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raschung war groß, als vor einiger Zeit die
Lienzer Geschäftsfrau Herta Gliber darauf
aufmerksam machte, daß es noch existie-
re! Maler Untergasser hatte das Aquarell
ihrer Mutter, Frau Paula Pernusch (1899
bis 1985), mit dem Auftrag gegeben, es
versteckt zu halten. Nach dem Tod von
Karl Untergasser und Paula Pernusch,
nach Erledigung des Interdiktes und vor
allem auch mit der Erkenntnis, daß der
künstlerische und religiöse Wert des
„Auferstandenen“ von Albin Egger-
Lienz außer Zweifel steht, hat sich Frau
Gliber, einer kulturellen Verantwortung
bewußt, entschlossen, das Aquarell zur
Veröffentlichung freizugeben, wofür ihr
sehr herzlich gedankt sei.
Die Entstehung des
Kriegerdenkmals
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Noch zu Zeiten des tobenden Weltkrie-
ges machte man sich in Lienz Gedanken
betreffend eine Gedenkstätte zu Ehren der
Gefallenen und nahm im Mai 1918 Kon-
takt mit dem berühmten, aus der Lienzer
Gegend stammenden Franz von Defregger
auf. Konkret wurde das Ziel erst mit der
Gründung eines Denkmalausschusses im
Jahr 1923 verfolgt. Der in Innsbruck wir-
kende, aus Lienz stammende Architekt
Josef Manfreda wurde eingeladen, am Pro-
jekt mitzuarbeiten. Er schwärmte von einer
Kapelle mitten in einem Hain,
„darin un-
sere Helden symbolisch in Gestalt von
,Heldeneichen‘ fortleben.“
Manfreda ge-
dachte, heimische Künstler wie Albin
Egger-Lienz zur Ausschmückung einer
Kapelle heranzuziehen.
Noch bevor Manfredas Konzept
spruchreif war, entwickelte Landeskonser-
vator Dr. Josef Garber die Idee, die schon
vor dem Weltkrieg sehr baufälligen Arka-
den im Norden und Westen des Friedhofs
um die Lienzer Stadtpfarrkirche St. Andrä
mit der Denkmalidee zu verbinden, was die
Zustimmung von Stadtgemeinde und
Dekan Gottfried Stemberger erhielt. Man
war auch von der Beteiligung Albin Eggers
sehr angetan, die Dr. Garber, Eggers
Freund, erwirkte. Egger-Lienz, der einen
Freskenzyklus schaffen sollte, bestand auf
der Einbindung des Architekten Dr. tech.
Clemens Holzmeister. Josef Manfreda hat
die sicherlich unschöne Art der Eliminie-
rung aus dem Projekt nie überwunden und
noch 1959 eine Broschüre herausge-
bracht, die enthüllen und klarstellen sollte.
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Von seiten der Stadt wurde das vor-
geschlagene Projekt Holzmeister – Egger-
Lienz einstimmig angenommen. Die
prinzipielle Zustimmung der Pfarre St.
Andrä, auf deren Grund sich die Arkaden
befinden, wurde vorher eingeholt. Der Ser-
vitutsvertrag zwischen Pfarre und Stadt,
im Zustandekommen durch Jahre verzö-
gert, wurde erst am 12. April 1928 unter-
zeichnet.
Im Sommer 1924 begannen die Bau-
arbeiten, wobei das nordseitige Friedhofs-
tor und zwei anschließende Arkaden abge-
rissen werden mußten, um an ihrer Stelle
die Gedächtniskapelle errichten zu können.
Die monumentalen Fresken „Die Na-
menlosen“, auch „Sturm“ genannt, sowie
„Das Totenopfer“ schuf Egger-Lienz an
Ort und Stelle im Sommer 1925, während
er die zwei kleineren Gemälde, „Sämann
und Teufel“, eine Unterglasurmalerei auf
Keramikplatte, und den „Auferstandenen“,
gemalt al fresco auf Putzplatte, aus Bozen
mitbrachte.
Das Bild des Auferstandenen sollte
einen Skandal entfesseln, dessen Trag-
weite zunächst niemand abschätzen
konnte. Bezeichnend ist bereits die kühle
Atmosphäre, mit der es in Lienz aufge-
nommen wurde. Vor Jahren hat Herr
Gabriel Forcher sen., Pfarrmesner von
1922 bis 1972, darüber berichtet:
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O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
64. Jahrgang –– Nummer 10-11
Blick in die von Archtiekt Clemens Holzmeister geplante Kriegergedächtniskapelle des Bezirkskriegerdenkmales in Lienz; rechts die
Grabstätte von Albin Egger-Lienz.
Foto: Anton Demanega, Innsbruck