HB_2020_06

Wo liegt diese Pfarrsiedlung? Dieser Be- griff ist heute schon fast in Vergessenheit geraten, weil im Süden von Lienz – süd- lich der Drau – in den letzten Jahrzehnten so viel neu gebaut worden ist. Wer Anfang der 1950er-Jahre von Lienz Richtung Tris- tach wanderte – Autos gab es damals ja noch sehr wenige –, querte auf der Amla- cher Straße die Bahngleise, musste natür- lich meistens beim Bahnschranken, der von zwei Schrankenwärtern ganztägig be- dient wurde, warten, denn zwischen 4 Uhr Früh und 23 Uhr abends wurde der Schranken an die hundertmal händisch auf- und zugemacht. Die Unterführung wurde erst imAugust 1987 eröffnet. 1 Man kam zur Draubrücke und bog auf der Schotterstraße scharf nach links in die Tris- tacher Straße ein. Nach ca. 150 m befan- den sich rechts die alte „Schwimmschule“, das Städtische Schwimmbad 2 und links davon der Alteisenhändler Defrancesco sowie ein Brunnen. Bald danach kamen rechts eine kleine Landwirtschaft (Burg- staller) und Familienhäuser. Nach ca. 400 m – bei einer kleinen Kuppe –, wo heute die Bruder Willram-Straße nach Süden abzweigt und links sich das ADEG- Geschäft befindet, hörte man ein Wässer- chen plätschern, ein Teil der Wiere, die zur Felderbewässerung von Leisach über Am- lach bis Tristach führt und sich in ver- schiedene „Schluten“ (Abzweigungen) aufteilt und wofür schon seit Jahrhunder- ten das eingetragene Wasserrecht besteht. 3 Gleich rechts standen schon die Häuser Weiskopf (Tristacher Straße Nr. 34, 1937 bezogen), Rief (Nr. 36), Auer (Nr. 38) sowie Bauernfeind (Nr. 44, heute Vallazza) und Lugger (Nr. 46, heute Willmann-Put- zenbacher); sonst gab es keine Häuser. Links tauchte dann noch das Haus Ortner auf (Tristacher Straße Nr. 63, seit 1984 Ordination Dr. Maria Rottensteiner), wo in den 1950er-Jahren die Hedy-Schuhe – ele- gante italienische Damenschuhe – erzeugt wurden. Nach ca. 1.200 m ab der Drau- brücke macht die Tristacher Straße in einer leichten Steigung eine kleine Biegung nach links: Dort ist der nördlichste Punkt NUMMER 5-6/2020 88. JAHRGANG OSTTIROLER HEIMATBLÄTTER H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “ Stadt Lienz, Lageplan-Auszug aus dem Jahr 1953 mit dem Detail „Pfarr-Siedlung“. (Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen) Hansjörg Temmel Die Pfarrsiedlung in Lienz Ein neuer Stadtteil im Süden von Lienz entstand Anfang der 1950er-Jahre

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