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PORTRAIT

PUSTERTALER VOLLTREFFER

FEBER/MÄRZ 2019

8

Pater Martin trat auch schon als Clown bei der Messe auf.

Fotos: Martina Holzer

Die Botschaft Gottes transportiert Pater Martin auf kreative Weise.

Aktuell ist das Franziskanerkloster in Lienz seine Heimat.

Pater Martin Bichler aus

Untertilliach lacht für

sein Leben gern. Mit

seinem Humor zaubert

er auch seinen „Schäf-

chen“ ein Lächeln auf

die Lippen und vermit-

telt „ganz nebenbei“ die

Botschaft Gottes.

Wenn man Pater Martin (51)

aus dem kleinen Dorf Untertilli-

ach in Osttirol begegnet, ist man

vorerst über seine sehr tiefe

Stimme verwundert. Man hätte

sich eigentlich auch stimmlich

einen schrillen Gottesmann er-

wartet. Immerhin sei er für jeden

Spaß zu haben, hört man. Im

Gespräch lacht er dann völlig

unerwartet beherzt los und will

gar nicht mehr aufhören, so sehr

amüsiert er sich über den einen

oder anderen Gesprächsinhalt.

Das macht ihn sympathisch und

man spürt: Franziskanerpater

Martin will den Glauben mit

Humor unters Volk bringen.

Dafür ist er sich für nichts zu

schade. Auch Peinlichkeit kennt

er nicht. So zog er beispiels-

weise in Enns in Oberösterreich

ganz unbekümmert als Clown

zur Messe in die Kirche ein.

„War sicher gewagt“

Dass die Kirchgänger mehr als

überrascht waren, kann man sich

vorstellen. „Aber ich habe im

Vorfeld die Menschen, vor allem

auch die Kinder und Jugend-

lichen, dazu eingeladen, verklei-

det in die Kirche zu kommen. Da

und dort hatte sich dann ein Er-

wachsener im Gesicht etwas be-

malt. Die Kinder nahmen mein

Angebot sehr gerne an. Dass ich

dann auch verkleidet war, ist si-

cher gewagt, kam aber gut an.

Obwohl die Leute anfangs ganz

schön blöd schauten“, setzt er

schmunzelnd nach. Die Men-

schen hätten im Alltag ja oft zu

wenig zu lachen. „Frohe Bot-

schaft heißt für mich, dass die

Heiterkeit in der Kirche ihren

Platz hat.“ Also ist ein Gottes-

dienst bei ihm etwa aktuell in der

Klosterpfarre St. Marien in

Lienz, die er Mitte September

2017 übernahm, nicht nur „heili-

ger Ernst“. Dafür lässt er auch

abseits des Faschings ungewöhn-

liche Ideen zu.

Von Papierfliegern bis

zum Fußball

Da sind etwa die Papierflieger,

die Firmlinge einmal auf die

Reise durch den Kirchenraum

schickten. „Das war voll eine

Gaudi“, erinnert sich Bruder

Martin. Die Botschaft dahinter:

Die Luft ist unsichtbar, aber sie

trägt. „Humor kann genauso ein

Flügel sein.“ Beim Einstands-

gottesdienst in Lienz holte er aus

seinem Ärmel ein Seifenblasen-

spiel und blies haufenweise Bla-

sen über die Gottesdienstbesu-

cher. „Das war für die Besucher

ein Aha-Effekt“, so Pater Martin.

Damit wollte er Buntheit, Leich-

tigkeit und gleichsam Vergäng-

lichkeit vermitteln. Auch brachte

er einmal eine große Muschel-

schale in einen seiner rund 40

Minuten langen Gottesdienste.

„Die Muschel ist ja das Pilger-

symbol und mit ihr kann man

das frische Wasser auffangen.“

Damit wollte Pater Martin ver-

bildlichen, wie Jesus die Jünger

rief mit ihm zu gehen. Sogar

einen Fußball hatte er bereits in

der Messe. „Ich ließ den Ball

dann in die Menge hineinsprin-

gen. Die Leute sagen laufend,

dass sie sich schon auf den näch-

sten Gottesdienst freuen.“

Mit einer großen Portion