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Nummer 9/1997
65. Jahrgang
OSTTIROLER
HEIMATBLÄTTER
H e i m a t k u n d l i c h e B e i l a g e d e s „ O s t t i r o l e r B o t e “
Adolf Aichner
Die Antimon-Buntmetall-Erzlagerstätte
Abfaltersbach-Strassen
An der südöstlichen Grenze
zwischen den Gemeinden Ab-
faltersbach und Strassen liegt
auf einer Seehöhe von 1.500
bis 1.580 m eine Antimon-
Buntmetall-Erzlagerstätte, die
sich nach Süden (wahrschein-
lich) bis Obertilliach und nach
Westen bis St. Oswald durch-
zieht. Es handelt sich hier um
ein sehr altes Bergbaugebiet,
dessen Anfänge noch auf die
Römerzeit zurückgehen.
Die ältesten Stollen wurden
nur mit „Schlögel und Eisen“ in
„Feuersetzmethode“ bis zu den
Erzlagern vorgetrieben. Abge-
baut wurden damals nur
Kupferkiesderberze von 6 bis
10 % Kupfergehalt, die in der
Schmelze in Lienz verschmol-
zen wurden (Aufzeichnungen
aus dieser Zeit sind nicht be-
kannt). Im 15. und 16. Jahrhun-
dert wurden auch silberhaltige
Blei- und Zinkerze abgebaut;
das Zink konnte in jener Zeit
aber nicht gewonnen werden.
Ende des 17. und Anfang des
18. Jahrhunderts wurde im
Bergbaugebiet Abfaltersbach-
Strassen (wie auch im übrigen
Osttirol) sehr reger Bergbau be-
trieben. Alte Stollen wurden
freigelegt, neue bis zu den Erz-
lagern vorangetrieben. Die ab-
gebauten Erze wurden dann in
der „Schmelze am Gailbach“
(Tassenbach) verschmolzen,
wobei man neben dem Kupfer
auch das Silber gewann. Laut
alten Aufzeichnungen arbeitete
man auch bei „Bloderhausen
am Weg“ (heute Ortschaft
Bach) auf Kupfer- und Mag-
netkies.
In den folgenden Jahren und
Jahrzehnten betrieben die häu-
fig wechselnden Besitzer wei-
terhin Bergbau im Gebiet Ab-
faltersbach-Strassen,
wobei
auch Antimon und Blei abge-
baut wurden. Aufgrund des
Mangels an Fachleuten, des zu
geringen Kapitaleinsatzes und
der schwierigen Transportbe-
dingungen konnten aber selten
Gewinne erwirtschaftet wer-
den.
Neben einheimischen Arbei-
tern wurden auch auswärtige
Bergleute beschäftigt. Um
Sicherheit „unter Tage“ (im
Stollen) riefen die Knappen vor
jedem Schichtbeginn ihre
Schutzpatronin, die heilige
Barbara, mit einem kurzen
Gebet an. Nach mündlicher
Überlieferung vertrieben sie
sich ihre Freizeit unter anderem
auch, indem sie kegelten. Da
sie aber keine Kugeln zur Ver-
fügung hatten, verwendeten
sie dazu Knödel aus Gersten-
mehl. Eines Tages kam ein vor-
nehmer Besucher zu ihnen, der
sich zum Mitkegeln mit Geld-
einsatz anbot. Nach kurzer
Zeit hatte er aber den Bergleu-
ten das Wenige, das sie hatten,
abgespielt und verabschiedete
sich mit einer Stichflamme in
einer Rauchwolke. Da wurde
den Bergleuten klar, daß sie
Besuch von „unten“ bekom-
men hatten. Die Stelle, an der
sich das zugetragen haben soll,
heißt heute noch „Kegel-
platzl“.
Nach der Einstellung des
Schwefelkiesabbaues
im
„Hintenburger Berg“ im Jahre
1925 wurde das Bergbaugebiet
Abfaltersbach-Strassen
von
der „Panzendorf-Tessenberg
Ges.m.b.H.“ unter der Leitung
von Bergbaudirektor Dipl.-
Ing. Hugo Leopold neu unter-
sucht und Erschließungsarbei-
Mundloch (Stolleneingang) „Römerstollen“.