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Das genannte Feuchtbiotop ist ein fast
naturbelassener Tümpel in 1.840 m Höhe
am Weg von Rubisoi (1.526 m) zur Le-
sachriegel-Hütte (2.120 m). Besonders auf-
fallend ist beim Anblick vom Aufstiegsweg
hinunter die Kreisform mit einem schmalen
Außenring freier Wasserfläche und einem
dichten Moos- und Pflanzenpolster, der den
ganzen Innenraum ausfüllt. Die Verlandung
ist also schon weit gediehen und dürfte sich
bis zum geschlossenen „Niedermoor“
fortsetzen. Ein schönes Bild ist auf der
Titelseite zu „Nationalparks in Österreich“
(1995, Pinguin Verlag) zu sehen. Die Lacke
liegt im Almgebiet, der Besitzer (M. Bau-
ernfeind) lebt in Arnig.
Eine chemische und biologische Analyse
wurde nie durchgeführt, durch Ein-
schwemmungen organischer Verbindungen
aus dem nahen Weidegebiet könnte eine
mäßige Eutrophierung gegeben sein.
Bei mehreren Sommerbesuchen wurden die
wichtigsten Arten an Pflanzen und Tieren auf-
gesammelt und z. T. an Spezialisten weiter-
gereicht. Folgende Formen wurden ermittelt:
Moose:
Torfmoos (Sphagnum fallax): weit
überwiegend und bestandsbildend.
Sichelmoose (Drepanocladus aduncus
und D. vernicosus): typische Arten der
Randzone.
Blütenpflanzen:
Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus
repens): Nässezeiger
Schwimmendes Laichkraut (Potamoge-
ton natans): gilt als gefährdete Art!
Österreichische Sumpfbinse (Eleocharis
austriaca): Flachmoore, Gewässerufer
Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum
angustifolium): in bodensauren Moor-
flächen
Braunsegge (Carex nigra): formenreiche
Art der Randgebiete
Blasensegge (Carex vesicaria): Sumpf-
wiesen, Uferbereiche; hier relativ hoch vor-
kommend
Rotgelbes Fuchsschwanzgras (Alopecurus
aequalis): Sümpfe etc.; westl. Alpen gefährdet!
Insekten:
Köcherfliegen (Oligotricha striata)
Wasserwanzen (Gerris costai): „Wasser-
läufer“: laufen auf der Wasseroberfläche
Kleinzikaden (Verdanus/Diplocolenus
abdominalis, Javesella viridis)
Heuschrecken (Omocestus viridulus):
Bunter Grashüpfer
Libellen: Torf-Mosaikjungfer (Aeshna jun-
cea): in nährstoffarmen Mooren, eher selten
Alpen-Smaragdlibelle (Somatochlora al-
pestris): nur alpin, selten; metallisch-grün
Kleine Moosjungfer (Leucorrhinia du-
bia): saure Gewässer; bisher einziger
Fund in Osttirol, auch mehrere Larven!
Käfer (Auswahl, vorwiegend wasserle-
bende Formen und Arten der Umgebung):
Wasserkäfer (Hydrophilidae: Hydrobius
fuscipes)
Schwimmkäfer (Dytiscidae: Hydro-
porus nigrita)
Kurzflügelkäfer (Staphylinidae: Eus-
phalerum brandmayri): interessante und
seltene Art
Anthophagus alpestris, bicornis, dinari-
cus: letzte sehr selten
Stenus bifoveolatus: Art der schlammi-
gen Uferzonen
Philonthus pseudovarians: mit parasiti-
schem Mikropilz:
(Laboulbeniales, Rhachomyces philon-
thus: Neu für OT!)
Jochkäfer (Scirtidae/Helodidae): Cy-
phon padi und C. variabilis: leben in Was-
sernähe
Blattkäfer (Chrysomelidae: Asiorestia fe-
morata)
In der weiteren Umgebung wurden als
bemerkenswert festgestellt:
Kreuzotter (Vipera berus, normalfärbig:
also nicht die schwarze Höllenotter)
Ölkäfer (Meloe brevicollis): bisher nur
vom Tristacher See und Obermauern be-
kannt.
Alle Arten dieser Gattung sind selten, in
Tallagen bereits verschwunden; gefährdet!
Botanische Seltenheit: Stengelloser En-
zian (Gentiana acaulis):
Blüten blau, albinotisch weiß, mit Betu-
nien-Streifung (s. Foto).
Für die Bestimmung von Pflanzen und
Tieren habe ich folgenden Spezialisten sehr
herzlich zu danken: Moose Prof. KRISAI,
Braunau a. Inn; Blütenpflanzen: Dr. PO-
LATSCHEK,
Wien;
Köcherfliegen:
Univ.-Prof. MALICKY, Lunz a. See;
Zikaden: Dr. DLABOLA, Prag; Libellen-
larven: Dr. LEHMANN, Kufstein.
Alle Belege in der Sammlung des Ver-
fassers; alle Pflanzen wurden bereits dem
Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in
Innsbruck übergeben.
O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
67. Jahrgang – Nummer 8
Die „Jaggler Lacke“ vom Wanderweg zur Lesachriegelhütte aus, Aufnahme um 1990.
Fotos: Peter Gruber
Eine besonders interessierte Besucherin
an der „Jaggler Lacke“.
Enzian
in ver-
schie-
denen
Farb-
vari-
anten;
Vor-
kom-
men
in der
Nähe
der
Le-
sach-
riegel-
hütte.
Foto:
Alois
Kofler
Alois Kofler – Naturkundliche Raritäten aus Osttirol
Die „Jaggler Lacke“ bei Kals