HB_2019_08

Die Idee für die Er- richtung eines Schutz- gebietes in den Lien- zer Dolomiten, die hier dokumentiert wer- den soll, ging schon weit zurück. Im Jahre 1970 gab auf einem Naturschutzseminar am Tiroler Bildungs- institut Grillhof der angesehene Innsbru- cker Botaniker Univ.- Prof. Dr. Helmut Gams hierfür den Anstoß. Er legte dem damaligen Naturschutzbeauftrag- ten an der Bezirks- hauptmannschaft Lienz, Fachlehrer Alois Heinricher, dringend nahe, sich um die Erklärung der Lienzer Dolomiten zum Naturschutzgebiet zu be- mühen. Im Jahre 1972 unterbreitete Pro- fessor Helmut Gams dem Naturschutzre- ferenten an der Bezirkshauptmannschaft Lienz, Dr. Marius Baumann, den Plan für ein derartiges Schutzgebiet mit zwei Zonen. Das Interesse an der Pflanzenwelt der Lienzer Dolomiten ist aber schon viel älter, es geht mehr als zwei Jahrhunderte zurück! Bereits seit dem 18. Jahrhundert waren die „Unholden“, wie diese Berge damals bezeichnet wurden, ein beliebtes Exkursi- onsziel zahlreicher Botaniker. Zu den ers- ten gehörte auch ein Lienzer, genannt Abbe‘ Mayr und sein Freund Franz Xaver Wulfen aus Klagenfurt. Dazu gesellten sich um diese Zeit: Candidus von Rau- schenfels, Sigmund von Hohenwart, David Heinrich Hoppe aus Regensburg, der Nie- derländer Jaquin und der in Lienz als Apo- theker tätige Franz Keil. Um 1860 stießen Gilbert und Churchill, Mitglieder der Geo- logischen Gesellschaft in London, auf der Suche nach den Dolomiten, vom Mölltal kommend, ins Lienzer Becken vor, und waren entzückt von diesen Bergen. „Das müssen die Dolomiten sein“ rief einer der dem Sturzelbach im Westen (östlich von Mittewald) möge zum Naturschutzgebiet er- klärt werden. Dieser Antrag wurde dann zuständigkeitshalber von der Umwelt- schutzabteilung wei- ter bearbeitet. Die Unterschutz- stellung sollte zwei Zielen dienen: Für‘s erste sollte diese Land- schaft als Ganzes in ihrer Schönheit erhal- ten bleiben und die Tier- und Pflanzenwelt nicht weiter geschä- digt werden. Ein zwei- tes Ziel war ebenso wichtig: Im Inneren der Lienzer Dolomiten sollte eine Oase der Ruhe geschaffen wer- den, indem der motorisierte Verkehr auf ein notwendiges Maß beschränkt wird und zwar auf die Straßen bis zur Dolomiten- hütte und bis zum Klammbrückl. So sollte hier der Schutz der Natur zugleich Schutz für den Menschen bringen! Im Jahre 1976 erstellte die Naturschutz- abteilung der Tiroler Landesregierung einen Verordnungsentwurf für ein „Natur- schutzgebiet Lienzer Dolomiten“. Geplant war ein Gebiet, das sich vom Hochstadel an der Kärntner Grenze im Osten bis zum Sturzelbach im Westen auf einer Länge von über dreißig Kilometern erstreckte. Gedacht waren hierfür eine äußere und eine innere, vorwiegend hochalpine Zone mit unterschiedlichen Schutzinhalten bzw. Nutzungsmöglichkeiten. Bei mehreren Besprechungen wurden Größe und Inhalt eines solchen Schutzgebietes durch einen Beamten der Abteilung Umweltschutz mit Gemeindevertretern vorgestellt (1976). In Obertilliach und Untertilliach fanden bei bäuerlichen Vertretern die Vorschläge für ein derartiges Schutzgebiet grundsätzliche Zustimmung, freilich bei entsprechender Berücksichtigung der Almwirtschaft. An NUMMER 8/2019 87. JAHRGANG OSTTIROLER HEIMATBLÄTTER H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “ Alois Heinricher Erstes Naturschutzgebiet in Osttirol Langer Weg zum Landschaftsschutzgebiet Kerschbaumeralmtal und Galitzenbachgraben beiden. Damit gaben sie den „Unholden“ erstmals den Namen „Dolomiten“. Rund 100 Jahre später schuf Univ.-Prof. Dr. Erika Pignatti mit ihrer Dissertation (Forli 1960) eine Vegetationsaufnahme der gesamten Lienzer Dolomiten. Dadurch ge- lang ihr eine neue Sicht für die Bedeutung dieser Berge innerhalb der Ostalpen. Sie half so auf lange Dauer, die richtigen Maß- nahmen für deren Schutz zu finden. Sie schrieb einmal: „Die Lienzer Dolomiten sind ein Schmuckkästchen der österrei- chischen Pflanzenwelt. Freuen wir uns an ihren köstlichen Edelsteinen, den Pflanzen, und lassen wir sie dort, wo Gott sie wachsen ließ.“ Mit diesen überzeugenden Aussagen und bekräftigt von weiteren Naturwissenschaftlern – wie Wendelberger (Wien), Sandro Pignatti (Rom), Furer (Zü- rich), Sutter (Montpellier) – sowie leitenden Beamten wie Hofrat Mumelter (Tiroler Landesregierung), Dr. Klaus Köck (Be- zirkshauptmannschaft Lienz), erstellte Alois Heinricher den Text für einen Antrag auf ein Schutzgebiet in den Lienzer Dolo- miten. Dieser wurde am 26. Juni 1972 bei der Bezirkshauptmannschaft Lienz einge- reicht: Das Gebiet in den Lienzer Dolomi- ten zwischen dem Hochstadel im Osten und Reizvoller Blick auf die Lienzer Dolomiten im Morgenlicht. Foto: Walter Mair

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