HB_2023_03_04

NUMMER 3-4/2023 91. JAHRGANG OSTTIROLER HEIMATBLÄTTER H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “ In den letzten Jahren können durch die Archäologie immer wieder neue Erkennt- nisse zur Eisen- und Römerzeit außerhalb der bekannten Römerstadt Aguntum ge- wonnen werden. Besonders zu den reli- giösen Orten im Bezirk Lienz wurde im letzten Jahrzehnt viel geforscht. In diese Kategorie fällt auch eine bisher gänzlich unbekannte Fundstelle im Iseltal, die erst in den letzten fünf Jahren wissenschaftlich beleuchtet werden konnte. Mittlerweile liegen auch erste Ergebnisse vor, die wir hier vorstellen dürfen. Dabei handelt es sich um den sogenannten Heiligkofel, auch als Putzbichl bekannt, einen länglichen Hügel, der dem Dorf Ober- leibnig (Gemeinde St. Johann i. W.) auf einer Seehöhe von 1.244 m im mittleren Iseltal vorgelagert ist. Heutzutage bildet die Kapelle zu Maria Schnee an seiner west- lichsten Kuppe das auffälligste Merkmal. Das Gebäude, ein Barockbau mit älteren Wurzeln 1 , lohnt sicher als Ausflugsziel, zumal der Heiligkofel über Wanderwege oder mit der Gondelbahn, die von St. Johann im Walde hinaufführt, gut zu erreichen ist. Der nach Süden orientierte Hügel ist nicht nur idyllisch gelegen, auch die hier wach- senden Eichen, zusammen mit der vielfälti- gen Vegetation und den immer wieder über den Gehhorizont ragenden Felsflächen, ver- mitteln ein beinahe mediterranes Gefühl. Seit ein paar Jahren ist das Gelände in den Fokus der Archäologie gerückt, und langsam können erste Bruchstücke seiner Geschichte nachvollzogen werden. Dazu gehören im Boden verbliebene Strukturen ebenso wie Fundmaterial, das besonders durch genaue Betrachtung Neues zu diesem Platz verraten kann. Vor Ort ist von diesem reichen archäologischen Erbe heute aller- dings nichts mehr zu erkennen. Der Genius Loci , die Atmosphäre des Platzes, lässt sich aber noch erahnen. So sind etwa die Blick- achsen, die vor Ort beobachtbar sind, nicht uninteressant: Der Besucher oder die Besucherin betreten den Heiligkofel von Oberleibnig kommend auf einem schmalen Weg, der an der Flanke des Hügels vorbei- läuft, die hier das Sichtfeld einnimmt. Der Weg führt weiter an der felsigen Formation vorbei, während rechter Hand die Felder und andere auffallende Geländeformatio- nen zu sehen sind. Über einen sanften Oberleibnig (St. Johann i. W.); der Heiligkofel von Südwesten. Drohnenfoto: Florian Messner Stefan Gridling – Elisabeth Waldhart – Harald Stadler Der eisen- und römerzeitliche Opferplatz Heiligkofel, Gem. St. Johann imWalde Eine bisher unbekannte archäologische Fundstelle

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