INTERVIEW
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PUSTERTALER VOLLTREFFER
JÄNNER/FEBER 2017
Herr Hackhofer, wie kamen
Sie dazu, in Äthiopien zu hel-
fen?
Hackhofer:
„Es ist eigentlich
mehr ein Zufall, dass ich diese
schöne Geschichte begleiten
darf. In meinem Hinterkopf hatte
ich ja schon Jahre lang den Ge-
danken, so etwas zu unterstützen.
Und tatsächlich: Vor drei Jahren
trat Monika Gross vom Verein
‚Südtiroler Ärzte für die Welt‘ an
mich heran und fragte mich, ob
ich Lust hätte, an einem Projekt
in Äthiopien teilzunehmen.
Gross stammt aus Ritten so wie
ich. Sie suchte damals einen Bä-
cker, damit der Verein das Vor-
haben, eine Bäckerei in Soddo
für eine Frauengenossenschaft zu
bauen, übernehmen kann.“
Sie waren dann sofort dabei?
Hackhofer:
„Ja. Die Begeis-
terung war echt sehr groß – ein
Traum schien für mich in Erfül-
lung zu gehen: eine Bäckerei in
solch einer Region zu bauen,
dies zu begleiten und damit
etwas Sinnvolles zu tun. Es
wurde sofort mit dem Planen
und Organisieren begonnen.
Ich rief eine Spendenaktion in
unseren Filialen ins Leben, die
sehr gut angenommen wurde.
Auch haben wir eine rekordver-
dächtige Sachertorte im Aus-
maß von sechs mal sechs Me-
tern gebacken, und sie auf dem
Rathausplatz in Bozen verkauft
– verbunden mit einem tollen
Fest mit Livemusik. Innerhalb
von fünf Stunden war alles ver-
kauft, die Spendensumme ein
großer Erfolg.“
Sie begleiteten den Bäckerei-
Bau auch fachlich.
Hackhofer:
„Ja. Die Planung
für den Bau wurde mit einem
Treffen bei mir in der Bäckerei
in Oberbozen begonnen. Für
mich war dann klar: Das wird
durchgezogen, und dank der
Unterstützung vomVerein ging
es auch zügig weiter. Im Okto-
ber 2013 reiste ich dann erst-
mals nach Äthiopien und durfte
dort wunderbare Menschen
kennenlernen. Vor Ort wurde
dann mit den verantwortlichen
Mitarbeitern das ganze Projekt
noch mal überdacht. Denn erst
vor Ort konnte man die Gege-
benheiten einordnen.“
Wie war der Aufenthalt für
Sie?
Hackhofer:
„Die Woche war
für mich etwas einmaliges.
Den ganzen Tag siehst du la-
chende Kinder, Frauen, die
einfach mit wenig zufrieden
sind. Natürlich gibt es viel zu
helfen, denn das Leben ist ein
anderes als bei uns. Wir stellten
das Projekt den Frauen vor und
da wurde dann für mich ein
Fest organisiert. Als im Rah-
men der Feierlichkeiten zu mir
gesprochen wurde, verstand
ich kein Wort. Aber die Emo-
tionen gingen bei mir hoch. Ich
spürte soviel Dankbarkeit. Es
lief mir regelrecht kalt über den
Rücken. Ich verstand, was im
Andreas Hackhofer
(50), Bäckermeister aus
Südtirol, bereichert sein
Leben mit Entwick-
lungshilfe. Um den Bau
einer Bäckerei in
Soddo (Äthiopien) zu
unterstützen, verkaufte
er selbstgemachte
Produkte. Außerdem
war er in die Planungen
involviert und selbst
vor Ort, um äthiopi-
schen Frauen das
Brotbacken mit dem
Holzofen beizubringen.
Andreas Hackhofer im
„PVT“-Interview.
Im Frühjahr 2016 wurde der Holzofen gemauert.
Andreas Hackhofer knetet den Teig mit den Händen, da es in der Bäckerei noch keinen Strom gibt.
Über das Brot zum
Hackhofer ist als Bäckermeis-
ter seit 1988 selbstständig.