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O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
65. Jahrgang –– Nummer 11
Daten zum Leben Hans Pontillers
1887
23. Feber, in Jenbach ge-
boren.
1903 – 1908 Handwerkliche Ausbil-
dung in Bildhauerwerk-
stätten in Schwaz – Be-
kanntschaft mit Ludwig
Penz
und
Emanuel
Raffeiner.
1909 – 1910 Drei Semester Gewerbe-
schule in Innsbruck.
1910 – 1915 Kunstgewerbeschule in
Wien bei Prof. Josef
Breitner, Franz Barwig
und Oskar Kokoschka
(Aktzeichnen 1912/13).
1915 – 1919 Akademie der bildenden
Künste in Wien, Bildhau-
erklasse Professor Hans
Bitterlich.
1916
Kaiserlicher Hofpreis,
Silberplakette für die
Gruppe „Aeneas und An-
chises“, Präleitner-Preis
für die Gruppe „Apollo
und Herakles“.
1918
Füger-Preis mit der gol-
denen Medaille.
1920 – 1923 Aufenthalt in Stockholm;
Bekanntschaft mit dem
Bildhauer Carl Milles
(1875 – 1955).
1924 – 1928 In Salzburg als selbstän-
diger Künstler tätig.
Große öffentliche Aufträ-
ge: Stuckplastiken am
Erker des Verlages Kie-
sel, Festspielhausfiguren
(Salzburg).
1925
14. Jänner, Heirat in
Steyr mit Jenny Holzer.
1928
Dezember, Berufung an
die Kunstgewerbeschule
nach Berlin als Lehrer für
Bildhauerei (nicht ange-
nommen).
1929 – 1952 Lehrer für Bildhauerei
an der Staatsgewerbe-
schule in Innsbruck.
1953
Kunstpreis der Landes-
hauptstadt Innsbruck.
1956
Kollektivausstellung im
Tiroler Kunstpavillon zu
Innsbruck.
1959
„Maria im Strahlen-
kranz“ für die Gedächt-
niskapelle am Bergisel.
1960
Goldene Medaille für
Plastik bei der II. Bien-
nale christlicher Kunst in
Salzburg.
1961
Ehrenzeichen des Landes
Tirol.
1962
3. Biennale christlicher
Kunst in Salzburg.
1966
Ausstellung im Tiroler
Landesmuseum Ferdi-
nandeum, Innsbruck.
1970
11. Dezember, Tod des
Künstlers in Innsbruck.
brucker Bildhauer und Wiener Akademie-
professor Hans Andre auf, leiten aber die
Bildwirkung in das Menschliche und fast
Intime zurück. Auch hier zeigt sich Hans
Pontiller als Schöpfer des Menschlichen.
Die Schüler
Durch die langjährige Lehrtätigkeit an
der Gewerbeschule in Innsbruck erfuhren
eine Reihe von Bildhauern und späteren
Malern ihre Begegnung mit dem Lehrer
und Bildhauer Hans Pontiller. Kaum einer
verleugnet diese Schulung: Das scheint
eine besondere Auszeichnung für die
Fähigkeiten der Unterweisung und der
menschlichen Qualitäten Hans Pontillers
zu sein. Von Ilse Glaninger, Emmerich
Kerle, Josef Bachlechner, Peter Schneider,
Josef Kieltrunk, Ilse Giacomuzzi, Franz
Pöhacker, Erich Keber, Martin Gundolf,
Herbert Barthel, Heinrich Tilly, Siegfried
Hafner und Siegfried Parth bis hin zu
Rudolf Wach, Hans Ladner und Oswald
Oberhuber fanden alle in Hans Pontiller
einen großartigen Lehrmeister und Freund.
Immer wieder wird Pontillers vornehme
Menschenführung erwähnt, die von ihm
gebotene Möglichkeit der freien Gestal-
tungsentwicklung gerühmt, die kein
Reglement kannte. Viele seiner Bildhauer-
Schüler nahmen Abschied von der Ge-
genständlichkeit und wandten sich der Ab-
straktion zu, die als faszinierendes Phäno-
men der sechziger Jahre Allgemeingut
war. Pontiller verschloß diese Öffnung
keinem und – aus der heutigen Sicht beur-
teilt – war es manchem nur durch die To-
leranz und das Engagement Pontillers
möglich, diesen entscheidenden Schritt
von einem wohlerarbeiteten und be-
herrschten Fundament aus zu tun.
Resümee
Faszinierend ist die Stabilität des
künstlerischen Arbeitsprozesses, die ve-
hemente Fixierung seiner Bildsprache an
der menschlichen Figuration, seine Vision
der Menschlichkeit in einer Bildge-
schichte der biblia pauperum, sein Mysti-
zismus in religiösen und profanen Gedan-
ken. Pontiller ist Mahner und heftigster
Verfechter einer gegenstandsbezogenen
Figuration.
Geprägt in den ersten Jahrzehnten in
Wien, gereift in der Auseinandersetzung
mit Hanak, Bechtold und Barlach, fand er
nach 1945 als reifer Künstler die volle
Offenheit gegenüber neuen Strömungen, ver-
schloß sich nicht den aktuellen Aspekten
der europäischen Skulptur. In der Ver-
wirklichung von hoch aufragenden Akt-
torsi blicken Lehmbrucksche Reminiszen-
zen herein; formal aggressives und bizar-
res Formengut blickt auf Marino Marini,
voluminöse Dinglichkeit auf Henry Moo-
re. Hans Pontiller hat sich nicht an die all-
seits gültige Norm des Österreichers Fritz
Wotruba gehalten, er war einer anderen
Mentalität verpflichtet, die ihn befähigte,
aus dem Reglement der „österreichischen
Skulptur“ auszubrechen. Hans Pontiller ist
und bleibt ein Vollender einer gegen-
standbezogenen Kunst, die den Weg aber
zur Abstraktion nicht versperrte. Geprägt
von seinem Glauben an den Menschen,
blieb er ein großer Mystiker seiner Zeit.
Geänderte Fassung des Beitrages von Gert Ammann,
Hans Pontiller, ein Mystiker des 20. Jahrhunderts. In: Tirol,
Nr. 30, Innsbruck 1987, S. 23-38.
Blick in die Ausstellung „Hans Pontiller“ im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum,
Dezember 1990 – Jänner 1991.
HERZLICHER DANK
gebührt Herrn Architekten Peter P. Pontiller,
Sohn des Künstlers, der alle Aufnahmen zur
Verfügung gestellt hat.
IMPRESSUM DER OHBL.:
Redaktion: Univ.-Doz. Dr. Meinrad Pizzinini.
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren
verantwortlich.
Die Anschrift des Autors dieser Nummer:
ao. Univ.-Prof. Dr. Gert Ammann, Direktor des
Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum,
A-6020 Innsbruck, Museumstraße 15.
Manuskripte für die „Osttiroler Heimatblät-
ter“ sind einzusenden an die Redaktion des
„Osttiroler Bote“ oder an Dr. Meinrad Pizzinini,
A-6176 Völs, Albertistraße 2a.