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Jahre 1545 werden dann alle Güter von
Innervillgraten angeführt. (Siehe Hauptteil
des Beitrages.) Das zweite erhaltene
Stiftsurbar stammt aus dem Jahre 1594
und trägt den Titel:
„Urbarj Deß Kayserlichen und löblichen
Stiffts Inichingen auf daß 1594ste Jar.
Georg Frackhenreiter, Ambtman.“
Ein Beispiel daraus soll Aufschluß über
die Abgaben an das Stift Innichen geben:
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„Inderstainwandt Hoff zinst Brobsteigelt
1 Gulden 50 Kreuzer 3 Firer, 4 rd. Khäß.
Im dritten Jar ain Schwein. Füetterung
4
jährlich 6 Galfen
5
. Zu Ostern Weisat
6
1
Khüz 15 Ayer 3 Sprößn
7
Inhaber: Jacob,
Joachim und Christl.“
Freistift und Erbbaurecht
Aus den Urbaren ersehen wir, daß auch
in der Neuzeit das Freistiftrecht in der ehe-
maligen Grafschaft Görz-Tirol erhalten
blieb, während im übrigen Tirol sich das
bedeutend bessere Erbbaurecht durchge-
setzt hatte. (Gesetzliche Erbfolge, bei
Streitigkeiten ist ordentliches Gericht zu-
ständig, geringere Abgaben, um nur einige
Vorteile zu nennen.)
Eine Ursache für diese Besserstellung
dürfte der große Zuzug von Arbeitskräften
in die Städte und Märkte gewesen sein.
Doch bedeutender war wohl, daß der Lan-
desfürst von Tirol mit dem Adel im stän-
digen Kampf lag, da dieser durch die
Grundherrschaft zur politischen und wirt-
schaftlichen Vorrangstellung kommen
wollte, das der Landesfürst aber durch die
Besserstellung des bäuerlichen Besitz-
rechtes geschickt verhindern konnte, da
ihm weniger an den grundherrlichen Ein-
künften gelegen war, die der Adel
benötigte, als der Bauer als Steuerzahler
und Soldat.
Anders lagen die Verhältnisse im ehe-
maligen görzischen Gebiet. Hier hatten die
Grafen von Görz keine ernst zu nehmende
Grafengeschlechter, die mit Hilfe der
Grundherrschaft zu Macht kommen woll-
ten. So brauchten die Görzer die wirt-
schaftliche Lage der Bauern nicht verbes-
sern, und damit blieb auch das Freistift-
recht bis zur Grundentlastung i. J. 1848 er-
halten, wenn es auch in der Neuzeit etwas
gemildert wurde, nicht durch Gesetzes-
kraft, sondern aus Vorteilen für den
Grundherrn.
Dies betraf allerdings nur die Erbfolge,
die hohen Abgaben blieben in gleicher
Höhe bestehen.
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Die geteilten Urhöfe im
17. Jahrhundert in Innervillgraten
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Die Angaben über Größe der Höfe und
die Grundherrn stammen aus der Pusterta-
ler Beschreibung vom Jahre 1545.
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1. Hazwaldhof,
Größe: 6 Jauch à 40 a,
zinst dem Kaplan zu Heinfels
Besitzer und Teile: Guetegger Domini-
kus, Hulter 3/16, Oswald Coller 3/16, Gre-
gor Guetnegger 1/8, Barbara Gräffin 1/16,
Blasi Bachmenn 1/6, Andrä Jägerer 1/12.
2. Pernaugut (Praunauhof)
4 Jauch,
zinst Kaplan Heinfels
Oswald Millman 2/4, Augustin Millman
1/4, 1/8, Pangraz Pachmann 1/8.
3. Frontal,
10 Jauch Acker, zinst dem
Urbaramt Heinfels
Veit Gisser 1/8, Augustin Millmann
3/16, Veit Schmidhoffer 3/16, Benedikt
Stallpamber 3/16, Georg Pranther 1/8,
Matheis Steidl 1/16, 1/24, Jakob
Pranther, Schuster 1/4 weiwger 1/48.
4. Walchegg,
6 Jauch Acker, zinst dem
Urbaramt Heinfels
Gall Obristhoffer 1/16, Georg Innerkof-
ler, Schneider 1/8, Bernhard Niderhoffer
1/16, Antoni Senfter 2/4, 1/8, Georg Gietl
1/8.
5. Oberhof,
6 Jauch, zinst dem Urbar-
amt Heinfels
Josef Stauder 1/4, Anton Hochkofler
1/4, Anton Hochkofler 5/16, Martin Stau-
der 5/16, Veit Gisser 2/16.
6. Starz,
4 Jauch, zinst Urbaramt Hein-
fels
Michl Auer 1/4, Valtin Rainer 1/4, Veit
Gisser 1/4, Christian Starzer 1/8, Matheis
Steidl 1/8.
7. Pranth,
5 Jauch zinst Urbaramt Hein-
fels
Georg Pranther 1/4 + 1/8, Sebastian
Pranther 1/4 + 1/8, Oswald Gisser 1/12,
Matheis Walder 1/6.
8. Giss,
6 Jauch, zinst Urbaramt Hein-
fels
Veit Gisser 2/4 + 1/8, Oswald Gisser
1/4, Martin Gisser 1/8.
9. Mose,
4 Jauch, zinst Urbaramt Heinfels
Hanns Stauder 1/4, Blasi Mosemann 1/4
+ 1/16, Josef Mosemann 1/4 + 1/8 + 1/16.
10. Staud,
8 Jauch, zinst dem Bischof
von Freising
Christian Millmann 1/4 + 1/8, Leonhard
Orther 1/12, Blasi Senfter 1/8, Hanns Mill-
mann 1/12, Peter Lanser 1/4, Martin Mill-
mann 1/24, Thomas Millmann 1/24.
11. Rusch,
4 Jauch Acker, zinst der Kir-
che in M. Luggau
Andrä Millmann 1/4, Augustin Mayr
1/4, Simon Senfter 2/4.
O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
64. Jahrgang — Nummer 4
Das Zentrum der Gemeinde Innervillgraten in der Darstellung der „Urmappe“, um
1860. Der Originalmaßstab 1:2.880 wurde in der Abbildung leicht verändert.
Foto: Vermessungsinspektorat für Tirol und Vorarlberg, Innsbruck
Roggenschnitt in Innervillgraten; Aufnahme von Professor Peter Paul Atzwanger, um
1930. (Aufnahme zur Verfügung gestellt von Frau Gundi Leinfellner, Innsbruck).