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Jahre zu beträchtlicher Produktion. Das
gewonnene Verkaufserz mit ca. 40 %
Schwefelgehalt wurde mit einer 2,5 km
langen Rollbahn von der „Schloßmühle“
(hinter Schloß Heinfels) zum Bahnhof Sil-
lian geliefert. 1909 mußte der Betrieb ein-
gestellt werden, weil die aufgeschlossenen
Feinkieslager abgebaut waren und man die
Kosten für das Einschlagen eines Talsoh-
lenstollens scheute. Erst 1917 wurde mit
dem Anschlag des Talsohlenstollens
(„Barbarastollen“) begonnen und 1918 bei
einer Tiefe von ca. 160 m wieder einge-
stellt.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Be-
trieb (als „Deutsches Eigentum“) von der
Republik Österreich übernommen und die
Betriebsführung der „Mitterberger Kupfer
AG“ in Salzburg übertragen. 1946 wurde
der begonnene „Barbarastollen“ unter der
Leitung von Dipl. Bergingenieur Wulfo
Lob (gest. April 1993 in Lienz) auf 474 m
bis zum Erzlager vorgetrieben und die
Kiesvorkommen bis zu den oberen Stollen
abgebaut.
1948/1949 wurde die während des
1. Weltkrieges im Bergbau Tessenberg er-
stellte Aufberei-
tungsanlage nach
Panzendorf über-
tragen. Diese Anla-
ge diente zur An-
reicherung
des
Schwefelgehaltes
von Grobkies (der
nur
bei
ca.
25 % lag) auf die
für Verkaufserz
geforderten 40 %.
Im Stollen wurde
das Erzlager auf
250 m Tiefe aufge-
schlossen und bis
125 m abgebaut.
Da die Aufbe-
reitungsanlage (mit
Se t zmasch i nen)
nicht geeignet war,
das Kupfer (bis zu
2 %) zu gewinnen
und Schwefel an-
derswo billiger an-
geboten
wurde,
kam im Mai 1953
das endgültige „AUS“ für den Bergbau
Panzendorf.
In den folgenden Jahren wurden die Ma-
schinen und Geräte teils nach Mitterberg
geliefert, teils verkauft. Die Betriebsge-
bäude wurden abgetragen. Die Stollen sind
verfallen und ihre Eingänge wurden zuge-
schüttet.
Quellenmaterial:
Dem Verfasser standen als Unterlagen
zur Verfügung:
Aufzeichnungen des Vaters, der seit 1915 mit Un-
terbrechungen zuerst als Förderer, während des Ersten
Weltkrieges als Verlademeister, später als Steiger beim
Bergbau Tessenberg, dann als Obersteiger beim Berg-
bau Panzendorf bis zur Einstellung des Betriebes und
dann noch beim Bergbau Rabant bei Nikolsdorf be-
schäftigt war.
Aufzeichnungen des ehem. Bergwerksdirektors des
Tessenberger Bergbaues Hugo Leopold (gest. 1958 in
Salzburg), der gesammeltes Material des „Ahrner Ar-
chives“ von Max von Wolfskron und Aktenmaterial des
ehem. Berggerichtes Lienz verarbeitete.
Nummer 11 — 62. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i m a t b l ä t t e r
Mit Schreiben vom 12. Dezember 1912
des Betreffs „Villgratenbach. Wasser-
kraftanlage des Bergwerkes Panzendorf“
hatte die k.k. Statthalterei für Tirol und
Vorarlberg in Innsbruck auf die Beein-
spruchung seitens des Projektwerbers we-
gen der 420 Kronen jährlicher Fischerei-
entschädigung geantwortet; im Bewilli-
gungsakt der Bezirkshauptmannschaft
Lienz vom 24. Juli 1911 war dieser Be-
trag, den der „Bergbau Panzendorf“ dem
Fischereibesitzer hätte entschädigen
müssen, vorgesehen.
Besagter Statthaltereiakt bietet insge-
samt verschiedene Einblicke, die recht
aufschlußreich sein können. Was sich dar-
aus an Daten des projektierten Elektri-
zitätswerkes des Bergwerkes Panzendorf
ergibt, fasse ich übersichshalber zu-
sammen.
Eine erste Niederwassermenge am
Villgraterbach scheint schon im Jahre
1909 vorgenommen worden zu sein. Im
Jänner 1911 wurde jedenfalls an vier Stel-
len des Baches die Wassermenge erhoben.
Am 5. Mai 1911 fand dann eine kommis-
sionelle Verhandlung statt, und die Bau-
bewilligung datiert vom 24. Juli 1911.
Eine Begehung der Bachstrecke mit von
amtswegen bestellten Sachverständigen er-
folgte erst oder neuerdings am 1. Juni
1912, deren Gutachten datiert mit 15. Sep-
tember 1912, und das vorliegende Statt-
haltereischreiben mit 12. Dezember 1912.
Die vom k.k. Hydrographischen Zen-
tralbüro vorgenommenen „Flügelmes-
sungen“ im Jänner 1911 ergaben folgen-
de Wasserschüttung am Villgraterbach:
a) bei Außervillgraten vor der Einmündung
des Winkeltalbaches 0,83 m
3
/sec.,
b) bei Außervillgraten unmittelbar nach
Einmündung des Winkeltalbaches
1,32 m
3
/sec., Differenz 0,49 m
3
/sec.
c) an der Mündung des Villgraterbaches
bei Panzendorf in die Drau 1,75
m
3
/sec., Differenz 0,25 m
3
/sec. und
d) für die Wasserfassungsstelle des
projektierten E-Werkes wurden 1,40
m
3
/sec. errechnet, das waren ungefähr
5 % mehr als nach der Einmündung
des Winkeltalbaches in Außervill-
graten.
Geplant waren drei Turbinen. Die
Statthalterei stellte fest:
Barbarafeier der im Bergbau Panzendorf Beschäftigten mit gespielter Berggerichtsszene;
Aufnahme vor dem alten Gasthof Oberthaler in Panzendorf, 1950.
Bergbau Panzendorf, „Humbold“-Erz-
aufbereitungsanlage Panzendorf mit
Bremsberg, 1949/50.
Johannes Trojer
Das E-Werksprojekt 1911 für das Bergwerk Panzendorf