Table of Contents Table of Contents
Previous Page  3 / 48 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 3 / 48 Next Page
Page Background

CHRONIK

PUSTERTALER VOLLTREFFER

APRIL/MAI 2018

3

Um dem Verschwinden von

alten lokalen Gemüse- und Ge-

treidesorten sowie Kräutern ent-

gegenzuwirken, hatte Natur-

wissenschaftlerin Dr. Mag. Vogl-

Lukasser die Idee, eine Saatgut-

Datenbank in der Asslinger

Bücherei aufzubauen. Jeder Ge-

meindebürger soll die Chance

haben sich diese alten Samen zu

holen und zu säen. In Folge sollte

er selbst auch einen Teil der

neuen eigenen Samen für andere

Interessierte in der Bücherei zur

Verfügung stellen. Im Rahmen

von Begleitveranstaltungen kön-

nen die Anbauer ihr Erfahrungs-

wissen weitergeben. Um eine

solche Datenbank zu schaffen,

braucht es allerhand Aufbauar-

beit, nämlich ein Netzwerk von

Gärtnern und Bauern, die tradi-

tionelle Kulturarten wie Mohn,

Pferdebohne, Herbstrübe, Brot-

klee oder Weiße Melisse vorerst

anbauen und somit erste Samen

für die Bibliothek produzieren.

Auftaktveranstaltung

Der Startschuss für das Pro-

jekt, das sich „BioColAlp“ nennt,

soll heuer erfolgen. Eine Auf-

taktveranstaltung, um Interes-

sierte darüber zu informieren und

zum Mitmachen zu bewegen, ist

voraussichtlich für Mai geplant.

Nach zwei Jahren sollte das Pro-

jekt zum Selbstläufer werden,

basierend auf der Freiwilligkeit

vieler Asslinger. „Der Anbau und

die Vermehrung von Lokalsorten

wird in Osttirol kaum mehr prak-

tiziert, gibt es doch mittlerweile

sogar im Lebensmitteleinzelhan-

del oder in Baumärkten Saatgut

bzw. Jungpflanzen zu kaufen“,

erklärt Vogl-Lukasser.

Selbstversorger-Gartenbau oder

für Ungunstlagen geeignet

wären, den lokalen ‚Geschmack

treffen‘ oder regionaltypisch

sind, nicht mehr oder nur in ge-

ringen Mengen zur Verfügung.“

Vogl-Lukasser ist seit 2004

selbst Kleinbäuerin auf 1.450 m

(„Binder“-Hof) und erhält dort

gefährdete Kulturpflanzen (vor

allem Lokalsorten aus Osttirol).

Sie hat mit ihren Partnern (Ge-

meinde, Agenda 21-Gruppen

und dem Obst- und Gartenbau-

verein) im Zuge des Projektes

„BioColAlp“ aber auch noch

anderes vor.

Weiterbildung

So sollen die frischgebacke-

nen Saatgut-Erhalter auch ent-

sprechende Weiterbildung erhal-

ten, um mehr Verständnis über

die Bedeutung der Saatguterhal-

tung zu entwickeln, und die not-

wendigen technischen Fertig-

keiten, die für eine erfolgreiche

Saatguterhaltung unverzichtbar

sind. Auch Methoden des biolo-

gischen Gartenbaus und einer

nachhaltigen Grünraumgestal-

tung in der Gemeinde sind The-

men, die zum Projekt gehören.

Es soll unter anderem die lokale

Kompostierung in den Gärten

verbessert und die Ansaat von

Wildkräutern verstärkt werden.

Interreg

Die Kosten für das Projekt be-

tragen 100.000 €, 80 % werden

mit EU-Geldern gefördert. Den

Rest übernimmt die Gemeinde.

Es ist ein Interreg/Dolomiti Live-

Projekt. Somit beteiligten sich

auch Gemeinden im Belluno

daran – unter dem Titel „Wie-

derherstellung und Wiederbele-

bung der Pflanzenvielfalt im al-

pinen Anbau sowie nachhaltige

Bewirtschaftung der Gärten und

Felder“.

Martina Holzer

Regentonnen, Biotope & Kräutertöpfe

aus originalen Holzfässern

Debant im Fassl

Tel. +43 (0)4852/62498

www.diogenes.at

30601

Zum Aufgeben

gezwungen

Kleine regionale Züchtungsfir-

men seien – bis auf ein paar Aus-

nahmen – u. a. wegen der Mono-

polisierung des Saatgutmarktes

zum Aufgeben gezwungen wor-

den. „Folglich stehen Pflanzen-

arten und -sorten, die für den

Mit dem

Projekt „Bio-

ColAlp“ will

man erreichen,

dass die Kul-

turartenvielfalt

wieder steigt.

Hier Feuer-

bohnen, Mais

und Kürbis in

der Gemeinde

Assling.

Fotos:

Gemeinde

Assling

Saatgut-

erhaltung für

die Herbstrübe

auf dem

Öberster Hof in

Dörfl (Assling)

hat Tradition.

Lokales Saatgut in der

Gemeinde Assling soll

nicht in Vergessenheit

geraten, das ist obers-

tes Ziel des neuen

besonderen Interreg-

Projektes „BioColAlp“.

Dafür soll vor allem

eine Saatgut-Daten-

bank in der örtlichen

Bücherei aufgebaut

werden, die für jeden

Interessierten zugäng-

lich ist.

Mit Bürgern gemeinsam

lokales Saatgut erhalten