Seite 4 - H_1996_05-06

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Früchte, wegen Haus-Neubau umge-
schnitten). Diese Obst-Baumform ist si-
cherlich noch weiter bekannt und auch aus
benachbarten Gegenden (Mölltal, Drautal,
auch Salzburg und andere Bundesländer)
gemeldet.
Kennzeichen dieser Sonderform (meist
bezeichnet als Prunus domestica ssp. insi-
ticia oder einfach P. domestica): baum-
oder strauchförmig, Blätter auffallend
breitoval, Blüten und damit auch die Früch-
te langgestielt, an der Stammbasis mit un-
terschiedlich vielen und langen Dornen ver-
sehen. Alte Meldungen für „Lienz, in Gär-
ten“ finden sich schon in der ältesten
Literatur über die Flora Tirols. Insgesamt
gesehen handelt es sich wahrscheinlich
doch um eine verwilderte Form von
Zwetschke/Pflaume, die eventuell als
Wildobst bessere Verwertung verdienen
könnte, möglicherweise käme die Sorte als
„Genpool“ für weitere Züchtungen in Fra-
ge. Die Überprüfung von Belegen durch
Botaniker am Naturhistorischen Museum in
Wien und der ehemaligen CSFR ergaben
keine eindeutige Klärungen wegen der Sy-
stematik, Herrn Dr. A. Polatschek sei für
die Vermittlung herzlich gedankt.
Nach der ersten Mitteilung über Hexen-
besen und Donnerbüsche (Ostt. Heimatbl.
1994/9-10) sind zur großen Freude mehr-
fache Mitteilungen zum Thema einge-
langt, vielfach auch durch Fotos doku-
mentiert.
Eine neue, sehr interessante Form wurde
durch Vater und Sohn Berger vom GH. Is-
litzer in Hinterbichl/Prägraten mitgeteilt,
gezeigt und näher erläutert. Die abgebilde-
ten
„Lärchenfedern“
zeigen die deutliche
Verwachsung der Endzweige gerade im
Zustand ohne Nadeln mit den deutlichen
Kurztrieben. Derartige Mißbildungen (Te-
ratologien) sind auch bei krautigen Pflan-
zen mehrfach bekannt und heißen wegen
der nicht getrennten Einzelzweige
„Ver-
bänderungen“
. Bemerkenswert scheint
immerhin, daß bei Lärchen im hinteren Vir-
gental diese Bildung öfters vorkommt oder
beachtet wird. Bei den vielen Lärchenvor-
kommen könnten durchaus zusätzliche Be-
obachtungen zu erwarten sein!
Zum Thema
„Zapfensucht“
wird als
Ergänzung eine Abbildung beigefügt, die
der Verfasser im März 1994 in Israel (Je-
rusalem, beim Stadt-Modell) an Föhre (Art
unbekannt) fotografieren konnte; auffälli-
ger ist eine solche Mißbildung kaum zu
finden!
Die Beobachtungen der sogenannten
„Hexenbesen“
, bei uns scheinbar meist an
Nadelbäumen, ist offenbar mehrfach
möglich, wenn man den Blick dafür be-
kommt. So wurde von Frau Emma Ried-
ler, Kartitsch, eine Beobachtung bei der
Tannwiese fotografiert, wo die Bildung in
der herbstlichen Färbung besonders gut
zum Ausdruck kommt. Von Herrn K. Da-
pra, Grafiker in Lienz, erhielt ich mehrere
Fotos solcher Bildungen an Föhre (Pinus
silvestris), z. B. unterhalb der Scheiben-
wand und am Lämperkopfsteig. Im
Schöntal bei Kartitsch konnte Michael
Riedler eine Serie von Lärchen-Hexenbe-
sen fotografieren. Diese Mißbildung war
nicht am Wipfel sondern an einem Seiten-
ast oberhalb der Mitte, relativ klein aber
auffällig genug.
Am Franz-Lerchweg in den Lienzer Do-
lomiten in nächster Nähe vom Goggsteig-
Hüttl war recht versteckt unterhalb des
Steiges ein sehr großer Hexenbesen vom
Verfasser im Juni 1995 festgehalten wor-
den, ein typischer Wipfel-Lärchen-He-
xenbesen! Ein recht gutes Beispiel zum
Thema wäre auch eine Form aus den west-
lichen USA: Yosemity-Nationalpark,
aufgenommen Mai 1995 an der dort häu-
figen Föhrenart: Pinus poderosa, von der
auch in Lienz bei der Brauerei Falkenstein
ein Stück steht und durch Nadeln bzw. die
typischen Zapfen gut kenntlich ist.
O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
Nummer 5-6 — 64. Jahrgang
Kriecherl-Früchte, Aufnahme Lavant 1993.
Foto: Alois Kofler
Alois Kofler – Naturkundliche Raritäten aus Osttirol
„Lärchenfedern“ und weitere Hexenbesen
„Lärchenfedern“ im Gh. Islitzer, Hinterbichl, Fundort Pebell Alm, 1.600 m. (Verbän-
derung).
Foto: Alois Kofler