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In unserem Bezirk
gibt es eine ganze
Serie von Erzvor-
kommen. Sie rei-
chen von Nikols-
d o r f - L e n g b e r g ,
Schloßberg
bei
Lienz, Defereggen-
tal, Kals, Virgen,
Burgfrieden, Mitte-
wald, Abfaltersbach,
Strassen-Tessenberg,
St. Oswald, Obertil-
liach-Leiten, Pan-
zendorf bis Villgra-
ten.
Laut
Überliefe-
rung ist bekannt, daß
bereits die Römer
(wahrscheinlich auch
die Kelten) hier
Bergbau auf Edelme-
tall betrieben haben.
Die
Römerstadt
Agunt war ein Berg-
bauzentrum. Bis vor
300 Jahren herrschte
in Osttirol reger Bergbau, besonders auf
Kupfer, das auch hier geschmolzen wurde.
Es kamen aber alle diese Werke mangels
an Ertrag zum Erliegen.
Ende des 17. und Anfang des 18. Jahr-
hunderts wurden Suche und Abbau von
Erzen laut Aufzeichnung des Berggerichts
Lienz besonders im oberen Pustertale wie-
der aufgenommen und der „Panzendorfer
Kupferbergbau“ gegründet.
1730 bestand – nach einem Ausweis des
Berggerichts Lienz – das Panzendorfer
Werk aus:
„Hinter Heimbfölß an der Huben“ –
„1 Haupt- und 2 Scherbmgepeu“;
„Am Prandt nägß Abfaltersbach“ –
„1 Haupt- und 4 Scherbmgepeu“;
„Hinterburgen“ – „1 Gruben“;
„Am Geilbach die schmölz Hitten
und derselbstiger Wasserfahl“.
Der Bergbaubetrieb wurde nach mehre-
ren Besitzerwechseln mangels an Ertrag
und fehlendem Geld für neue Erzsuche
wieder eingestellt.
1886 wurde das Kupferbergwerk als
„Schwefelkiesbergwerk
Panzendorf“
wieder in Betrieb genommen und am 5.
Oktober 1910 als „Schwefelkiesbergbau
Panzendorf-Tessenberg GmbH“ im K. k.
Handelsregister Bozen eingetragen. Die
Gesellschaft verfügte über ein ca. 70 km
2
großes Freischurf-Konzessionsgebiet mit
folgenden Erzlagerstätten und Betrieben:
1.
Kupfer-Silber-Antimonbergbau
Mark-Auenbach
(Südliche Gemeindegrenze Strassen – Ab-
faltersbach, 1.500/1.580 m Seehöhe).
Daß hier schon die Römer Erz gewonnen
haben, zeigt der nach ihnen benannte
„Römerstollen“, der nur mit „Schlögel und
Eisen“ in „Feuersetzmethode“ vorge-
trieben wurde. Anfangs wurde nur das
Kupfer-Silbererz abgebaut. Später wurde
vorwiegend Antimon gewonnen.
In den letzten Jahr-
zehnten wurde der
Römerstollen bis zu
den teils abgebauten
Erzlagern auf ca. 460
m freigelegt, ist aber
nun wieder verfallen.
2.
Kupfergruben
St. Oswald
Laut Überlieferung
ist St. Oswald eine al-
te Knappensiedlung.
Um das 15. Jahrhun-
dert wurde hier Kup-
fererz abgebaut. In
den letzten Kriegsjah-
ren 1917/1918 wurde
ein 30 m langer Stol-
len vorgetrieben und
man ist dabei auf ein
Erzlager von Kupfer-
und Magnetkies ge-
stoßen. Spuren vom
alten Bergbaubetrieb
wurden nicht mehr
gefunden.
3.
Antimonerzlager Leiten-Obertilliach
Um die Jahrhundertwende wurde das
Antimonlager im „Bavariastollen“ freige-
legt. Es wird vermutet, daß sich das Erz-
lager auf einer Seehöhe von 1.600 bis
1.800 m bis zum Lager Mark-Auenbach
durchzieht. Wann und wie lange hier
Bergbau betrieben wurde, ist derzeit
nicht bekannt.
4.
Schwefel-Magnetkiesbergbau
Villgraten
Die Grube „Adolf“ ist als Kupfergrube
seit 1720 bekannt. Vor mehr als 250 Jah-
ren wurde hier Kupfererz gewonnen, das
anfangs in Panzendorf und später in der
Schmelzhütte an der Gail geschmolzen
wurde. Später wurde Schwefelkies abge-
baut. Da keine Aufbereitungsanlage zur
Verfügung stand, wurde nur der Feinkies
mit ca. 40 % Schwefel abgebaut. Der
Grobkies mit hohem Eisen- und Kupfer-
gehalt blieb im Stollen.
Nummer 11/1994
62. Jahrgang
HEIMATBLATTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Adolf Aichner
Bergbau im Pustertaler Oberland bis 1953
„Humbold“-Erzaufbereitungsanlage des Bergbaues Tessenberg, 1917/18.
(Alle Aufnahmen im Archiv des Verfassers).