PORTAIT
PUSTERTALER VOLLTREFFER
SEPTEMBER/OKTOBER 2016
10
Man denkt sich Jahrzehnte zu-
rück – hinein in die 1950er. Da-
mals lebte Jakob Blaßnig mit
vielen Geschwistern in Hopf-
garten Nr. 1 auf dem Bloshof
(1.107 m). „Wir hatten an der
Hauptstraße ein Feld und sahen
immer Helmut Obwexer aus
Matrei in Osttirol mit einemVW
Bus Gäste in St. Jakob für Aus-
flugsfahrten abholen. Auf dem
Wagen stand ‚Der kleine Ostti-
roler’ und er war, so glaube ich,
der erste VW Bus in Osttirol
überhaupt“, erinnert sich Blaß-
Jakob Blaßnig (83) aus
Hopfgarten im Defer-
eggental kann als Tou-
rismuspionier gelten.
Gerne erinnert er sich
an die 1950er Jahre
zurück, in denen er mit
seiner Familie die ersten
Ausflugsfahrten für
Gäste in seinem Hei-
matort in einem VW Bus
anbot – mit viel Erfolg.
So ging es meist nach
Südtirol. Blaßnig agierte
von Anfang an auch
immer als Reiseleiter.
Jakob Blaßnig ist
heute noch mit voller
Begeisterung als
Reiseleiter im Einsatz.
Foto: Martina Holzer
nig. Mit seinen fünf Brüdern
kam er auf die Idee, selbst Aus-
flugsfahrten für Gäste anzubie-
ten. „Unsere Mutter Aloisia, die
einst die Handelsschule in Lienz
besucht hatte, verfasste für uns
1955 ein Ansuchen an die Be-
zirkshauptmannschaft Lienz für
eine Taxi-Konzession.“ Diese
wurde aber mit der Begründung
abgelehnt, dass es kaum Gäste
in Hopfgarten gebe und somit
keine Notwendigkeit für ein
Taxi-Unternehmen bestünde.
„Damals war der Tourismus in
Hopfgarten noch am Anfang, in
St. Jakob war er schon weiter.“
„Hatten aber kein Geld“
Doch die Brüder ließen nicht
locker und erhielten 1957 den-
noch die Konzession. Blaßnig
absolvierte in Folge in Inns-
bruck den Taxiführerschein.
„Das war in Osttirol damals ja
nicht möglich.“ Mit einemVer-
treter des Autohändlers Pontil-
ler, dem späteren Bürgermeister
von Dölsach, verhandelte man
dann an einem Abend in der
Stube auf dem „Bloshof“ um
den Preis für einen VW Bus.
„Das Fahrzeug kostete 54.000
Schilling, was sehr viel Geld
war. Wir Brüder hatten natür-
lich kein eigenes Geld. Wir ar-
beiteten ja alle daheim und hat-
ten nicht mehr als ein paar
Hosen und Schuhe. Das Geld
war deshalb von der Raiff-
eisenkasse Hopfgarten aufzu-
leihen. Unser Vater Peter, der
auch mit uns am Tisch saß, ent-
schloss sich dann schweren
Herzens Bürge zu sein. Denn er
musste als Sicherheit den
‚Bloshof’ einsetzen, und er war
sich nicht sicher, ob unsere Idee
auch ein Geschäft werden
kann.“
„Ich war sehr stolz“
Am 7. Juli 1957 war es dann
soweit. Blaßnig durfte den be-
stellten rotweißen VW Bus
beim Pontiller abholen. „Ich
war so was von stolz. Oben
hatte der Bus ein Schiebedach
und seitlich die kleinen Fenster.
Diese Fahrzeuge begann man ja
erst in den 1950er Jahren zu
produzieren, sie waren eine
echte Novität.“ Am nächsten
Tag absolvierte er bereits die
erste Ausflugsfahrt, eine Drei-
Zinnen-Fahrt. Im kleinen
Lebensmittelgeschäft, das die
Mutter nebenbei 1955 in Hopf-
garten eröffnet hatte, wurden
die Fahrten den Gästen bereits
Mit gewagter Idee zum Erfolg
Die erste Ausflugsfahrt mit dem VW Bus in den 1950er Jahren.
Hier am Dürrensee/Höhlensteintal. Links: Jakob Blaßnig