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FODN - 55/03/2013
Johann Georg Höllbacher
D
ie Nationale Beratungsstelle Her-
denschutz startet im Frühjahr
2014 in der Gemeinde Kals ein
Pilotprojekt, um den Einsatz von Her-
denschutzmaßnahmen in der landwirt-
schaftlichen Praxis zu erproben.
Das Projekt wurde auf Initiative vom
Land Tirol gestartet. Kooperationspart-
ner sind das Lebensministerium, die
Länder und der Nationalpark Hohe Tau-
ern. Auf der Suche nach neuen Lebens-
räumen durchstreifen immer mehr gro-
ße Beutegreifer wie Braunbären, Luchse
und Wölfe Österreich. Bislang wurden
nur Einzeltiere in Österreich festgestellt,
doch eine weitere Ausbreitung ist in Zu-
kunft nicht auszuschließen. Große Beu-
tegreifer wie der Wolf genießen einen
umfassenden rechtlichen Schutz. In der
Fauna- Flora-Habitat-Richtlinie (FFH)
der Europäischen Union sind sie als
streng zu schützende Arten aufgeführt.
Wölfe reißen hauptsächlich Wildtiere
wie Rehe oder Rotwild. Ungeschützte
Schaf- und Ziegenherden bieten ihnen
allerdings auch ein verlockendes Beu-
teziel. Die Erfahrungen aus anderen
Ländern wie der Schweiz zeigen, dass
mithilfe von Herdenschutzmaßnahmen
die Anzahl von gerissenen Nutztie-
ren wesentlich verringert werden kann.
Herdenschutz zum Beispiel mit Herden-
schutzhunden und Hirten ist aufwändig,
aber zusammen mit Entschädigungs-
maßnahmen unabdingbar, um innerhalb
der gesetzlichen Rahmenbedingungen
ein Nebeneinander von Almwirtschaft
und freilebenden Wölfen zu ermögli-
chen.
Nachdem die Landesagrarreferen-
tenkonferenz (LARK) grünes Licht für
die Umsetzung des mehrjährigen Pilot-
projekts für Herdenschutz gegeben hat,
Österreichischer Bundesverband für Schafe und Ziegen
Projekt Nationale Beratungsstelle Herdenschutz.
Erstmals Herdenschutzhunde im Einsatz
Schutz für Schafe
vor Wolf und Bär
wurde nun mit der konkreten Umset-
zung begonnen. Im kommenden Jahr
soll erstmals eine große Schafherde
während der Almsaison von mehreren
Herdenschutzhunden begleitet werden.
Das Projekt findet in Zusammenarbeit
mit der Almgenossenschaft Dorfertal
statt und auch die ständige Behirtung
der Schafherde werden zwei Kalser
übernehmen. Die Hirten wurden be-
reits in einer Ausbildungswoche in der
Schweiz auf diese anspruchsvolle Auf-
gabe vorbereitet. In der Schweiz gibt es
langjährige Erfahrung im Umgang mit
Herdenschutzhunden und so konnten
viele Einblicke in den Arbeitsalltag mit
Herdenschutzhunden gewonnen werden.
Die österreichweit ersten Herden-
schutzhunde wurden aus Italien impor-
tiert. Sie stammen aus den Abruzzen,
einer Region in der Wolf und Bär nie
ausgestorben sind und daher die Tra-
dition der Schäferei bis heute erhalten
geblieben ist. Der Einsatz von Herden-
schutzhunden gehört für die dortigen
Landwirte zum Alltag. Herdenschutz-
hunde werden nicht nur für Schafher-
den, sondern auch für den Schutz von
Pferden, Eseln oder Rindern eingesetzt.
Die Herdenschutzhunde sind gut mit
der Herde sozialisiert und verteidigen
die Schafe effektiv gegen äußere Ge-
fahren. Es gibt kaum Konflikte mit der
Bevölkerung und auch Wanderer halten
selbstverständlich Abstand.
In Österreich sind Schafe mit Her-
denschutzhunden ein ungewohntes Bild,
daher ist die umfassende Aufklärung
ein wichtiges Anliegen des Projekts.
Um den Besucher auf der Alm das rich-
tige Verhalten im Umgang mit Herden-
schutzhunden zu erklären, werden unter
anderem Informationsbroschüren zur
Verfügung gestellt und Hinweistafeln
im Gebiet angebracht. Ein kurzer Vi-
deoclip und weitere Daten und Fakten
rund um das Thema Herdenschutzhun-
de finden sich auch auf der Homepage
der Nationalen Beratungsstelle Herden-
schutz: www.herdenschutz.at
Kontakt für Rückfragen:
Nationale Beratungsstelle
Herdenschutz
www.herdenschutz.at
Johann Georg Höllbacher
Tel.: 0664 - 31 38 262
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