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OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
9. OKTOBER 2017
CHRONIK
MEINE
G
ESCHICHTE
Erzählkünstler mit Herz
Christian Stefaner:
Der Lehrer Christian Stefaner begeistert seine Zuhörer, wenn er spricht. Er versteht es, Märchen
lebendig zu vermitteln, Geschichten spannend vorzutragen. Er ist seit 30 Jahren Geschichten
erzähler, Erzählkünstler, Autor und viel unterwegs. Er liefert auch für kulturelle Events oder
Firmenanlässe maßgeschneiderte Geschichtenprogramme, die das jeweilige Thema und Motto
mit heiteren und tiefsinnigen Anekdoten bereichern.
Stefaner (Jg. 1962) wohnt in
Dellach/Drautal. Seine Kindheit
verbrachte er in Birnbaum im
Lesachtal, danach besuchte er
das Gymnasium in Lienz, es
folgten Ausbildungen zum
Hauptschullehrer und zum
Religionslehrer. Zum Geschich-
tenerzählen motiviert wurde er
als angehender Junglehrer von
seinem Pädak-Lehrer und
Freund Professor Peter Vorder
egger. 30 Jahre lang war er
Lehrer an der Neuen Mittel-
schule Dellach/Drau, seit dem
Vorjahr ist er an der National-
parkmittelschule Winklern im
Mölltal tätig. Der Drau- und Le-
sachtaler Pädagoge ist auch di-
plomierter Supervisor, Coach,
ausgebildeter Psychodramati-
ker und Rollenspielleiter. Er hat
sich einen wertvollen Fundus
von über 1.000 Märchen und
Weisheitsgeschichten aus allen
Weltkulturen
aufgebaut.
„Wenn ich als Geschichten
erzähler leidenschaftlich und
lustvoll meine Formulierungs-
kraft und Körpersprache zum
Instrument einer wertvollen
Geschichte mache, springt der
Funke von der Bühne, erklin-
gen Unterhaltung und Tiefsinn
zugleich“, sagt Stefaner selbst-
bewusst. An vielen großen
Lese- und Erzählfestivals oder
Märchenwochen hat er teilge-
nommen. Zu Märchen und Sa-
gen hat er bislang an die 3.000
Veranstaltungen
bestritten,
mehrere Bücher und Tonträger
(oft in Kombination) produ-
ziert, darunter „Der erste Lipiz-
zaner“, „Nino und das Geheim-
nis des Friedens“, „König Geh-
nichtraus“, „Die schönsten
Weihnachtsmärchen“,
„Die
Reise des kleinen grauen Vo-
gels“ (Kindermusical) u.v.m.
Vielseitige
Persönlichkeit
Stefaners Angebotspalette ist
breit. Für den Kindergartenbe-
reich bietet er ganzjährig Mär-
chenstunden für Kinder und El-
tern an, die den Wert des „spie-
lerischen Lernens“
eindrucksvoll und
heiter in Szene
setzen. Ihm geht
es um das Mitma-
chen, wobei – au-
ßerhalb geplanter
Regie – viel Situa-
tionskomik
ins
Spiel
kommen
kann.
„Theater
und Rollenspiele
helfen dabei, den
Inhalt einer Ge-
schichte mit der
eigenen
Erfah-
rungswelt zu ver-
knüpfen“, so Stefa-
ner. Seine Mär-
chenstunden für
Kinder und Eltern
sind gerade auch
zu Weihnachten
dank interaktiver
Krippenspielsze-
nen sehr beliebt.
Gefragt ist Stefa-
ner auch im Bereich der Regio-
nalentwicklung. Er entwirft –
seit rund 17 Jahren – Kunstkon-
zepte auf der Grundlage von
ortsgebundenen
historischen
Geschichten und Mythen. So hat
er u. a. das Weißensee Märchen
„Morgenrot küsst Silbermond“
und ein illustriertes Märchen-
buch geschaffen, hier vor Ort
macht er mit Interessierten auch
Sagenwanderungen. „Der erste
Lipizzaner – Schöpfungsmythos
des weißen Balletts“ war ein
weiteres Projekt für die Spa-
nische Hofreitschule in Wien
(bzw. Piber). Für Zams, Grins
(„Die vier Albigen“) und Ladis in
Nordtirol hat er Kunstsagen in-
szeniert und darüber publiziert
und CDs produziert. In Zams
etwa geht es um das „Zammer
Christian Stefaner erfreut Alt und Jung als sehr erfolg-
reicher Geschichten-Erzähler.
Foto: k. brunner
Lochputz“, eine eindrucksvolle
Wildwasserklamm mit wunder-
samen Erscheinungen.
Mal heiter,
mal tiefsinnig
Ein Projekt für St. Jakob/Defer-
eggen nennt sich „Das Erbe
der Schnabelmenschen“. „Ober-
drauburgs ewig junger Rosen-
garten“, eine Kunstsage, hat er
unlängst für das Wanderdorf
Oberdrauburg konzipiert. Dabei
werden Überlieferungen und
Geschichte (n) an einem neuen
Wandergarten im Ortskern
dargestellt bzw. sind sie von
hier aus zu begehen. In diesen
Regionalentwicklungspro-
jekten mit der Überlieferung
von Sagen, Mythen, Märchen
findet sich gewissermaßen die
„kulturelle Essenz“. „Sie helfen
auch mit, die Identität der Orte
bzw. Region voranzubringen
und die Identifikation der Be-
wohner zu stärken“, freut sich
Stefaner über viel positives
Feedback. Stefaner sucht His
torisches, bestimmende oder
bewegende Geschichten, Mar-
kantes, Symbolisches, um es
zeitgemäß aufzubereiten und
die Authentizität des
jeweiligen Ortes zu
vermitteln. Somit ist er
auch kulturtouristisch
tätig, seine Poesien
sprechen auch die
Gäste an, sie sind für
sie „eine Art litera-
rischer Geschmack von
Kultur“. Sein von Ge-
burt an blinder Sohn
Raphael (24) studiert
in Graz Ethnologie,
auch mit ihm arbeitet
er viel und gerne zu-
sammen und profitiert
stark von dessen musi-
kalischen Fähigkeiten,
seinem weiten kultur-
anthropologischen Ho-
rizont und professio-
neller Herangehens-
weise bezüglich Feld-
forschungen.
Wenn der enthusias-
tische Erzählkünstler
einmal nicht am Com-
puter Ideen und Dramaturgien
schmiedet und etwas Freizeit
übrig hat, dann frönt er seinem
Hobby, dem Fischen, das auch
der Schonung seiner Stimme
zugutekommt, wie er schmun-
zelnd erklärt. Sein Bemühen,
sein Tun, seine Freude zielen
dahin, „etwas mehr mensch-
liche Wärme in die Welt und
unter Menschen zu bringen“.
Karl Brunner