Seite 7 - H_1994_09-10

Basic HTML-Version

Innerhalb der äußerst umfangreichen
Pilzflora nehmen die
Bauchpilze
mit
150 Gattungen und etwa 700 Arten eine an
sich überschaubare Zahl ein, aber die
Systematik ist sehr uneinheitlich und „fast
eine Sache des persönlichen Ge-
schmacks“. Wir brauchen uns hier aber
nur um die etwa 30 einheimischen Formen
zu kümmern, die allerdings auch recht
schwierig zuzuordnen sind. In Ing. Ernst
Mrazek, Wien, hatte ich einen sehr sach-
kundigen Spezialisten zur Verfügung, der
den allergrößten Teil der Belege deter-
minierte und durch ausführliche Korre-
spondenz die Formen erläuterte, Details
zur Verbreitung, Ökologie, Mikrostruktur
und zur Sammelmethode gab. Dafür auch
an dieser Stelle sehr herzlichen Dank.
Der deutsche Name
Erdsterne
bezieht
sich gut auf die Form der Fruchtkörper,
allerdings für die Gattung Geastrum, der
Name
Teufelstabak
wird und wurde bei
Einheimischen für das braune Sporenpulver
verwendet, das beim Pressen staub- und
rauchartig austritt. Ihm wurde auch nach-
geredet, daß es die Augen schädigen sollte
oder gar zu Erblindung führen könnte.
Folgende Arten aus Osttirol werden
systematisch aufgelistet und mit kurzen
Verbreitungsangaben versehen:
Teuerlinge (Nidulariaceae):
Tiegel-Teuerling (Crucibulum laeve)
– vereinzelt, sicher an Fichtenästen, am
Boden mehrfach noch zu finden.
Gestreifter Teuerling (Cyathus stria-
tus)
– häufig, an altem Laub- und Nadel-
holz vorwiegend in Tallagen.
Erdsterne (Geastraceae)
Kamm-Erdstern (Geastrum pectina-
tum)
– Schloßberg und Lavant bei Lienz.
Rotbrauner Erdstern (Geastrum
vulgatum)
– ebenfalls selten: Lavant,
Schlaiten, Ainet.
Gewimperter Erdstern (Geastrum
sessile, = fimbriatum)
– Unteres Drautal,
gemein verbreitet; am Porze See bei Ober-
tilliach auch die var.attenuatum, 1.660 m.
Rippenfarn (Blechnum spicant)
Nadelwälder, kalkmeidend, montan bis al-
pin; nicht gerade häufig, gestreut.
Mond-Rautenfarn, Mondraute (Bot-
rychium lunaria)
– Magerrasen, Weg-
rtänder, Bergwiesen; bis fast 2.900 m, vor-
wiegend alpin.
Ästiger Rautenfarn (Botrychium ma-
tricariifolium)
– Magerrasen, lichte Wäl-
der; nur eine Angabe: bei der Clara Hütte.
Einfacher Rautenfarn (Botrychium
simplex)
– Bodensaure Magerrasen und
Heiden; DALLA TORRE 1906:62: Dor-
feralpe bei Prägraten, Bergeralpe bei Vir-
gen, Matrei „am Fuße des Zunig“ mit Be-
gleitarten. Keine neueren Funde, die Arten
sind im Gelände auch sehr schwer zu sehen.
Virginischer Rautenfarn (Botrychium
virginaianum)
– Bergheiden, Magerwie-
sen; DALLA TORRE 1906:63 „Ker-
schbaumer Alpe bei Lienz“. Auch von die-
ser Art keine neueren Belege.
Starrer Wurmfarn (Dryopteris villa-
rii, = D.rigida)
– Kalkgeröllfluren der
Alpen; selten, Kerschbaumertal (bereits im
Scheitz-Herber (etwa 1840) vertreten;
Hochweißsteinhaus, Karnische Alpen
(Kärnten).
Dorniger
Wurmfarn,
Dornfarn
(Dryopteris carthusiana, = D.spinulosa)
– Mischwälder, Nadelholzforste, Erlen-
brüche; montan, zerstreut und vereinzelt.
Breitblättriger, Großer Dornfarn
(Dryopteris dilatata, = austriaca)
– Wäl-
der, Forste, Gebüsche; nicht allzu häufig,
aber weit verbreitet bis subalpin.
Gewöhnlicher Wurmfarn (Dryopteria
filix-mas)
– Mischwälder, Forste, Hoch-
staudenfluren; wohl häufigster Großfarn,
bis 2.500 m.
Gebirgs-Dornfarn (Dryopteris ex-
pansa, assimilis)
– Misch- und Bergwäl-
der, ähnlich vorigen Arten; nur ca. 25 ge-
streute Funde.
Dichtschuppiger, Spreuschuppiger
Wurmfarn (Dryopteris affinis, = pseu-
domas)
– Bergmischwälder; variable Art
in mehreren Rassen vertreten; Dr.affinis
ssp.affinis: Tassenbach, Bannberg, Leng-
berg, Iseltal bis Huben, Dr.affinis ssp.
borreri: eher öfter, etwa ein Dutzend ge-
streute Funde. Dr. affinis ssp.robusta:
Plonkapelle bei Hopfgarten, Schildalm:
seltene Form. Dr.affinis ssp.stiluppense:
nur im Maurertal bei Hinterbichl, sehr sel-
ten.
Verkannter Wurmfarn (Dryopteris
remota)
– Wie andere Arten der Gattung;
wenig bekannt: nur St. Helene bei Thurn,
der Beleg wurde durch OStR. H. Melzer,
Zeltweg, bestimmt!
Dryopteris-Bastarde:
Dr.dilatata x Dr. expansa:
Dol. Hirsch-
brunnhütte 1983, det. H. Piekos-Mirkowa.
Dr.dilatata x Dr.carthusiana, Dr. x de-
merevi:
St. Helene bei Thurn, det. Melzer.
Mehrere weitere Bastardierungen sind
zu erwarten, die Bestimmungen und Zu-
ordnungen sind nur mehr sehr guten Spe-
zialisten möglich, im Gelände sind diese
Zwischenformen nicht oder kaum er-
kenntlich.
Literatur (Auswahl)
Dalla Torre, K. W. v. & L. v. Sarnthein (1906): Die Farn-
und Blütenpflanzen (Pteridophyta et Siphonogama) von
Tirol, Vorarlberg und Liechtenstein. – 1. Teil, pp. 89,
Verl. Wagner, Innsbruck.
Eberle, G. (1970): Farne im Herzen Europas. – 2. Aufl.,
Frankfurt.
Hartl, H. et al. (1991): Verbreitungsatlas der Farn- und Blü-
tenpflanzen Kärntens, Hag.: Naturwiss. Verien Kärnten,
Klagenfurt, pp. 1-451.
Hausmann, F. v. (1852): Flora von Tirol, 2. Hefl. pp. 1025-
1052, Verl. Wagner, Innsbruck.
Heinricher, A. & F. Pignatti-Wikus (1987): Der Dolomit
Streifenfarn (Aspicaium seelosii Leybold) und andere
Besonderheiten aus Flora und Fauna am Fuß der Lienzer
Dolomiten (Osttirol). – Stud.phytal.Nove, Pécapp. 95-
109.
Janchen; E. (1956): Catalogus Florae Austriae, I. Teil, H-
1:1-176 und Erg. H.2 (1964: 1-83). – Verl. Springer, Wi-
en.
Kofler, A. (1982): Zur Pflanzenwelt am Nörsacher Teich.
– Osttir. Heimarbl. 50 (5):3-4.
Kofler, A. (1988): Über die Pflanzen- und Tierwelt des Nie-
dermoores „Schwalen“ bei Leiten/Obertilliach. – Osttir.
Heimatbl. 56(5):1-2.
Melzer, H. (1974): Beiträge zur Flora von Kärnten und der
Nachbarländer Salzburg, Osttirol und Friaul. – Carinthia
II 164./84.:227-243.
Polatschek, A. (1978): 4. Beitrag zur Flora von Tirol und
Vorarlberg. – Osttir. Heiamtbl. 46(7):3-4.
Rasbach, K. u. H. & O. Wilmanns (1976): Die Farnpflan-
zen Zentraleuropas. – pp. I-304, 154. Abb., 2. Aufl.,
Verl. C. Fischer, Stuttgart.
Rothmaler, W. (1987): Exkursionsflora Bd. 2 (Ge-
fäßpflanzen), pp. 1-624, 13. Aufl. Verl. Volk u. Wissen,
Berlin.
Turnowsky, F. (1944): Zur Flora der westlichen Karnischen
Hauptkette. – Carinthia II, 54:54-58.
Nummer 9/10 — 62. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
Moos-Stäubling (Lycoperdon ericaeum var. ericaeum).
n. Moser/Jülich: Farbatlas der Basidiomycetes Lief. 7, 1986, D489
Alois Kofler – Naturkundliche Raritäten aus Osttirol:
Erdsterne und Teufelstabak
(Mycophyta: Gastromycetales)