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OSTTIROLER

NUMMER 8/2016

3

HEIMATBLÄTTER

zum Viehpatron Leonhard am 6. Novem-

ber und war eine der reichsten Kirchen in

der Gegend. Auch gab es zu dieser Zeit

einen viel besuchten Jahrmarkt, was

ebenfalls der Kirche zuträglich war.

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Auch hatten die vier Bauern bei der

Kirche in St. Leonhard schon 1743 eine

eigene Wasserleitung mit einem Wasser-

trog vom Feistritzerbachl errichtet. Diesen

Wassertrog gibt es heute noch. Dazu gab

es auch einen interessanten Wasserrechts-

vertrag über die Aufteilung des Fählwas-

sers unter den Besitzern und die Fest-

legung, wer und wann es ein jeder für sich

nutzen durfte.

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Ansichtskarte mit Abbildung des Weilers St. Leonhard (Gem. St. Jakob i. D.) mit den

Bauerngütern (von links) Gous, Unterweisen, Oberweisen, rechts die Wallfahrtskirche

zum Hl. Leonhard, 1960.

(Sammlung Viktor Ladstätter)

Foto: Josef Schett

Oskar Ladstätter betätigte sich auch als

geschickter Kunstmaler; Öl-Porträt eines

unbekannten Mannes, 58 x 39 cm, sig. und

dat. links oben: „Ladstätter 69“.

(Sammlung Viktor Ladstätter)

Rep.: Viktor Ladstätter

Theres, geb. 30. September 1863, ver-

heiratet mit Josef Viktor Fleisch in Wien

(11. Dezember 1900);

Ursula, geb. 7. Mai 1865, verheiratet mit

Rupert Gspan in Wien, Weiteres nicht be-

kannt;

Josef, geb. 18. November 1866 in Unter-

weisen, verheiratet mit Gitta Sonderegger

in Wien, gest. 7. Oktober 1904 in Wien;

Jakob, geb. 5. November 1868 in Unter-

weisen, verheiratet mit Klara Pöschko in

Wien (8. Juni 1902), gest. 17. Jänner 1927

als Hutfabrikant inWien, Mariahilferstraße

95.

41

Seine Kinder waren Oskar (1904-

1986), von dem in diesem Beitrag bereits

ausführlich die Rede war, und Eduard

(1920-1944).

42

Gattin Klara war am 5. No-

vember 1877 in Wien zur Welt gekommen

und starb ebendort am 6. Dezember 1961.

Wie aus diesen Angaben ersichtlich,

starben vier von Antons Kindern zwischen

zwei und neun Jahren im Herbst 1865 in-

folge einer sogenannten „Seiche“, wie

man eine Seuche im Volksmund nennt.

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Weitere biografische Angaben zu Anton

Ladstätter (1822-1913): Die kleine Land-

wirtschaft wird wohl seine Frau Maria geb.

Vorderladstätter mit Hilfe von Antons lediger

Schwester Theres (1814-1907) bewerkstel-

ligt haben. Er scheint wirklich, wie bei sei-

nem Ableben in der Zeitung steht, ein Han-

delsmann gewesen zu sein. Vermutlich war

er nach seiner Hausierertätigkeit, die vor-

wiegend in der Steiermark stattfand

44

, dann

in Graz bei einer der vielen dort tätigen

Defregger Hutfabrikanten als Vertreter oder

sonstiger Mitarbeiter tätig. Von diesen Hut-

vertretern stammt auch der volkstümliche

Spruch, wenn sie in einschlägige Geschäfte

kamen, „Hite – hiete“, was heißt, Hüte hätte

ich zu verkaufen! In seiner besten Zeit

scheint er jährlich nur einige Monate zu

Hause verbracht zu haben, zur Erntezeit und

zum Kindermachen. Er war aber auch wirt-

schaftlich ein umtriebiger Mann seiner Zeit.

Als er mit 33 Jahren heiratete, war er schon

Besitzer vom Gousgütl.

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Das wurde ihm mit

seiner großen Familie zu klein und er

tauschte dann mit dem Nachbarn und Besit-

zer Johann Ladstätter (geb. 1842) von Unter-

weisen im Jahr 1865 das Hoamatl.

46

Die

Kinder Josef und Jakob, der Vater von Oskar,

kamen dann im Unterweisen zur Welt. Der

Urgroßvater Anton Ladstätter zeugte mit

seiner Frau Ursula Troger in Oberweisen

fünf Kinder:

Theres, geb. 25. November 1814, ledig,

gest. 19. Juli 1907 in St. Jakob-Rinder-

schinken Nr. 22;

Maria, geb. 6. Oktober 1817, verheiratet

mit Christian Kleinlercher (31. Juli 1837),

gest. 3. Mai 1890, Witwe, Besitzerin in

Oberweisen;

Aloisia, geb. 22. Jänner 1819, gest. ?;

Jakob, geb. 27. März 1821, verheiratet

mit Maria Troger (20. Feber 1857), gest.

25. April 1904 als Jarglgut-Besitzer in

Unteregg;

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Anton, geb. 4. Dezember 1822, verhei-

ratet mit Maria Vorderladstätter (31. Juli

1855), gest. 3. Juni 1913 als ehemaliger

Handelsmann in Wien.

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Dieser jüngste Sohn, ebenfalls ein

Anton Ladstätter wie sein Vater, den er

aber wegen dessen frühen Todes nicht

kannte, ist also der Großvater von Oskar

Ladstätter. Als jüngster, weichender Sohn

von Oberweisen (seine Schwester Maria

erbte von der Mutter Ursula Troger das

Oberweisengütl) erwarb Anton 1854 von

einem Christian Kleinlercher das in der

Nachbarschaft liegende Gousgütl zu sei-

nem Eigentum.

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Hier beim Gous hauste nun Oskars Groß-

vater Anton mit seiner Frau Maria Vorder-

ladstätter, die von Tegisch gebürtig war, als

Bauer, aber mehr als Hausierhändler in der

Fremde. Sie hatten folgende Kinder, von

denen die ersten sieben beim Gous, die letz-

ten zwei in Unterweisen zur Welt kamen:

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Jakob, geb. 17. Mai 1856, gest. 29. Au-

gust 1865 beim Gous;

Maria, geb. 13. Jänner 1858, gest. 2.

September 1865 beim Gous;

Anton, geb. 14. April 1859, verheiratet

mit Aloisia Fischer in Krain, Gründer der

Hutfabrik A. und J. Ladstätter in Wien, Ta-

borstraße 22, gest. 30. September 1924 in

Wien. – Er hatte einen Sohn Anton, geb.

18. März 1895 in Wien, verheiratet mit der

Meranerin Gisela Svoboda (19. September

1918, Meran), Weiteres ist nicht bekannt.

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Thomas, geb. 4. Oktober 1860, gest. 26.

August 1865 beim Gous;

Johann, geb. 23. April 1862, gest. 23.

August 1865 beim Gous;

mit Betriebsstätten in Villach, Klagenfurt

und Marburg sowie die Familie Leitner von

St. Jakob-Ede, die in Lienz einen Lederhan-

del und Gerberei betrieben. Bei diesen vie-

len Sippen bzw. Familienzusammenschlüs-

sen zu Handelscompanien gab es natürlich

auch Aufsteiger mit viel Erfolg und solche,

die auch damals Pleiten erlebten, so wie sich

das im Leben auch heute noch abspielt.

So ähnlich war es auch bei Oskar Lad-

stätters Vorfahren. Der Ururgroßvater Jakob

(geb. 1754) wurde beim Tod des Sohnes Jo-

hann (1796-1827) im Spital in Bruneck im

dortigen Sterbebuch als Teppichhändler

von Defreggen verzeichnet.

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Sein Urgroß-

vater, Anton Ladstätter, ein Bruder von Jo-

hann, wurde am 22. März 1786 in Feistritz

geboren und war seit 13. Feber 1809 mit

Ursula Troger von St. Leonhard verheiratet.

Er war Bauer in Oberweisen und nebenbei

als Kotzentrager tätig und starb am 17.

April 1822 in Oberweisen.

33

Sein jüngstes

Kind Anton, der Großvater von Oskar, ist

beim Tod des Vaters noch im Mutterleib!

St. Leonhard ist ein alter Weiler mit der

Filialkirche St. Leonhard. Sie war früher

ein viel besuchter Wallfahrtsort der Bauern