirt-
schaftliche und naturschutzfachliche
Aspekte in idealer Weise. Gefördert
wurde die Erhaltung von naturschutz-
fachlich wertvollen Almweiden durch
Schwenden und Freistellen, aber auch
der Schutz und die Pflege naturschutz-
fachlich sensibler Biotope wie Tümpel
und Moore (insgesamt 15 Hektar). Diese
Maßnahmen und geplante Investitionen
wurden in einem Almentwicklungskon-
zept zusammengefasst: Die Umsetzung
war für die Almbewirtschafter freiwillig
und wurde vom Nationalpark unter-
stützt. Der Nationalpark stand dabei den
Almbewirtschaftern bei der Förderbean-
tragung und der Abwicklung hilfreich
zur Seite. Das hatte den Vorteil, dass Be-
hördenwege verkürzt wurden bzw. gänz-
lich entfielen. Bewilligungen konnten
wesentlich rascher erfolgen.
Es wurden 26 Almentwicklungskonzepte
erstellt. Die Planungsfläche erstreckte
sich auf über 250 Hektar. Ein Schwer-
punkt war dabei die Verbesserung von
Weideflächen. Es wurden auf 140 Hektar
Zwergsträucher entfernt (Schwenden),
24 Hektar Lärchweiden wiederhergestellt
und 15 Hektar Weidefläche entsteint.
Zusätzlich wurden auch infrastrukturelle
Maßnahmen wie beispielsweise Trink-
wasserversorgungsanlagen, Kleinstkraft-
werke und Abwasserentsorungsanlagen
gefördert, um das ohnedies meist arbeits-
aufwändige Leben auf der Alm etwas zu
erleichtern.
Es erfolgte eine umfassende Begleitung
und Beratung bei der Maßnahmenum-
setzung. Erfahrungen von anderen
Almen wurden eingebracht und es wur-
den auch Lösungsvorschläge bei Schwie-
rigkeiten imWeidemanagement und bei
der almwirtschaftlichen Praxis ent-
wickelt.
Insgesamt wurden Maßnahmen im
Wert von 500.000 € finanziert und um-
gesetzt.
Mit der Förderperiode LE 2007 – 2013
ist das Projekt vorerst abgeschlossen. Es
wird aber intensiv an einem Nachfolge-
projekt gearbeitet, damit in der nächsten
Förderperiode, welche vor allem in den
„älteren“ EU-Mitgliedsstaaten noch viel
mehr auf den Naturschutz ausgerichtet
sein wird, Naturschutzaktivitäten und
damit auch Almverbesserungen stattfin-
den können.
Mag. Martin Kurzthaler
Nationalparkzertifikat für Almen
Das „Nationalparkzertifikat“ steht für eine nationalparkgerechte, standortangepasste,
ökologisch verträgliche Almbewirtschaftung – Foto Thomas Steiner, NPHT, Mullitzalm.