Table of Contents Table of Contents
Previous Page  10 / 48 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 10 / 48 Next Page
Page Background

CHRONIK

PUSTERTALER VOLLTREFFER

NOVEMBER/DEZEMBER 2017

10

Grenzweg

Um die Denkmäler und deren

Geschichte wieder erlebbar zu

machen, wird im Rahmen des

Projektes auch an der Planung

eines Grenzweges gearbeitet. Er

soll von Kartitsch bis zum Fuß

der Dolomiten führen und in

Zukunft weiter bis an den Gar-

dasee. In Kartitsch wird ein

Startpunkt mit einer erklärenden

Ausstellung entstehen, beim

Römerlager am Kreuzbergpass

ein Aussichtsturm, entlang des

Weges eine Hängebrücke. Be-

sondere Rücksicht will man

auch auf die Naturdenkmäler

entlang des Weges legen –

Wasserfälle, Eishöhlen, Moore,

seltene Pflanzen und Tiere.

Nur noch selten erhalten: Die Reliefs von 1753.

Der Stein Nr. B2 in der Dechantsmahd. Im Hintergrund ist der gut erhaltene Grenzwall zu erkennen.

Fotos: Arc-Team

Rupert Gietl vom Arc-Team

sprach mit Maria Luise Hofer (Di-

rektorin TV Sexten), Bgm. Josef

Außerlechner (Kartitsch) und Bgm.

Marco Staunovo Polacco (Come-

lico Superiore):

Warum machen Sie diese

alte Grenze wieder zum Thema?

Außerlechner:

„In Kartitsch

standen wir schon immer im

regen Austausch mit unseren

Nachbarn in Venetien – wirt-

schaftlich, aber auch kulturell.

Freilich war es nicht immer ganz

einfach, sich zu verstehen, sprach-

lich und von der Mentalität her.

Aber die neuen Möglichkeiten der

Kommunikation und der Trans-

portmittel haben uns zusammen-

rücken lassen. Stellen Sie sich vor:

Von Kartitsch ins Comelico zu ge-

langen, war früher ein Tages-

marsch, heute ist man in einer

Stunden mit dem Auto dort. Und

wir treffen uns nach wie vor auch

am Berg mit unseren Nachbarn (er

lacht).“

Polacco:

„Richtig. Da ist in den

letzten Jahren viel passiert und die

junge Generation tut sich leichter,

auch die Grenzen im Kopf zu über-

winden. Wir haben verstanden,

dass wir gemeinsame Probleme

haben und diese auch nur ge-

meinsam lösen können.“

Frau Hofer, Ihr Ort verfügt

über das Tor zu den Drei Zinnen

und große natürliche Schönhei-

ten. Warum gerade jetzt dieses

neue Grenzthema?

Maria Luise Hofer:

„Sexten ist

schon seit über 2.000 Jahren

Grenzgebiet. Das hat Spuren hin-

terlassen, die es andernorts nicht

gibt. Der Mensch hat eine Land-

schaft geprägt, die uns heute auf

den ersten Blick als unberührte

Natur erscheint. Entlang dieser

Grenze hat sich im Kleinen die eu-

ropäische Geschichte abgespielt.

Diese vergessenen Spuren wollen

wir vorsichtig wieder aufzeigen

und die Einheimischen und Gäste

zum Nachdenken anregen.“

Polacco:

„Dazu ist zu sagen,

dass sich das Thema der Grenze

von 1753 im Comelico und allge-

mein in Venetien schon seit lan-

gem eines großen Interesses er-

freut. Die gemeinsame Geschichte

mit unserer Mutterstadt Venedig

ist nach wie vor sehr präsent, und

so suchen wir wo es geht nach

den Spuren der Serenissima in

unserer Landschaft.“

Außerlechner:

„Freilich haben

die traumatischen Ereignisse im

Ersten Weltkrieg und danach lange

unsere gesamte Aufmerksamkeit

gefesselt. Erst jetzt haben wir mit

Erstaunen festgestellt, dass es da

noch älteres gibt. Dem wollen wir

uns nun verstärkt zuwenden.“