Table of Contents Table of Contents
Previous Page  11 / 48 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 11 / 48 Next Page
Page Background

Wie erging es den Südtiro-

lern dann in Afrika?

Wurzer:

„Für die Männer

stellte der Krieg eine völlig ver-

änderte Alltagswelt dar. Im un-

wegsamen Gelände Abessiniens

kam es an der Front immer wie-

der zur Versorgungsknappheit.

Genauso schlecht war es um die

Hygiene bestellt. Sie litten unter

dem extremen Klima. Aus die-

sen Faktoren ergaben sich

Kreislaufschwächen, Infektio-

nen, Darmerkrankungen und

natürlich die stetigen Begleiter

der Soldaten: Läuse. Manche

Soldaten erkrankten auch an

Malaria.“

Wie schützten sie sich vor

der Hitze?

Wurzer:

„Sie gaben Wasser-

lappen unter ihren Tropenhelm,

lockerten die Adjustierung und

umgaben ihre Zelte mit Zwei-

gen, die natürlich Schatten

spendeten.“

Wie sahen die Kampfhand-

lungen aus?

Wurzer:

„Sehr unterschied-

lich: Phasen des Stellungskrie-

ges wechselten sich mit Phasen

der raschen Vorwärtsbewegung

ab. Die Südtiroler Soldaten

hatten vor allem aber vor abes-

sinischen Guerilla-Kämpfern

Angst, die durch die Kampf-

linien sickerten und im ver-

meintlich sicheren Hinterland

der Front Brunnen vergifteten,

Kolonnen überfielen und Sabo-

tageakte durchführten. Grund-

sätzlich waren die italienischen

Soldaten mit moderneren Waf-

fen ausgerüstet als ihre abessi-

nischen Gegner. Zudem ver-

fügte die Italiener, anders als

die abessinische Armee, über

Panzer und Flugzeuge. Daraus

ergab sich ein enormes Un-

gleichgewicht. Um den Vor-

marsch zu beschleunigen,

schreckte Benito Mussolini

schlussendlich auch nicht davor

zurück den Einsatz von Giftgas

zu befehlen.“

Wie viele Monate dauerte

der Krieg?

Wurzer:

„Offiziell ‚nur‘ sie-

ben Monate von Oktober 1935

bis Mai 1936. Die meisten Süd-

tiroler wurden allerdings schon

im Frühjahr 1935 zur Armee

einberufen und noch im Som-

mer über das Mittelmeer und

den Suez-Kanal nach den zwei

italienischen Kolonien Eritrea

und Somaliland verschifft. Mit

Kriegsende durften auch nur

die wenigsten sofort nach

Hause zurückkehren. Viele

mussten zurückbleiben, um das

HISTORISCHES

PUSTERTALER VOLLTREFFER

FEBER/MÄRZ 2016

11

57800

Abessinienkrieg

Der Krieg war ein völkerrechts-

widriger Angriffs- und Erobe-

rungskrieg des faschistischen

Königreichs Italien gegen das

ostafrikanische Kaiserreich

Abessinien (heutiges Äthio-

pien). Die italienischen Trup-

pen marschierten am 3. Okto-

ber 1935 ohne Kriegserklärung

ein. Offiziell ging der Krieg am

9. Mai 1936 zu Ende. Wochen

später erfolgte die Vereinigung

des besetzten Abessiniens mit

den Kolonien Italienisch-So-

maliland und Eritrea zur Kolo-

nie Italienisch-Ostafrika. Nach

dem Eintritt Italiens in den

Zweiten Weltkrieg wurde

Abessinien im Rahmen des

Ostafrikafeldzuges 1941 von

britischen und abessinischen

Truppen befreit. Dem italieni-

schen Angriffskrieg und Besat-

zungsregime fielen von 1935

bis 1941 zwischen 350.000

und 760.000 der rund zehn

Millionen Abessinier zum

Opfer.

Krieg wurde viel „geknipst“

Projektleiter Markus Wurzer.

Foto: Alexander Mattersberger