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„Über Nacht“ zum

Nachtwächter

Nach rund einer Stunde kehrt

der 68-Jährige im Gasthof Un-

terwöger ein, wo vor über 16

Jahren seine Karriere als Nacht-

wächter begann. Sein Vorgänger

Josef Lienharter musste aus ge-

sundheitlichen Gründen aufhö-

ren. Egartner war bei der Sit-

zung, bei der ein Nachfolger ge-

sucht wurde, eher zufällig vor

Ort. Er wurde gefragt, wie er zu

der Position stehe. „Ich habe ge-

sagt: ‚Na ja, eine schöne alte Tra-

dition sollte schon erhalten blei-

ben.‘ Am nächsten Tag hat‘s im

Ort schon geheißen, ‚Der Egart-

ner ist der neue Nachtwächter!‘.“

Wie es sich für diese Tätigkeit

gehört, wurde er also „über

Nacht“ zum Nachtwächter. Als

Dank für seine ehrenamtlichen

Dienste wurde ihm von einem

Schnitzer aus dem Lesachtal

sogar ein Denkmal errichtet.

„Aber den passenden Stamm

hat er nicht gefunden“, sagt er

und stellt sich lachend neben

sein aus Holz geschnitztes

Ebenbild im Dorfzentrum, das

ihn etwas schlanker darstellt.

Urlaub vom „Wachen“

Im Monat Mai hat der Tilli-

acher Urlaub vom „Wachen“

im Dorf. Dennoch lässt er sei-

nen Mantel, Hut, das „fla-

ckernde Licht“ sowie seine

Waffe nicht zurück. Er geht

damit auf Reisen. Schließlich

will er „Berufs“-Kollegen tref-

fen, die 88 Nachtwächter sowie

33 Türmer, die es europaweit

gibt. Dann ziehen sie gemein-

sam singend um fremde Häu-

ser. „Es macht gewaltig Spaß,

den vielen Zuschauern natür-

lich auch“, erzählt er. Das jähr-

liche Treffen findet stets an

einem anderen Ort am Christi-

Himmelfahrt-Wochenende statt

– heuer geht es vom 25. bis 28.

Mai in Obertilliach über die

Bühne. „Das wird eine

Freude“, jubelt Helmut bereits.

Doch langsam denkt er als

Nachtwächter ans Aufhören.

„Die Position ist natürlich recht

anstrengend, und ich habe

schon ein gewisses Alter“, er-

zählt er. Man ist schon eifrig

auf der Suche nach einem

Nachfolger. „Einen zu finden,

ist aber nicht leicht. Man ist

recht angehängt.“ Zudem

müsse er noch zwei Jahre lang

von Egartner eingeschult wer-

den. „Bis 2020 möchte ich in-

klusive Einschulung jedenfalls

im Dienst bleiben. Dann hätte

ich die 20 Jahre voll“, schmun-

zelt Helmut. Martina Holzer

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Der ganzheitliche Einrichter!

53978

Überall wird akribisch nachgeschaut, ob ja keine Feuergefahr besteht.