Table of Contents Table of Contents
Previous Page  8 / 48 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 8 / 48 Next Page
Page Background

CHRONIK

PUSTERTALER VOLLTREFFER

MAI/JUNI 2018

8

Die Zwillingsbrüder Reiner (l.) und Peter Börstler führten in den vergangenen zwölf Jahren ein bun-

tes Leben. Sie siedelten von Ort zu Ort und absolvierten von dort aus auch unzählige „Geh“-Kilo-

meter.

Fotos: Martina Holzer

Die deutschen Zwillings-

brüder Peter und Reiner

Börstler, derzeit wohn-

haft in Abfaltersbach,

lebten und marschierten

als Schnellgeher in den

vergangenen zwölf

Jahren an vielen Orten.

Schon bald kehren sie

aber nach Deutschland

zurück, um ihr Leben

wieder ruhiger zu

gestalten.

Man könnte sehr wohl be-

haupten, dass Peter und Reiner

ein Herz und eine Seele sind.

Nicht umsonst war es den bei-

den 64-jährigen Junggesellen

möglich, vor zwölf Jahren zu

entscheiden, künftig gemein-

sam an den verschiedensten

Orten zu leben, um viel Neues

kennenzulernen – von anderen

Menschen über Tiere bis hin zu

den Landschaften. „Unser

Leben war immer recht hek-

tisch und voller Arbeit. Zeit für

anderes gab es eigentlich kaum

bis gar nicht.“ Peter arbeitete

19 Jahre lang im Volkswagen-

werk Wolfsburg. „Es ist das

Stammwerk der Volkswagen

AG. Ich führte auch das dortige

Roboterlager“, erzählt er. Sein

Zwillingsbruder ist gelernter

Großhandelskaufmann und ar-

beitete ebenfalls 32 Jahre lang

bei VW. Zudem hatten die El-

tern Josef und Elisabeth (beide

verst.) ein Handelsgeschäft für

Gebrauchtmöbel aufgebaut, das

Peters und Reiners volles En-

gagement einforderte. „Unsere

Kunden waren sehr internatio-

nal. Von Türken über Spanier

bis Griechen.“

2006 ging es los

Doch die Brüder, die wohl

auch aufgrund des intensiven

Arbeitslebens auch Junggesel-

len und kinderlos blieben, woll-

ten in ihrem Leben noch ande-

res erleben. „So beendeten wir

unser Arbeitsleben einfach frü-

her.“ Peter auch aufgrund eines

schweren Unfalles. Sie verlie-

ßen im Juli 2006 ihre Heimat

Wolfsburg (Großstadt in Nie-

dersachsen), um vorerst nach

Lienz zu ziehen. „Wir kannten

Osttirol ja bereits sehr gut, da

wir schon mit unseren Eltern

vor Jahrzehnten hier erstmals

Urlaub gemacht hatten.“ Von

Lienz aus unternahmen sie

dann auch viele Touren als

Schnellgeher. So marschierten

sie etwa im Mai 2009 von Oslo

zum Nordkap – mit einem 20

Kilogramm schweren Ruck-

sack am Rücken. „Wir mar-

schierten die Europastraße 6

entlang, eine wichtige Nord-

Süd-Verbindung in Norwegen

und an der Westküste von

Schweden.“ Für die 1.680 Ki-

lometer waren die Zwillings-

brüder 62 Tage lang unterwegs.

Oslo-Nordkap

Übernachtet wurde vor allem

in Hütten aber auch Hotels.

„Wir hatten von Oslo bis

Trondheim, das sind 530 Kilo-

meter, nur schönes Wetter. Zum

Polarkreis wurde es schon

etwas kniffliger. Und kurz vor

dem Nordkap, die letzten 15

Kilometer, tobte ein Orkan mit

Stärke zwölf. Wir waren auf

dem Hochland, da gab es

weder Bäume noch Sträucher.

Ich dachte dieser Orkan er-

drückt uns, verspürte deshalb

große Angst“, so Peter, der erst

im Jahr 2006 wieder mit dem

Gehsport begonnen hatte. „Bis

dahin gab es keine Zeit mehr.

So musste ich unter anderem

Nach kunterbuntem Le

Gemeinsam bewältigten Reiner (l.) und Peter auch die Strecke

Oslo-Nordkap.