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OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
2. JÄNNER 2017
CHRONIK
MEINE
G
ESCHICHTE
„Ich komme noch stärker zurück“
Carmen Thalmann,
Berg:
Die Slalom-Weltcup-Läuferin Carmen Thalmann aus Berg im Drautal befindet sich nach ihrer Kreuzband-Operation auf dem Weg
zurück.
„Es passierte beim Slalomtrai-
ning, ich bin ausgerutscht,
plötzlich hat der Ski dann doch
noch gegriffen und schon war
es passiert“, schildert Carmen
Thalmann. In der Vorbereitung
auf die Nordamerika-Weltcup-
Rennen zog sich die ÖSV-Läufe-
rin am 21. November im US-
Amerikanischen Copper Moun-
tain bei einem Trainingssturz
einen Riss des vorderen Kreuz-
bandes im linken Knie zu. „Ich
habe die gleiche Verletzung vor
sechs Jahren beim Fußballspie-
len im anderen Knie gehabt
und weiß, wie die Reha ab-
läuft“, sagt Thalmann, für die
der Weltcup-Winter damit be-
reits nach einem Rennen vorbei
ist. Zum Saisonauftakt im Slalom
von Levi (Finnland) hatte sie den
zehnten Platz belegt. Sie blickt
schon wieder optimistisch in die
Zukunft: „Natürlich wäre ich
gerne bei der WM in St. Moritz
dabei gewesen, doch ich kann
nichts mehr ändern. Ich hoffe,
dass ich nach der Verletzung
noch stärker zurückkommen
werde.“
Der Weg zurück
Beim Physiotherapeuten Chris-
tian Swette in Lienz schaffen
Die 27-jährige Carmen Thal-
mann stammt aus Berg/Drau
und besuchte das Sport-BORG
in Spittal/Drau, wo sie 2009
maturierte. Sie fuhr im Dezem-
ber 2004 ihre ersten FIS-Ren-
nen und wurde 2006 in den
Nachwuchskader des ÖSV auf-
genommen. Nach den ersten
Podestplätzen bei FIS-Rennen
kam sie im November 2007
erstmals im Europacup zum
Einsatz. Im Weltcup startete
Thalmann erstmals am 29. De-
zember 2008 im Slalom am
Semmering, schied jedoch im
Spitzensportler, Fußballer,
Skirennläufer und viele
Hobbysportler immer wie-
der nach einer schweren
Verletzung ein gelungenes
Comeback. Schon 2010
hatte sich die Skiläuferin in
die heilenden Hände von
Swette begeben. „Bereits
am fünften Tag nach der
Operation war sie das erste
Mal in meiner Praxis. Drei-
mal in der Woche kommt
Carmen nun zu mir zur
Behandlung“, berichtet Swette.
Die Schwellung sei inzwischen
schon zurückgegangen. „Es ist
wie ein Reset-Knopf beim Com-
puter. Wir beginnen jetzt bereits
mit einer vorsichtigen Teilbe-
lastung. In sechs Wochen be-
kommt sie dann eine Schiene.
Als nächste Belastungsstufe
steht dann Radfahren und Ge-
hen auf dem Programm. Ab dem
dritten/vierten Monat kann das
Knie schon stärker belastet
werden“, erklärte der Physio-
therapeut. Im Juni möchte Thal-
mann wieder voll in das Skitrai-
ning einsteigen. „Ab Mai werde
ich meine Ausbildung zur Zoll-
wachbeamtin in Wien begin-
nen“, verrät die Sportlerin.
Individual-Training
Ihr bestes Weltcup-Karriereer-
gebnis erreichte sie am 29. De-
zember 2015 beim Slalom in
Lienz. „Eigentlich besteht eine
Hass-Liebe zum Hochstein. Bei
den drei bisherigen Slaloms
sah ich einmal nicht das Ziel
und qualifizierte mich zweimal
nicht für den zweiten Lauf. An-
dererseits ist es das nächstge-
legene Rennen zu meinem Hei-
matort und ich wurde immer
großartig von meinen Fans un-
terstützt“, so Thalmann. Auch
zur aktuellen Krise im Damen-
Team, an der sie durch die Ver-
letzung auch beteiligt ist, hat
sie eine Anregung parat: „Im
ÖSV sollte individueller und in
kleineren Gruppen trainiert
werden. Erfolg bringt diese
Methode ja bereits bei Lindsey
Vonn, Lara Gut, Mikaela Shiff-
rin, Anna Veith etc. Außerdem
sollten wir mehr daheim auf
unseren Weltcup-Strecken trai-
nieren, damit wir einen Heim-
vorteil haben.“
FriSch
Physiotherapeut Christian Swette aus Lienz soll
Carmen Thalmann wieder fit machen.
Die 27-jährige Carmen Thalmann aus Berg/Drau
auf dem Weg zurück
ersten Durchgang aus. Ende
April 2010 erlitt Thalmann beim
Fußballspielen einen Kreuzband-
und Meniskusriss im rechten
Knie. Nach der Verletzungspause
stand sie im Feber 2011 erstmals
wieder im Europacup auf dem
Podest. Am 10. März 2011 ge-
wann sie ihr drittes Europacu-
prennen, den Slalom in Soldeu.
Damit wurde sie in der Saison
2010/11 Dritte der Slalomwer-
tung und Sechste der Gesamt-
wertung. Am 27. November
2011 fuhr Thalmann im Slalom
in Aspen auf den 23. Platz und
gewann
erstmals
Weltcup-
punkte. Drei Wochen später er-
reichte sie mit Platz neun im Sla-
lom von Courchevel ihr erstes
Top 10-Ergebnis im Weltcup, in-
zwischen steht sie bei 14. Für
den Slalom der Heim-WM 2013
in Schladming konnte sich Thal-
mann nicht qualifizieren. Aller-
dings war sie Teil des österrei-
chischen
Weltmeisterteams
beim Mannschaftswettbewerb.
Bei der WM 2015 in Vail/Bea-
ver Creek belegte sie den sieb-
ten Platz. Wenige Wochen spä-
ter wurde Thalmann erstmals
Österreichische Meisterin im
Slalom. In der Saison 2015/16
schaffte Carmen Thalmann im
Slalom den Sprung in die abso-
lute Weltspitze. Nach einem
fünften Platz in Aspen am 29.
November 2015 erreichte sie
am 29. Dezember 2015 im
Heimrennen von Lienz mit
einem vierten Platz ihr bisher
bestes Weltcup-Ergebnis.
Fotos: FriSch