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Eigentlich wurde diese Pflanzengruppe
immer etwas stiefmütterlich behandelt: ihr
Grün ist unauffällig, manche Formen sind
klein oder leben recht versteckt, auffallen-
de Blüten haben sie keine. Trotzdem
gehören sie zu jenen Pflanzen, deren Vor-
fahren seinerzeit die Eroberung des Lan-
des erst ermöglichten, lange vor den viel
bekannteren Dinosauriern.
In der vorliegenden Aufzählung mit
meist allgemeinen Angaben zur Ökologie
und Verbreitung wurden ältere Angaben
der Literatur, die eigenen Aufsammlungen
und Kartei-Notizen, generelle Angaben
aus der „Umweltda-
tenbank der natur-
wissenschaftlichen
Sammlungen des
Tiroler Landesmu-
seums Ferdinande-
um (UD-TLMF)“
gemäß Verpflich-
tungserklärung vom
22. 1. 1993 einge-
baut. Vor allem die
letzteren Angaben
aus
langjährigen
Au f s amml ungen
von Dr. Adolf Polat-
schek, Naturhistori-
sches Museum Wi-
en,
haben
die
Kenntnisse
von
Pflanzen in Osttirol
sehr stark erweitert!
Für diese vielen
Daten und jahrelan-
ge sehr freund-
schaftliche Zusam-
menarbeit auch an
dieser Stelle herz-
lichen Dank.
Bärlappgewächse
(O. Lycopodiales)
Tannen-Teufelsklau (Lycopodium se-
lago)
– Berg-Nadelwälder, eher kalkmei-
dend; zerstreut, nicht häufig, bis 2.500 m.
Keulen-Bärlapp (Lycopodium clava-
tum)
– Nadelholzforste, Heiden, circum-
polar; vereinzelt bis etwa 2.000 m.
Gebirgs-Bärlapp (Lycopodium anno-
tinum)
– Waldbereiche bis alpin 2.500 m;
relativ häufig.
Alpen-Bärlapp (Lycopodium alpi-
num)
– Magere Bergwiesen bis Zwerg-
strauchheiden, kalkmeidend; 1.500 bis
2.770 m, selten.
Gewöhnlicher Bärlapp (Lycopodium
complanatum)
– Trockene Nadelwälder;
sehr selten, nur ein Fund im Lesachtal bei
Leiten.
Isslers Bärlapp (Lycopodium issleri)
Ebenfalls sehr selten: Kartitscher Sattel bis
Obertilliacher Tal.
Moor-Bärlapp (Lycopodiella inunda-
ta)
– Hochmoore, nasse Stellen bis Voral-
penstufe, kalkmeidend, sehr selten. „Auf
feuchten Wiesen zwischen Kartitsch und
Sillian, zwischen Kartitsch und Tilliach,
Moor am Iselsberg“ (DALLA TORRE
1906:84): seitdem nicht wieder gefunden,
ausgestorben! Am Iselsberg nach der „Me-
lioration“ trotz systematischer Suche
nicht wieder zu finden!
Moosfarne (O. Selaginellales)
Dorniger Moosfarn (Selaginella sela-
ginoides)
– Subalpin-alpin 1.000 bis 2.700
m, Magerrasen, Quellmoore, kalkreiche
Stellen.
Schweizer Moosfarn (Selaginella hel-
vetica)
– Magerrasen, schattige, felsige
Mauern; Tallagen bis 1.500 m.
Schachtelhalme (O. Equisetales)
Acker-Schachtelhalm
(Equisetum
arvense)
– Ruderalstellen, Äcker, Wiesen,
zeit noch nicht möglich, weil eben Ver-
gleiche fehlen und der Werdegang über
den Sommer nicht beobachtet werden
konnte. Am ehesten scheint der Ge-
danke richtig, daß einzelne Arbeiterin-
nen am Boden einen Zweitbau anfin-
gen und dann wegen der Isolation zur
Königin im Hauptnest zu eierlegenden
Weibchen wurden (ein oder mehrere),
also ein funktionierendes Filialnest bis
zum Herbst erarbeiten konnten. Die
Initialauslöse zu diesem Verhalten ist
eventull gegeben durch heruntergefal-
lene Nestteile. Sicherlich war der Aus-
lösefaktor ein gestörter Zusammenhalt
im sozialen Gefüge des Staates, ein
Teil machte sich dann eben selbstän-
dig.
Das Nest wurde nach Absprache mit
dem Kustos Dr. L. Ebner dem Heimat-
museum Schloß Bruck zur Verwah-
rung überlassen.
Nummer 9/10 — 62. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
Bodennest-Seitenansicht.
Alois Kofler – Naturkundliche Raritäten aus Osttirol:
Farnpflanzen und ihre Bastarde
Braunstieliger
Streifenfarn
(Asplenium tricho-
manes); Fundort:
Kapaun bei
Dölsach, Weg
nach Görtschach,
November 1992.
Foto: Alois Kofler