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Nummer 1/1997
65. Jahrgang
HEIMATBLATTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Johann Kornel Schullern von Schratten-
hofen, der letzte Pfleger des Gerichtes Vir-
gen/Defereggen hat mit seiner Behauptung
in seiner „Historischen Beschreibung“
vom Jahre 1802, daß die Abgaben von
Virgen/Prägraten wohl die schwersten für
die Untertanen von ganz Tirol seien
1
, Win-
disch-Matrei zum Vergleich nicht heran-
zuziehen brauchen, da damals Matrei noch
nicht zu Tirol gehörte.
Das Gebiet von Matrei gehörte ur-
sprünglich zur Grafschaft Lurn, die vom
Kristeiner Bach bis gegen Villach reichte,
da in einer Urkunde vom Jahre 1020 Zed-
lach als in der Grafschaft Lurn erwähnt
wurde. Um 1160 haben sich hier die Gra-
fen von Lechsgemünde festgesetzt. 1180
schenkte Graf Heinrich von Lechs-
gemünde das Gebiet von Matrei dem Erz-
stift Salzburg. 1207 bestätigte König Phi-
lipp den Vertrag. Die Güter im Gebiet Ma-
trei waren zur Zeit der Schenkung
Freistiftgüter wie fast überall im Lurngau,
und blieben es bis zur Grundentlastung i. J.
1848, obwohl im übrigen Salzburg das
Baurecht vorherrschend war. Das erste
salzburgische Urbar über die grundherrli-
chen Güter von Windisch-Matrei stammt
aus dem Jahre 1448.
1802 wurde die reichsfürstliche Gewalt
des Erzstiftes Salzburg aufgehoben und sä-
kularisiert. Als weltliches Fürstentum des
Deutschen Reiches wurde es einer Seiten-
linie des Hauses Habsburg-Lothringen, die
bisher die Toskana beherrscht hatte, zuge-
sprochen. 1805 wurde es mit Österreich
vereinigt, doch schon 1809 mußte es an
Bayern abgetreten werden. 1810 war es
ein Teil der französischen Provinz Illyrien,
Erwin Kolbitsch
Bäuerliche Belastungen zur Zeit der
Grundherrschaft in Windisch-Matrei
„Windischmatray“, Kupferstich von Johann Tinkhauser, um 1830. (Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck).