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O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
65. Jahrgang –– Nummer 11
expressionistisch geprägte Skulptur der
zwanziger Jahre ist aufgewühlt von seeli-
schen Empfindungen.
Mitte der dreißiger Jahre und bis hinein
zum Ende der vierziger Jahre dringen neue
Aspekte des Körperlichen auf. Die Be-
gegnung mit dem Werk von Ernst Barlach
spürt man in der Gespanntheit der Ober-
fläche und vor allem in der Brisanz der
plastischen Modulation. Reminiszenzen an
Ludwig Penz werden spürbar. Die Präg-
nanz scharfer Formung mit tief empfind-
samen Inhalten, die Einbindung von seeli-
schen Momenten, die den Betrachter nicht
mehr auslassen, machen das ganze Milieu
der Kriegs- und Nachkriegswirren offen-
kundig. Hier wird die Stille Pontillers
spürbar, die ihn auch als Menschen ge-
prägt hatte, die Bescheidenheit, die Ehr-
furcht vor der Aufgabe des künstlerischen
Gestaltens. Es stiegen inmitten dieser Un-
ruhe Signale des Menschlichen auf. Man
würde Hans Pontiller nicht gerecht wer-
den, ließe man diese wenigen Plastiken
dieser Zeit im Gesamtwerk seines reichen
Schaffens am Rande stehen. Hier doku-
mentiert sich einerseits die Aufgeschlos-
senheit und ehrliche Art der Orientierung,
andererseits aber auch die eigenständige
Prägnanz seiner Ursprünglichkeit. Hier
wird die Stille und Melodie, die Isolation
und Zuflucht, der Aufschrei und das Auf-
bäumen impulsiv vorgetragen.
Vielleicht ist es gerade jene Zeit der
inneren Auseinandersetzung gewesen,
Die Familie Pontiller ist seit
der Mitte des 17. Jahrhun-
derts in Assling nachweisbar.
Dies ergeben Auszüge aus den
Pfarrmatrikeln.
Es konnte nicht geklärt wer-
den, ob Laurentius, Andrä,
Oswald, Thomas und Leonhard
Pontiller Brüder sind, die ab
1649 aufscheinen. Ein Thomas
Pontiller ist in 1. Ehe mit Ur-
sula Tschickerin verheiratet.
Ihre sieben Kinder kommen
zwischen 1693 und 1715 zur
Welt. In 2. Ehe war Thomas
Pontiller mit Elisabeth Pod-
nerin verheiratet. Ihr Sohn Os-
wald, geb. am 3. August 1723,
ist Vorfahre sowohl des Künst-
lers Hans Pontiller als auch
des Begründers des Autohauses
in Lienz, Alois Pontiller.
Ohne den Stammbaum im
Detail fortzusetzen, ergibt
sich, daß die Großeltern von
Hans und Alois Pontiller auf
den Iselsberg übersiedelten.
Ein Sohn, Josef, ließ sich in
Göriach bzw. Dölsach nieder,
wo er den Dienst des Pfarrmes-
ners versah und hauptsächlich
als Faßbinder, aber auch als
Zimmermann und Weber sein
Geld verdiente, um die Familie
mit fünf Kindern erhalten zu
können. – Der älteste Sohn hieß
Josef, trat in den Benediktiner-
orden ein (P. Edmund), wurde
von den Nationalsozialisten
verfolgt und am 9. Feber 1945
enthauptet. Seine Brüder:
Johann (Sohn Herwig, Ver-
sicherungskonsulent in Inns-
bruck), Franz (Sohn Michael,
Bez.-Gendarmeriekommandant
i. R.), Alois, Begründer des
Autohauses Pontiller.
Josefs Brüder hießen Wen-
delin, der eine „Nationalsän-
gertruppe“ unterhielt und
Andreas, der vom Iselsberg
nach Nordtirol zog. Sein
Sohn Johann (Bildhauer)
kam am 23. Feber 1887 in
Jenbach zur Welt.
Im Jahr 1998 feiert das
Autohaus Pontiller seinen
50jährigen Bestand und unge-
fähr gleichzeitig wird in der
Städtischen Galerie Lienz die
Ausstellung „Hans Pontil-
ler“ stattfinden; zwei Ereig-
nisse, die verwandtschaftliche
Beziehungen einer aus Ostti-
rol stammenden, heute weit
verzweigten Familie über die
Landesteile hinweg und ihr
Engagement in Wirtschaft
und Kultur bezeugen. M. P.
(Zusammengestellt aufgrund des Bei-
trages von Albert Fuchs, Aus der Ober-
dorfer Familienchronik, in: Achse. Ass-
linger Gemeindezeitung, Nr. 111, 29.
August 1997, und der familienkundlichen
Mitteilungen von Frau Marianna Pontiller,
Lienz, wofür herzlich gedankt sei.)
Die Flucht, 1947, Eiche, Höhe 70 cm.
Alle Aufnahmen der Objekte: Christof Lackner, Innsbruck
Kruzifixus, 1954, Eiche, H 170 cm.
Genealogische Zusammenhänge der Familie Pontiller
in Ost- und Nordtirol