Aufgrund des großen Interesses nach
Veröffentlichung der Abhandlungen
„Barackenlager am Grafenanger in
Lienz“ (OHBl Nr. 7-8/2014) und „Ba-
rackenlager der NS-Zeit in Lienz und
Leisach“ (OHBl Nr. 9-10/2016) folgt
nunmehr als Abschluss ein Beitrag
über das Barackenlager in der Peggetz
in Zusammenarbeit mit Herrn Franz
Edlinger, der sich schon seit Jahrzehn-
ten mit diesem Lager beschäftigt.
Die Entstehung des Lagers
Lienz war während des Zweiten
Weltkriegs ein ansehnlicher Garni-
sonsort, in dem sich Hunderte von
Soldaten tummelten, auszubildende
Rekruten, Wachpersonal, Verwundete
und Kranke in Lazaretten.
Wie Dr. Wilfried Beimrohr ausführte,
war das Areal in der Peggetz im Ge-
gensatz zum Grafenanger von der Deut-
schen Wehrmacht angekauft worden
und umfasste 45 Hektar. In den errich-
teten Behelfsunterkünften waren Aus-
bildungseinheiten der Wehrmacht
untergebracht, wahrscheinlich auch das
Reservelazarett Lienz B und ab Herbst
1943 sicher auch Transporteinheiten
mit Wagenpark und Nachschublagern,
die die in Italien operierende Heeres-
gruppe C zu versorgen hatten.
1
Im Herbst 1939 wurden vom Deut-
schen Reich (Wehrmacht-Fiskus-Heer)
zwischen Bahn und Drau u. a. von Josef
Dapra, Alois und Josef Duregger, Maria
Erlacher, Margarete Huspek, Peter Ranner,
Johann Seeber landwirtschaftliche Gründe
in der Peggetz für die Errichtung von fünf
Hallen und Baracken eingelöst zu einem
Einheitspreis von circa 7,00 Reichsmark
(RM)/m
2
.
In den Jahren 1939/40 wurden Häuser
mit bescheidenem Komfort für die Unter-
offiziere am Auenweg errichtet, für die
Offiziere an der Nußdorfer Straße mit
durchaus gediegenem Komfort, sowie fünf
Hallen (spätere Neunerhalle, die zwei Post-
garagehallen, die Plihal- [spätere Tiwag-]
und die Thumhalle). In diesen Hallen wur-
den Pferdefuhrwerke, Fahrzeuge, Geräte
und Werkstätten der Deutschen Wehrmacht
untergebracht. In der Halle der späteren
Firma Plihal befand sich das Bekleidungs-
lager für die Organisation TODT an der
Westfront.
Ebenfalls in diesen Jahren 1939/40 wur-
den 38 Holzbaracken errichtet, die, als Fer-
tigteile in Böhmen und Baden-Württem-
berg hergestellt, per Zug nach Lienz über-
stellt und mit einheimischen Fachkräften
aufgestellt wurden. Diese waren Norm-
baracken mit den Ausmaßen von 12 x 62 m
und 12 x 35 m. Es waren dies 31 Wohn-
baracken (B1 – B19 mit 8a und 8b, B21 –
B23, B27 – B34), weiters eine Sanitäts-
(B4), eine Büro-, eine Mehrzweck-, eine
Bad- (B24), eine Küchen- (B25), eine
offene Baracke, sowie zwei Werkstattbara-
cken. Letztere waren auch teilweise unter-
kellert. In der B26 wurde eine Militärschule
eingerichtet. Geplant wurde dieses
Lager von der Organisation TODT, der
größten Baufirma im Dritten Reich.
2
In
den insgesamt 38 Baracken war das Er-
satz- und Ausbildungsbataillon für ge-
schätzte 1.200 Mann untergebracht.
Im Jahre 1940 wurde von der Deut-
schen Wehrmacht auf vier Pfeilern eine
Holzbrücke über die Drau errichtet,
wodurch ein leichter Zugang nach Tris-
tach und Lavant zu Exerzierzwecken
möglich wurde. Einige ältere Lienzer
erinnern sich, dass die Soldaten an den
Wochenenden über diese Brücke nach
Tristach gingen, um mittags im Gast-
hof „Tanzer“ (heute Frühstückspen-
sion) zu speisen. Diese Holzbrücke
wurde am 9. August 1945 vom Hoch-
wasser vollkommen zerstört. Heute
weist nur mehr eine neue Holztafel auf
die Lage der ehemaligen Brücke hin.
Mit Kriegsende, jedoch noch vor
dem 8. Mai 1945, verließen die letzten
Soldaten des Landschützenbataillons
18 das Peggetz-Lager.
3
Zeitzeuge
Ing. Heinrich Karré
(geb. 1932):
„
Hier war auch die Genesendenkom-
panie (verwundete deutsche Soldaten)
untergebracht, die nach ihrer Genesung
wieder mit dem Volkssturm in den
Kriegsdienst einrückten. Mein Bruder
Leopold Karré war der Spieß der Gene-
sendenkompanie mit Herrn Hauptmann
Krötz als Kompaniechef in der Peggetz von
1943 bis 1945
.“
4
Die Kosaken in der Peggetz
(8. Mai – 3. Juni 1945)
Auf der Flucht vor den Tito-Partisanen
gelangten knapp vor dem Ende des Zwei-
ten Weltkriegs circa 25.000 Kosaken mit
rund 5.000 Pferden, über den Plöckenpass
kommend, in das Drautal und das kurz vor
dem Einzug der britischen Verbände des
8. Bataillons eines schottischen Regiments
nach Osttirol. Am 8. Mai 1945 hatte NS-
Deutschland bedingungslos kapituliert.
Der Gendarmerie-Posten von Nikolsdorf
vermerkt am 4. Mai 1945:
„Aus dem Gebiet Oberkrain – Kötschach/
Mauthen – Oberdrauburg kommen Kosaken
NUMMER 9/2017
85. JAHRGANG
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Siegfried Papsch
Barackenlager in der Lienzer Peggetz
Übersichtsskizze des Barackenlagers in der Peggetz, ge-
zeichnet von einem britischen Soldaten im Jahr 1946.