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Es ist rund 400 Jahre her, daß der Basler
Anatom und Botaniker Kaspar Bauhin(us)
(1560 bis 1626) bzw. sein Sohn Johann
Kaspar Bauhin (1606 bis 1685) Ammoni-
ten aus dem Schwäbischen Jura abbilden
und als „Naturspiele“ („lusus naturae“)
deuteten. Übrigens ist nach dem Anatom
K. Bauhin die Bauhin‘sche Klappe (val-
vula Bauhini, heute valva ileocatecalis) an
der Grenze von Dünndarm zum Blinddarm
benannt. Sein Lehrstuhl an der Universität
Basel für die Fächer Anatomie und Botanik
wäre heute völlig undenkbar. – Auch der
viel bekanntere Naturforscher und
Polyhistor Konrad Gesner, der „Deutsche
Plinius“ genannt (1516 bis 1565, als Arzt
auch Professor der Physik in Zürich), war
nur zum Teil in der Lage, die systemati-
schen Zusammenhänge zwischen Fossi-
lien und rezenten Formen zu deuten, im
Zweifelsfalle (damals gab es den Art-
begriff noch nicht) sprach auch er von „Na-
turspielen“. In den weiteren Jahrhunderten
bis zum heutigen Tage werden undeutbare
Naturobjekte noch als „Launen“ der Natur
bezeichnet, obwohl man schon etwas
mehr Detailkenntnis hat und bei der immer
noch vorherrschenden empirisch-rationalen
Forschung (trotz Chaostheorie) Unklarhei-
ten und Fragezeichen zu allen Themen be-
seitigen möchte. Aber es gibt immer noch
viele ungelöste Rätsel, die die Natur eben
aufgibt.
Im Osttiroler Boten vom 26. August
1993, Seite 8, sind zwei Farbfotos wieder-
gegeben, die als „Eine Laune der Natur“
eine Fichte mit „Hexenbesen“ zeigen; ge-
sehen oberhalb der „Schönen Aussicht“
am alten Weg zum „Blies“ in ca. 1.500 m
Seehöhe. Die Wiedergabe solcher Beob-
achtungen ist sehr verdienstvoll, die Mit-
teilung an die Zeitung sollte jeweils erfol-
gen. Die Deutung ist in diesem Falle an-
ders: Die gut sichtbaren zahlreichen
jungen Fichtenzapfen lassen eindeutig
eine sogenannte
Zapfensucht
erkennen.
Nummer 9/10 1994
62. Jahrgang
OSTTIROLER
HEIMATBLATTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Abb. 1: Lärchen-Hexenbesen auf einer
Alm bei Mallnitz (Kärnten), 1993.
Alle Fotos: Alois Kofler
Alois Kofler – Naturkundliche Raritäten aus Osttirol:
Hexenbesen und Donnerbüsche