Seite 24 - Gemeindezeitungen

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„Gebt den Ärzten
die Kräuterheilkunde zurück!“
(Wolf-Dieter Storl)
Ohne Pflanzen wäre menschli-
ches und tierisches Leben nicht
möglich. In der Entwicklungsge-
schichte der Erde sind sie die
Älteren, die zuerst Dagewesenen;
sie haben das menschliche Wer-
den ermöglicht. Als biologische
Voraussetzung für unser Sein,
sind sie als Nahrungs- und Heil-
pflanzen mit ihren Vitalstoffen lebensnotwendig für unsere
gesunde körperliche, geistige und seelische Entwicklung.
Heilkräuter sind die älteste Grundlage medizinischen Wissens
und so auch die Wurzeln der Medizin unserer Tage. Der chine-
sische Arzt und Herrscher Shing-Nong schrieb 3700 v. Chr. im
wohl ältesten Heilkräuterbuch: „Die Kraft deines Körpers liegt
in den Säften der Kräuter.“ Auf Tonplatten wurden um 2500 v.
Chr. In Assyrien 250 Heilpflanzen beschrieben. Sowohl der
große römische Arzt Galenus, als auch der berühmte altgrie-
chische Arzt Hippokrates vertrauten auf die ordnende Kraft
der Kräuter. Von letzterem stammt auch die Forderung: „Eure
Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel und eure Heilmittel sol-
len eure Nahrungsmittel sein“. Schließlich waren es Benedik-
tinermönche, die abend- und morgenländisches Wissen
gesammelt und aufgeschrieben haben. Vieles von dem, was
wir ganz selbstverständlich anwenden, danken wir solchen
Niederschriften. Heute sind etwa 3000 Heilkräuter bekannt
und beschrieben. Davon werden etwa 500 zur Arzneimittel-
herstellung genutzt.
Die Pharmaindustrie interessiert sich zunehmend wieder für
die biologischen Schätze der Natur. Dies vermutlich auch des-
halb, weil immer mehr „synthetische Wunderwaffen“, wie
etwa Antibiotika, wirkungslos werden, ihre Risiken und
Nebenwirkungen nicht mehr zu übersehen sind und weil For-
schung und Entwicklung astronomische Summen kosten. Die
wenig erforschten Winkel Afrikas, Asiens und Südamerikas
werden in der Folge nach Heilpflanzen durchforstet, in der
Hoffnung, natürliche Wundermittel zu entdecken. Dabei kon-
zentriert man sich allerdings auf die Isolierung von Einzel-
substanzen und missachtet zum einen die geheimnisvolle
Zusammensetzung und Ganzheit der Pflanze und ihrer
Lebensenergie und zum anderen den soziokulturellen
Zusammenhang, in dem die Heilpflanze dort angewendet
wird….und wirkt. Während etwa das Schlangenholz in Indien,
wo es beheimatet ist, als ganzes Kraut seit 4000 Jahren bei
hohem Blutdruck, Schlaflosigkeit und Angstzuständen neben-
wirkungsfrei selbst bei Kindern Verwendung findet – es wur-
de auch von Mahatma Gandhi täglich getrunken – wurde der
daraus isolierte Hauptwirkstoff Reserpin hier in Europa, zuerst
als Wundermittel gegen hohen Blutdruck beworben, bald aber
wieder vom Markt genommen, wegen seiner besorgniserre-
genden Nebenwirkungen. Das Ganze ist eben wirksamer als
seine einzelnen Bestandteile.
Es scheint, das die vielen, zum Teil auch schwerwiegenden
Nebenwirkungen synthetischer Medikamente und die
Erkenntnis, dass Chemie eher lebenshemmend als lebensför-
dernd ist, den Umdenkungsprozess sowohl in der Ärzteschaft
als auch bei den Patienten beschleunigen und sie der Kräuter-
heilkunde wieder näher bringen. Jedenfalls bietet Mutter Erde
Ärzten und Patienten ihre heilenden und ordnenden Kräuter
wie eh und je an – zur gegenseitigen Hilfe.
Pflanzenheilmittel entfalten nicht bei jedem Menschen die
gleiche Wirkung und auch bei der gleichen Pflanze kann die
Wirkstoffzusammensetzung unterschiedlich sein. Sie sind
nicht grundsätzlich nebenwirkungsfrei, und vor fanatischer
Überschätzung soll gewarnt werden. Auch können nicht alle
Krankheiten mit Heilpflanzen geheilt und notwendige Eingrif-
fe mit ihnen nicht verhindert werden. Die Verwendung von
Heilkräutern schließt die Inanspruchnahme des Arztes nicht
aus.
Die Pflanze ist mehr, als ein Behältnis für chemische Stoffe.
Die Wirkkraft der Pflanzen beruht auf dem lebendigen Gan-
zen, das mehr ist als die Summe seiner Teile
„Das Leben ist das, was im Reagenzglas verschwindet
(Erwin Chargaff)
Pflanzen sind als Lebewesen zu betrachten, und wir sollten
„eine Ahnung davon bekommen, was für zauberhafte Persön-
lichkeiten sich im schlichten Grün verbergen“, empfiehlt der
Pflanzenethnologe Wolf-Dieter Storl. Und Hildegard von
Bingen verehrte die „viriditas“, die „Grüne Kraft“, die sich im
frischen Wiesengrün offenbart: „…es ist eine Kraft aus der
Ewigkeit, und diese Kraft ist heilsam.“
„So sind denn…in den Kräutern und Blumen
verborgene Geheimnisse Gottes,
die kein Mensch wissen und spüren kann,
es sei ihm denn von Gott eingegeben.“
(Hildegard von Bingen)
Freundschaftlicher und dankbarer Umgang mit Heilpflanzen
setzt mehr Heilkräfte frei als ihre bloße Anwendung, ja, er
vollbringt wahre Kräuterwunder. Für den Schamanen sind
Pflanzen dem Menschen in jeder Hinsicht wohl gesonnen und
sie sind bereit, ihn am Segen ihrer Ursprünglichkeit teilhaben
zu lassen. Allerdings wollen sie darum gebeten sein, denn
sonst vermögen sie nicht wirksam zu werden, sagt Wolf-Die-
ter Storl.
Hier zum Schluss nur aufgezählt die
wichtigsten Heilkräuter
für die Familienapotheke
. Sie sind zum Großteil
„Alleskön-
ner“, Universalheilmittel
. Sie sollten in der Kräuterapotheke
einer Familie vorrätig sein, denn mit ihnen lassen sich die
häufigsten Beschwerden gut behandeln.
Arnika, Zinnkraut, Bockshornkleesamen, Brennnessel,
Ehrenpreis, Eibisch, Frauenmantel, Holunder, Hopfen,
Johanniskraut, Kamille, Linde, Meisterwurz, Melisse,
Pfefferminze, Ringelblume, Salbei, Schafgarbe, Spitzwe-
gerich.
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06/2013
Heilkräuter - älteste Grundlagen der Medizin
Die Seite für die Gesundheit
mit Doktor Adelbert Bachlechner