CHRONIK
PUSTERTALER VOLLTREFFER
FEBER/MÄRZ 2019
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wand/Anderter Alpe in Angriff
nahm und in der Folge die Sek-
toren ‚Elferscharte‘ und ‚Rot-
wandspitze‘ ausbaute.“ Egarter
konnte zudem beobachten, dass
das Interesse an der Sextner
Dolomitenkriegsfront deutlich
zunahm. Gemeinsam mit dem
Freilichtmuseum Rotwand/
Anderter Alpe mit den dazuge-
hörigen Sektoren Elferscharte
und Rotwandspitze, sowie dem
Werk Mitterberg (seit 2017 zu-
gänglich) und dem Werk Hei-
deck schließt sich mit dem
neuen Informationszentrum der
Kreis, wo Interessierte in der
aktuellen Ausstellung „Spuren
der Geschichte“ ihr Wissen
vertiefen können.
Die Sanierungsarbeiten am
Volksschulgebäude für die Aus-
stellungsräume dauerten rund
eineinhalb Jahre. Landesrätin
Waltraud Deeg gratulierte an-
lässlich der Ausstellungseröff-
nung zur gelungenen Sanierung
und meinte: „Das Feuer der Be-
Feldtelefon
In der Ausstellung sticht be-
sonders ein Feldtelefon ins
Auge, das auch als Mikrofon-
kassette M. 7 bekannt ist. „Es
war als Standardmodell das
meist verbreitete Kommunika-
tionsmittel des österreichisch-
ungarischen Heeres während
des Ersten Weltkrieges“, betont
Oswald Mederle. Dessen Ein-
satz ermöglichte eine gute
Telefonverbindung zwischen
Regiments/Bataillons-Kom-
manden und der Front wie
etwa Artilleriebeobachter oder
Feldwachen. „Seine in Karton
verpackten Batterien dienten
nur als Pluspol. Den Minuspol
bildete ein in der Erde ge-
rammter Eisenhering und er
wurde durch Telefonkabel M.
3 verbunden.“ Diese Kabelver-
bindung wurde oft kilometer-
lang ausgelegt und durch Artil-
leriebeschuss, Naturgewalten
oder feindliche Patrouillen un-
terbrochen. „Dann mussten
Telefonpatrouillen oft allen
Wetterunbilden trotzend die
Fehlerquelle suchen, sie repa-
rieren und somit die Verbin-
dung zu den nächsthöheren
Kommanden neu herstellen“,
so Mederle.
Feldaltar
Eine Besonderheit
ist auch der ausge-
stellte Feldaltar. „Um
die Moral der Truppe
zu stärken und Trost in schwe-
ren Zeiten zu spenden, wurden
ab Bataillonsebene Feldgeist-
liche mit der Kampftruppe an
die Front geschickt.“ Den Feld-
kaplänen gab man einen hand-
lichen, mit allem Zubehör aus-
gestatteten,
aufklappbaren
Feldaltar mit. Er konnte auf
einer Kraxe gebunden durch die
schmalen Schützengräben ge-
tragen oder auf luftigen Ber-
geshöhen aufgestellt und darauf
die Hl. Messe
gelesen wer-
den.
„Es war
Ehren-
sache
der
Sol-
daten ihn mit frischem Tan-
nenreisig, Latschen und Blu-
men zu schmücken und/oder in
einer Holzkapelle wie auf der
Abbildung ersichtlich aufzu-
stellen.“
Kaiserschützen-
Feldkappe
Ein Blickfang in der Aus-
stellung ist auch die Kaiser-
schützen-Feldkappe. „Der
Spielhahnstoß auf der rechten
Seite der feldgrauen Kappe
weist seinen Besitzer als Kai-
serschütze aus“, informiert
Mederle. Die mit grün einge-
färbten Gläsern versehene
Schneebrille diente bereits da-
mals als Sichtschutz gegen
Blenden, Witterungsunbilden
und Schneeblindheit. Auf der
Frontseite ist die Kokarde mit
dem allerhöchsten Emblem
des Kaisers, „K“ für „Karl“ er-
sichtlich. Landesschützen, ab
16. Jänner 1917 von Kaiser
Karl mit dem Prädikat „Kai-
ser“ also Kaiserschützen aus-
gezeichnet, bildeten den Groß-
teil der österreichisch-ungari-
schen Gebirgstruppen im
Ersten Weltkrieg. Als KS-Re-
giment Trient Nr. I, KS-Regi-
ment Bozen Nr. II und KS-Re-
giment Innichen Nr. III lagen
sie, oft in Kleingruppen auf-
geteilt, auf den höchsten und
exponiertesten Feldwachen
und Gipfeln in den Gletscher-
regionen entlang der Tiroler
Front. Die zwei weiteren, nicht
Tiroler Regimenter, nannte
man Gebirgsschützenregiment
Nr. 1 und 2.
Blick in das Innere einer österreichischen Stellungsbaracke mit Habseligkeiten – diese Holzbauten
wurden an strategischen Punkten im Gipfelbereich entlang der Sextner Dolomitenfront errichtet –
die Soldaten hausten darin drei Jahre lang.
Fotos: Christian Tschurtschenthaler