CHRONIK
PUSTERTALER VOLLTREFFER
MAI/JUNI 2018
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Die Zwillingsbrüder Reiner (l.) und Peter Börstler führten in den vergangenen zwölf Jahren ein bun-
tes Leben. Sie siedelten von Ort zu Ort und absolvierten von dort aus auch unzählige „Geh“-Kilo-
meter.
Fotos: Martina Holzer
Die deutschen Zwillings-
brüder Peter und Reiner
Börstler, derzeit wohn-
haft in Abfaltersbach,
lebten und marschierten
als Schnellgeher in den
vergangenen zwölf
Jahren an vielen Orten.
Schon bald kehren sie
aber nach Deutschland
zurück, um ihr Leben
wieder ruhiger zu
gestalten.
Man könnte sehr wohl be-
haupten, dass Peter und Reiner
ein Herz und eine Seele sind.
Nicht umsonst war es den bei-
den 64-jährigen Junggesellen
möglich, vor zwölf Jahren zu
entscheiden, künftig gemein-
sam an den verschiedensten
Orten zu leben, um viel Neues
kennenzulernen – von anderen
Menschen über Tiere bis hin zu
den Landschaften. „Unser
Leben war immer recht hek-
tisch und voller Arbeit. Zeit für
anderes gab es eigentlich kaum
bis gar nicht.“ Peter arbeitete
19 Jahre lang im Volkswagen-
werk Wolfsburg. „Es ist das
Stammwerk der Volkswagen
AG. Ich führte auch das dortige
Roboterlager“, erzählt er. Sein
Zwillingsbruder ist gelernter
Großhandelskaufmann und ar-
beitete ebenfalls 32 Jahre lang
bei VW. Zudem hatten die El-
tern Josef und Elisabeth (beide
verst.) ein Handelsgeschäft für
Gebrauchtmöbel aufgebaut, das
Peters und Reiners volles En-
gagement einforderte. „Unsere
Kunden waren sehr internatio-
nal. Von Türken über Spanier
bis Griechen.“
2006 ging es los
Doch die Brüder, die wohl
auch aufgrund des intensiven
Arbeitslebens auch Junggesel-
len und kinderlos blieben, woll-
ten in ihrem Leben noch ande-
res erleben. „So beendeten wir
unser Arbeitsleben einfach frü-
her.“ Peter auch aufgrund eines
schweren Unfalles. Sie verlie-
ßen im Juli 2006 ihre Heimat
Wolfsburg (Großstadt in Nie-
dersachsen), um vorerst nach
Lienz zu ziehen. „Wir kannten
Osttirol ja bereits sehr gut, da
wir schon mit unseren Eltern
vor Jahrzehnten hier erstmals
Urlaub gemacht hatten.“ Von
Lienz aus unternahmen sie
dann auch viele Touren als
Schnellgeher. So marschierten
sie etwa im Mai 2009 von Oslo
zum Nordkap – mit einem 20
Kilogramm schweren Ruck-
sack am Rücken. „Wir mar-
schierten die Europastraße 6
entlang, eine wichtige Nord-
Süd-Verbindung in Norwegen
und an der Westküste von
Schweden.“ Für die 1.680 Ki-
lometer waren die Zwillings-
brüder 62 Tage lang unterwegs.
Oslo-Nordkap
Übernachtet wurde vor allem
in Hütten aber auch Hotels.
„Wir hatten von Oslo bis
Trondheim, das sind 530 Kilo-
meter, nur schönes Wetter. Zum
Polarkreis wurde es schon
etwas kniffliger. Und kurz vor
dem Nordkap, die letzten 15
Kilometer, tobte ein Orkan mit
Stärke zwölf. Wir waren auf
dem Hochland, da gab es
weder Bäume noch Sträucher.
Ich dachte dieser Orkan er-
drückt uns, verspürte deshalb
große Angst“, so Peter, der erst
im Jahr 2006 wieder mit dem
Gehsport begonnen hatte. „Bis
dahin gab es keine Zeit mehr.
So musste ich unter anderem
Nach kunterbuntem Le
Gemeinsam bewältigten Reiner (l.) und Peter auch die Strecke
Oslo-Nordkap.