Seite 25 - Gemeindezeitungen

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Seit einigen Jahren gewinnt der
Ingwer im Westen wieder zuneh-
mend an Bedeutung. In den mei-
sten Supermärkten können wir
die frischen Knollen kaufen,
Reformhäuser und Chinaläden
bieten getrockneten Ingwer an.
Ingwerpulver findet sich in vie-
len Gewürzregalen.
Man ist versucht zu sagen „Das
wurde auch Zeit!“, zählt der Ing-
wer doch zu den ältesten Gewür-
zen und Heilpflanzen der Welt.
Die Chinesische Medizin teilt die Heilpflanzen in drei Kateg-
orien ein. Die unterste Kategorie enthält die Diener-Kräuter,
hochgiftige Heilpflanzen, die nur bei akuten Krankheiten und
dann auch nur in sehr kleinen Dosen eingenommen werden
dürfen. Die nächste Kategorie umfasst die Minister-Kräuter,
ohne giftige Inhaltsstoffe dürfen aber nicht über längere Zeit
eingenommen werden.
Die so genannten
Königlichen-Kräuter
bilden die höchste
Kategorie. Zu ihnen zählen die wertvollsten Heilpflanzen, die
keine Nebenwirkungen haben und über längere Zeit einge-
nommen werden dürfen. Ingwer war die wichtigste Pflanze in
dieser Kategorie. Auch in den Indischen Veden, den ältesten
religiösen Schriften des Hinduismus wird der Ingwer und sei-
ne heilende Wirkung erwähnt.
Über die Assyrer, die alten Ägypter, die Griechen und die
Römer kam die Pflanze auch zu uns und in den Klöstern lebte
das Wissen um diese Heilpflanze weiter. Die Ärzte des Mittel-
alters empfahlen Ingwer gegen allerlei Wehwehchen aber
auch gegen ernsthafte Krankheiten. Man wusste um seine stär-
kende, reinigende und vitalisierende Wirkung, wie der Beina-
me „göttliches Feuer“ belegt. Hildegard von Bingen
verordnete ihren Patienten Ingwer gegen Magenschmerzen,
bei Verstopfung, zur Verdauungsförderung und äußerlich
gegen Hautflechten. Sie warnte aber auch davor, dass Ingwer
auf Grund seiner Wärmewirkung den Menschen zügellos
machen könne – etwas, was im offiziellen Christentum gar
nicht erwünscht war. Auch Paracelsus empfahl den Ingwer
seinen Patienten, er nützte ihn aber auch selbst durch tägliche
Anwendung.
Ingwer ist eine Staude. Er besitzt einen Wurzelstock, der an
eine Hand mit Fingern erinnert, auch Rhizom genannt. Dieser
kriecht horizontal im Boden. Die Ingwerpflanze blüht nur sel-
ten. Für den Anbau spielt diese geschlechtliche Vermehrung
durch Samen auch keine Rolle. Die Verbreitung erfolgt vege-
tativ über die Wurzel. Ingwer kommt in den Tropen vor. Der
Anbau erfolgt in Australien, Brasilien, Indien China. Fast die
Hälfte der Welternte stammt aus Indien. Die Ingwerpflanze
braucht tropisches Klima, d.h. gleichmäßige Temperatur, hohe
Luftfeuchtigkeit - wächst bei uns also leider nicht.
Die verschiedenen Ingwersorten unterscheiden sich in Ausse-
hen und Aroma. Das Aroma wird beschrieben als warm, wür-
zig, süßlich pikant und prickelnd scharf. An die 160
verschieden Inhaltsstoffe wurden isoliert. Neben Calcium,
Eisen, Kalium, Magnesium, Natrium und Phosphor sind die
wichtigsten Inhaltsstoffe Asparagin – harntreibend; Borneol –
schmerzlindernd, entzündungshemmend, leberschützend;
Chavicol – stimulierend, pilzfeindlich; Cineol – schleimlö-
send, antibakteriell; Cumen – antiallergisch; Cymen – viren-
feindlich, immunstimulierend; Gingerol und Shaogol
gemeinsam wirken herzstärkend, immunstimulierend und
appetitanregend; und noch viele andere u.a. auch Phytohormo-
ne.
Die Verwendung von Ingwer als Heilmittel
:
In Indien gibt es keine Tinktur ohne Ingwer, da es u.a. die
Heilfähigkeit anderer Pflanzen verstärken kann. Seit 1988 ist
der Ingwer bei uns als Heilpflanze wissenschaftlich anerkannt.
Es werden ihm 22 pharmakologische Eigenschaften attestiert,
wie z.b. antibakteriell, antiemetisch (gegen Brechreiz), antihe-
patotoxisch (Leber schützend), antioxydativ, durchblutungs-
fördernd,
kardiotonisch
(Herzstärkend),
die
Gallensaftproduktion steigernd.
Zusammenfassend
lässt sich sagen, dass Ingwer alle Körper-
funktionen anregt und die Ausscheidung von Ablagerungen
fördert. Er dient als Lebenselexier für Menschen, die in kühlen
Gegenden leben, schafft einen Ausgleich bei qualitativ man-
gelhafter Ernährung, verhilft zu Lebensqualität und Vitalität.
Auf der seelischen Ebene löst Ingwer Erstarrungen und Ver-
härtungen. Er hilft der Lebensenergie, Blockaden zu überwin-
den und wieder frei zu fließen. Ingwer eignet sich sehr gut für
Menschen, die allzu hart mit sich und anderen umgehen.
Ingwer kann als Tee, Tinktur oder als Pulver eingenommen
werden. Außerdem ist er als fertiges Arzneipräparat oder als
Bestandteil einiger Kombinationspräparate zur Behandlung
von Verdauungsbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen erhält-
lich.
Einige
Heilrezepte und Anwendungen
mit Ingwer
Abreibungen mit Ingwer (1 EL Ingweressig in 1l Wasser)
Bad/Teilbad mit Ingwer (2 EL frisch geriebener Ingwer
Ingweressig (bekommt man in Naturkostläden)
Ingwerpaste (1 Tl Ingwerpulver mit etwas warmem Wasser
verrühren)
Ingwersirup (100g frischen Ingwer, pürieren, wenig Wasser
köcheln, Zucker)
Ingwertee
Ingwertinktur
Ingwerumschläge und Kompressen
Kneippen mit Ingwer
Wadenwickel mit Ingwer
Wohl bekomm`s!
Seite 25
05/2013
Ingwer - Königliche Heilpflanze
Die Seite für die Gesundheit
mit Doktor Adelbert Bachlechner