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Bereits vor einiger Zeit veröffentlichte
Harald Stadler einen Artikel in den Ostti-
roler Heimatblättern, in dem er auf die Be-
deutung auch isolierter archäologischer
Funde verwies
1
. In diesem Sinn sind auch
die folgenden Notizen zum
Fund eines Spinnwirtels aus
dem Defereggental
2
zu verste-
hen – sie sollen einen kleinen
Beitrag zur archäologischen
Landesaufnahme leisten.
Daß die Datierung von Spinn-
wirteln problematisch ist, ist
hinlänglich bekannt. Dies gilt in
noch höherem Maße von Streu-
funden wie dem vorliegenden
Phyllitwirtel
3
. Gleichwohl sollte
man mögliche Parallelen und
Ähnlichkeiten nicht von vorn
herein von der Hand weisen.
Hinsichtlich der Form unter-
scheidet sich das Objekt von
Spinnwirteln aus dem Mittelalter,
die zumeist viel kleiner sind
4
. Da-
gegen sind Funde vergleichbar
(hinsichtlich Form, Bearbeitung
und Material), die in Virgen ge-
macht wurden, zum Teil aber
nicht stratifiziert und damit wie
der vorliegende Deferegger
Fund nur schwer datierbar sind.
Die Beispiele seien im fol-
genden zum Vergleich vorge-
stellt: Es handelt sich dabei
zunächst um insgesamt sechs
gelochte und teilweise gerillte
Chloritschiefer-Wirtel aus Welzelach
(heute im Tiroler Landesmuseum Ferdin-
andeum)
5
: Neben einem verlorengegange-
nen, nicht näher beschriebenen sowie ei-
nem hohen, konischen Wirtel aus Ton exi-
stieren noch vier weitere Exemplare aus
Schiefer, die sich hinsichtlich Form,
Größe und Dicke sowie Ausarbeitung (Ril-
le) mit unserem Stück teilweise decken. –
Zwei weitere Exemplare ohne genauere
Fundortangabe aus Welzelach, gerillt und
gelocht, werden ohne nähere Angaben als
späthallstattzeitlich datiert
6
, ähnliches gilt
für einen Chloritschieferwirtel, gerillt
und gelocht, aus Virgen Dorf
7
. Im Tiroler
Landesmuseum Ferdinandeum werden
noch fünf weitere Chloritschieferwirtel aus
Virgen (ohne genauere Fundortangabe)
aufbewahrt; auch für sie liegt keine wirk-
lich sichere zeitliche Einordnung vor
8
. Ein
letztes Stück aus Obermauern, ebenfalls
ein Chloritschieferwirtel, wird abermals
als hallstattzeitlich eingeordnet
9
.
Die bei Karwiese, Abb.7, abgebildeten
vier Objekte weisen sämtlich eine oder
zwei Rillen auf; ihre Größe beträgt 3 – 4,5
cm. Ferner weisen die Welzelacher
Stücke, die als poliert beschrieben werden,
Ritzspuren bzw. -kerben auf
10
.
Das 1980 in St.Veit anläßlich von Heu-
arbeiten auf dem Feld des Jörgelisbauern
Anton Leiter gefundene Stück (Durch-
messer 3,9 cm, Höhe 1,3 cm, Durchmesser
der Bohrung 1,0 cm) weist zumindest von
der materiellen Beschaffenheit her mit ei-
nigen der erwähnten Stücke aus dem Ge-
meindegebiet von Virgen Paral-
lelen auf. Die Farbe des Steins
ist grau-braun, die Oberfläche
ist poliert und hat auf beiden
Seiten eine nicht durchgehende,
seichte Rille sowie zahlreiche
Kratzspuren. Auch die Innen-
fläche des Lochs ist poliert. Das
Stück ist teilweise schräg abge-
brochen. Wie bereits angedeutet,
wird man bei einer Datierung
sehr zurückhaltend sein müssen.
Sollte es tatächlich „antik“
sein, so wäre es allerdings der
erste vormittelalterliche Fund im
Deferegger Talboden
11
.
Anmerkungen:
1 Alte und neue archäologische Entdeckun-
gen in Osttirol, OHBl 7-8/1993.
2 Vgl. den kurzen Bericht in den Fundbe-
richten Österreichs 29 (1990) 213. – Das
Objekt wurde im August 1995 als Leihga-
be an das Museum Schloß Bruck gegeben
und ist seit der Neuaufstellung der archäo-
logischen Sammlung ausgestellt.
3 Für die gesteinskundliche Bestimmung sei
Dr. Johannes Weber vom Institut für Sili-
katchemie und Archäometrie (Hochschule
für angewandte Kunst, Wien 1), herzlich
gedankt.
4 Mündliche Mitteilung von H. Stadler am 4.
August 1994.
5 Siehe St.Karwiese, Der Ager Aguntinus.
Eine Bezirkskunde des ältesten Osttirol,
Lienz 1975 [im folgenden: Karwiese], S.
62; ferner A. Lippert, Das Gräberfeld von
Welzelach (Osttirol). Eine Bergwerksnekropole der spä-
ten Hallstattzeit (Antiquitas 3/12), Bonn 1972, S. 82 und
Taf. XXXVII, 2: Nr. 8825; Taf. XXXIX, 2: Nr. 10. 172;
Taf. XL, 2 und 3: Nr. 8824 und 10.173. – Alle Schiefer-
wirtel stammen aus gestörten Gräbern.
6 Karwiese S. 62 und Abb. 7 (Sammlung Defregger).
7 Karwiese S. 61 und Abb. 7; 3 tönerne Wirtel, gelocht,
werden dort als „römisch?“ bezeichnet (in Privat-Besitz).
8 Karwiese S. 61.
9 Karwiese S. 55 und Abb. 7 (Sammlung Defregger); fer-
ner wird hier ein durchbohrtes Schieferstück, hallstatt-
zeitlich, erwähnt (ebd.).
10 Lippert S.82.
11 Vgl. Karwiese S. 44: „offensichtlich sehr spät besiedelt,
da ältere Funde völlig fehlen“. – Die jetzige Präsentati-
on des Objektes in der römischen Sammlung erfolgte
nicht nach chronologischen, sondern nach inhalt-
lichen Gesichtspunkten (Haushaltsgeräte).
Fußbremse beim Fahrersitz, Gasfeststel-
lung am Lenkrad, Vollgummireifen mit
Luftkammern, die etwas weicher fuhren,
Windschutzscheiben, die man nach vorne
aufklappen konnte, elektrische Beleuch-
tung, einen händisch zu betätigenden
Scheibenwischer und schließlich kaufte
die Gesellschaft 1927 einen Omnibus, der
eine Luftbereifung mit Schlauch und Man-
tel montiert hatte. Dieses Auto war ob sei-
ner technischen Neuerungen einige Zeit in
Wien ausgestellt. Auch die Motorleistung
nahm zu.
Trotz Weltwirtschaftskrise fuhr 1936
das erste Auto mit Dieselmotor zwischen
Hinterbichl und Lienz. (Der Tunnel war
inzwischen erweitert worden.) Der Motor
erbrachte nun schon eine Leistung von 90
PS und die Höchstgeschwindigkeit war
mit 70 km/h angegeben, obwohl zu der
Zeit nur 45 km/h erlaubt waren.
Im Winter wagte sich erstmals 1927 ein
Auto auf die Straße. Lange Ketten, die
zwischen den Speichen durch um die Rä-
der gewickelt wurden, sollten das Durch-
drehen verhindern. Bei der langsamen
Fahrweise jener Zeit soll es recht und
schlecht funktioniert haben.
1936 erhielt die Kraftwagengesell-
schaft erstmals Konkurrenz durch die Post,
die nun ebenfalls in den Linienverkehr ein-
stieg. Die Post fuhr immer 10 Minuten
früher ab, in der Hoffnung auf mehr Fahr-
gäste. Dem war jedoch nicht so: Die alt-
bekannten und bewährten Chauffeure der
Gesellschaft genossen bei den Einheimi-
schen viel mehr Vertrauen.
Mit dem Anschluß an Deutschland 1938
übernahm die Reichsstraßenverwaltung
das Konkurrenzstraßennetz ohne Ablöse.
Die Gemeinden waren aber darüber froh,
denn die Straßenerhaltung hatte alljährlich
relativ viel Geld gekostet.
Die Osttiroler Kraftwagengesellschaft,
die zu der Zeit über 16 Omnibusse ver-
fügte, wurde aufgelöst, ihr Vermögen mit
86.000 DM beziffert und der Fuhrpark von
der Reichspost übernommen.
Die Ära der Motorräder begann in Ma-
trei 1925. Der Sprengelarzt Dr. Nestl kauf-
te eine schwere englische Maschine und
erledigte damit Visiten. Ernst – ein Bruder
des Natalis Obwexer – bewog ihn, doch ei-
nen Beiwagen dazu anzuschaffen, was Dr.
Nestl auch tat. Nach umständ-
licher Montage probierte Ernst Obwexer
das Gefährt zu schneidig aus und landete
gleich damit im Aufgang zum Wohlge-
muthshaus (heute Rathaus). Der Beiwagen
war nun nicht mehr zu gebrauchen!?
O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
Nummer 1 –– 65. Jahrgang
Michael Huber
Ein Spinnwirtel aus St.Veit in Defereggen
Fotos und Zeichnungen: M. Huber