Seite 2 - H_1999_06

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O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
67. Jahrgang –– Nummer 6
dauernd oder zeitweilig stehend oder
fließend, Süß-, Brack- oder Salzwasser,
einschließlich Meeresküsten bis 6 m Tiefe
(RAMSAR-Art.1).“
Allein in Österreich wurden in den letz-
ten 50 Jahren rund 20.000 ha Ackerfläche
entwässert. – In Europa blieben nur 1 %
übrig (s. dazu Tir. Tageszeitung vom
16./17. 6. 1990).
In Osttirol wurden folgende Areale der
19 Moore ganz oder teilweise „meliori-
siert“: Staller Sattel („völlig vernichtet“
TT 15/1989), Kristeiner Möser (s. Kl. Zei-
tung v. 28. 7. 1990; „teilweise zerstört“ TT
15/1989), Iselsberg (s. Ostt. Bote vom 26.
4. 1990 und TT 15/1989: „fast vernichtet“)
„Mooswiesele“ am Schloßberg (s. Ostt.
Bote vom 2. 11. 1989 und TT 28./29. 10.
1989), Durchströmungsmoor bei Strassen
(„großteils zerstört“ TT 15/1989), zitierte
Kurzdiagnosen nach OSR A. Heinricher,
damals Bezirksbeauftragter für Natur-
schutz.
Nur zwei Moore sind als Naturdenk-
mäler ausgewiesen: „Alter See“ bei Tri-
stach, Moor bei der Rostocker Hütte. Da-
zu das reichhaltige Biotop „Nörsacher
Teich“. Eine ganze Reihe von Schüler-
aktionen bemühen sich um die Erhaltung
diverser Naturlandschaften, unterstützt
von Lehrern, Banken, anderen Institutio-
nen bis hin zur TIWAG, die Initiativen
sind lobenswert, manchmal zu spät und
sollten vermehrt fortgesetzt werden.
Der Teich in der Ranach-Alm (1.216 m)
(s. Foto) ist bequem von Oberlienz über
den Perloger Hof oder von Ainet aus über
Gwabl/Alkus erreichbar. Daneben liegt die
Jausenstation „Wilder Sepp“ (Josef Kra-
nebitter von Perlog), wo man bei guter
Jause auch einige deftige Sprüche vom
Sepp anhören kann, wenn die geliebte
Pfeife brennt. So wild ist er eigentlich gar
nicht! (s. Foto)
Bei mehrmaligen Besuchen, über Jahre
verteilt, konnten wir einige Kenntnisse zu
Fauna und Flora erbringen, ohne Gewähr
für Vollständigkeit (die Auswertung
dauerte mehrere Jahre). Als Teich ist das
recht kleine Gewässer künstlich angelegt,
mehrfach verändert und insgesamt nicht
mehr sehr natürlich, wegen der wirt-
schaftlichen Nutzung: Viehweide mit
Einschwemmungen, Spiegelkarpfen und
Regenbogenforellen, Gänse im Uferbe-
reich mit viel Verschmutzungsfolgen.
Daraus folgt natürlich eine deutliche
Überdüngung (Eutrophierung), gut sicht-
bar durch die deutliche Algenmasse der
Oberfläche, sicherlich auch bedingt
durch das fallweise Trockenfallen der Zu-
flußquelle in den Wintermonaten (s. Foto)
Am 27. 7. 1995 wurde durch Prof. Mag.
Bernhard GUTWENGER eine chemische
und biologische Mikro-Untersuchung
durchgeführt. Sie ergab folgendes:
Chemische Analyse (kolorimetrisch):
Phosphat und Ammonium unter der
Nachweisbarkeitsgrenze; Nitrit 0,012
mg/l; Nitrat 1 mg/l; pH-Wert 8.
Biologische Analyse
Wasserflöhe: Kahnfahrer (Scapholeberis
mucronata s. Foto), Langdorn-Wasserfloh
(Daphnia longispina)
Ruderfußkrebse: Nauplien; Rädertiere:
Keratella quadrata (Facetten-Rädertier)
Wimpertiere: „Maiglöckchen“ (Vorti-
cella convallaria), Springtierchen (Halteria
grandinella)
Schalenamöben: Schmelztierchen (Dif-
flugia)
Sonnentierchen: Blasses Spindel-Son-
nentier (Raphidiophrys pallida)
Kieselalgen: Bruch-Kieselalge (Fragila-
ria capucina), Sigma-Kieselalge (Nitzschia
sigmoidea), Schiffchen-Kieselalge (Navi-
cula cuspidata), Nadel-Kieselalge (Syne-
dra acus), dazu Verteter der Gattungen
Cymbella und Epithemia.
Grünalgen: Mondsichel (Closterium
moniliferum), dazu Spirogyra und Mou-
geotia.
Zusammenfassende Beurteilung: „Das
klare, geruchsfreie Wasser täuscht gute
Wasserqualität vor. Tatsächlich ist das
Wasser eutrophiert (überdüngt). Die
chemische Analyse zeigt, daß die anorga-
nischen Nährsalze größtenteils organisch
gebunden vorliegen. Dies drückt sich in
hoher Produktivität, insbesondere in der
Massenvermehrung von Elodea canaden-
sis (Wasserpest, s. Pflanzenliste) sowie
den Grünalgen Spirogyra (Schraubenalge)
und Mougeotia aus. Die biologische
Analyse hat ergeben, daß eine Artenzu-
sammenfassung vorliegt, die den Teich
nach der siebenstufigen Güteklassifizie-
rung als mäßig bis kritisch belastet aus-
weist. Weitere Eutrophierung und stark
sauerstoffzehrende Zersetzungsvorgänge
könnten bis zum Umkippen des Gewässers
führen.“
Eine derartige Analyse bei einem Teich
Osttirols liegt bisher noch nicht vor. Die
Vielfalt der mikroskopisch kleinen For-
men ist beachtlich, die daraus mögliche
Beurteilung des Gewässers ist natürlich
nur dem Fachmann möglich. Daher
wären weitere derartige Forschungen
dringend nötig. Privatpersonen, die in ihrer
Freizeit meist unbedankte Arbeiten solcher
Art leisten, können auch an dieser Stelle
nur sehr herzlich bedankt werden!
Zur Tierwelt des Ranach-Teiches
und z. T. seiner Umgebung
Fische:
Spiegelkarpfen, Regenbogenfo-
rellen (nach J. Kranebitter).
Amphibien:
Grasfrosch, früher auch
Alpenmolch und Feuersalamander.
Keine
Muscheln
und
Wasser-
schnecken.
Egel:
Achtäugiger Hundeegel (Herpob-
della octoculata), in OTi häufigste Art.
(dazu MILDNER & KOFLER 1988 bzw.
NESEMANN 1997)
Insekten:
zusammenfassend, imWasser
nur wenige Arten:
Ohrwürmer: nur gewöhnlicher Ohr-
wurm (Forficula auricularia), Kopf fast
schwarz.
Libellen: Gattung Aeshna und Coe-
nagrion (nur beobachtet).
Ranach-Teich bei Wassertiefstand nach Ausfall der Quelle, 29. Mai 1996.
Josef Kranebitter, sogenannter „Wilder Sepp“, Jausenstation Ranach (1995).
Fotos: Alois Kofler