HB_2023_05_06

Im Jahr 2017 erschien mit dem monu- mentalen Werk „Die Heuschrecken Öster- reichs“ (Z UNA -K RATKY et al. 2017) eine aktuelle und umfassende Übersicht über die im Bundesgebiet nachgewiesenen Fang- und Heuschreckenarten, die auch Osttirol abdeckt. Für Tirol ist zudem das Werk „Die Heuschrecken Tirols“ von L ANDMANN & Z UNA -K RATKY (2016) als quasi „Vorläuferarbeit“ dazu relevant. Einige Jahre zuvor wurden vom Erstautor etliche bemerkenswerte Artnachweise aus dem Bezirk Lienz publiziert (vgl. S TÖHR 2010, 2012 & 2015ab), darunter unter an- derem die Erstnachweise der Gottesanbe- terin ( Mantis religiosa ), der Gemeinen Sichelschrecke ( Phaneroptera falcata ), der Punktierten Zartschrecke ( Leptophyes punctatissima ) oder die Wiederbestätigung der Blauflügeligen Sandschrecke ( Sphin- gonotus caerulans ). Aber auch andere Bio- logen konnten in den letzten Jahren inte- ressante Heuschreckenbeobachtungen in Osttirol tätigen, so etwa Günther Wöss, Markus Sehnal und G. Ochsenhofer, die 2015 die Südalpen-Säbelschrecke ( Barbi- tistes obtusus ) am Schlossberg Heinfels wiederentdeckten – eine Art, die bis heute in Österreich nur aus dem Bezirk Lienz bekannt ist. Ebenso sind in der bislang unveröffentlichten Masterarbeit des Zweit- autors (L EGNITI 2021) einige bemerkens- werte Nachweise, insbesondere zur Sumpfschrecke ( Stetophyma grossum ) an- geführt, die in diesem Beitrag samt weite- ren Funden aus den letzten Jahren ange- führt werden. Große Höckerschrecke (Arcyptera fusca) Diese ziemlich bunte und große Heu- schrecke, die auch akustisch durch Zisch- und Schnarrlaute auffällt, besiedelt vor- wiegend trockene langgrasige Bergwiesen von den Tallagen bis etwas über die Wald- grenze. In Österreich liegen die Verbrei- tungsschwerpunkte im westlichen Nord- tirol, Osttirol, Oberkärnten, Karawanken sowie in Niederösterreich und Wien. Die Art ist aufgrund von Umwandlung und In- tensivierung der Landwirtschaft in Öster- reich stark gefährdet (Gefährdungsstufe: EN). Im Juni 2022 konnte sie vom Erst- autor am Nußdorfer Berg östlich von Nußdorf, von dem bereits ältere Nach- weise vorlagen, in einer individuenreichen Population bestätigt werden: Das Habitat – eine extensive Weidefläche – befindet sich mit folgenden Koordinaten unweit des Debanttal-Basisweges auf rd. 805 m See- höhe: 46,83730 Nord und 12,81833 Ost. Südliche Gebirgsschrecke (Miramella irena) Miramella irena ist eine typische Art der südlichen Ostalpen und kommt in Öster- reich vorwiegend in Südkärnten vor, da- neben erreicht die Art auch Osttirol und punktuell die südliche Steiermark. Als Hochlagenart und Bewohnerin vorwiegend kraut- und hochstaudenreicher Säume, Schlagfluren und Wegränder ist sie bislang wohl nicht gefährdet. In Osttirol liegen die auch dem Erstautor bekannten Nachweise in den Lienzer Dolomiten (z. B. Bereich Dolomitenhütte – Insteinalm), im unteren Debanttal und im Bereich Iselsberg. Bis- lang unbekannt war bis dato eine Popula- tion im Bereich des Thurntalers bei Sillian, die Oliver Stöhr im August 2018 ent- decken konnte: Die Art kommt dort im NUMMER 5-6/2023 91. JAHRGANG OSTTIROLER HEIMATBLÄTTER H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “ Oliver Stöhr & Simon Legniti Neue Nachweise von Fang- und Heuschrecken aus Osttirol Die Südliche Gebirgsschrecke (Miramella irena) fällt durch kon- trastierende grün-schwarze Färbung auf. Weibchen der Braunen Höckerschrecke (Arcyptera fusca) mit auf- fallend roten Hinterschienen.

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