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INTERVIEW

4

PUSTERTALER VOLLTREFFER

JÄNNER/FEBER 2016

Herr Plasinger, welche

Schlangen kommen im Süd-

und Osttiroler Pustertal vor?

Plasinger:

„Zum einen die

Aspisviper und die Kreuzotter.

Deren Biss ist giftig. Zum an-

deren gibt es die ungiftige

Schlingnatter, die Ringelnatter,

die Würfelnatter und die Äsku-

lapnatter (Fund vor 1980). All

diese Schlangen eroberten

gleich nach der letzten Eiszeit

wieder die Lebensräume. Am

häufigsten kommt hierzulande

die Kreuzotter vor. Sie bewohnt

Moore, Waldlichtungen, Zwerg-

sene Äskulapnatter misst schon

mal 170 Zentimeter. Hingegen

werden Kreuzotter und Aspis-

viper ‚nur‘ an die 60 bis 70 Zen-

timeter lang. Besonders schön

finde ich die rotbraunen Kreuz-

ottern. Ausgewachsen wiegen

sie an die 250 bis 350 Gramm.“

schen, Zerstörung der natürlichen

Lebensräume, Töten der Arten,

Auflassen der Weiden etc.“

Welche Arten sind davon be-

sonders betroffen?

Plasinger:

„Vor allem die

Würfelnattern und Ringelnat-

tern, denn europaweit schwin-

strauchheiden und steinig be-

wachsene Hänge bis auf 2.600

Höhenmetern.“

Wie groß sind diese Kriech-

tiere?

Plasinger:

„Die Länge hängt

natürlich von der Art ab. Aber

Jungtiere sind im Schnitt 22 Zen-

timeter lang. Eine ausgewach-

Weiß man, wie viele Schlan-

gen es hierzulande gibt?

Plasinger:

„Nein. Seit fünf

Jahren arbeitet der Verein ‚Her-

peton‘ an einer Verbreitungskarte

der Reptilien und Amphibien.

Die Zahl der Schlangen wird

aber mit Sicherheit immer weni-

ger. Durch Bautätigkeit des Men-

den die Feuchtlebensräume.

Die Aspisvipern lieben Trocken-

mauern, Heckenlandschaften

und nach Süden ausgerichtete

Hänge. Auch dieser Lebens-

raum schwindet langsam.“

In Italien gibt es 21 Schlan-

genarten, in ganz Südtirol aller-

dings nur acht. Das klingt wenig.

Karbonarnatter. Alle acht Arten

sind streng geschützt. Weltweit

kennt man 2.700 Schlangen-

arten, von denen 27 in Europa

vorkommen.“

Warum spielen Schlangen

eine wichtige Rolle für das

ökologische Gleichgewicht?

Plasinger:

„Sie fressen

Kleinsäugetiere, Vögel, Schlan-

gen, Insekten, Amphibien,

Fische und so weiter und kön-

nen als einziger Feind die Maus

im Erdloch verfolgen.“

Wie verhalten sich Schlangen?

Plasinger:

„Schlangen sind

Fluchttiere. Bei Gefahr suchen

sie das Weite oder sie verharren

einfach – wohl im Glauben

nicht gesehen zu werden. Man

sollte Schlangen deshalb die

Möglichkeit geben, sich zu ent-

fernen, oder man macht einfach

einen großen Bogen um die

Schlange und treibt sie nicht in

die Enge. Schlangen greifen den

Menschen höchst selten an.“

Lockt das Anlegen eines

Teiches Schlangen an?

Plasinger:

„Ja, die ungiftigen

Ringelnattern und Würfelnat-

Von Angst und Miss-

trauen bis hin zur Be-

wunderung reicht die

Palette an Reaktionen

auf Schlangen. Sie be-

sitzen in vielen Kulturen

eine starke Symbolkraft.

Heute kennt man welt-

weit an die 3.500 Arten.

„Im gesamten Pustertal

weiß man von sechs

Schlangenarten“, erklärt

Ivan Plasinger, Präsi-

dent des Südtiroler

Herpetologen-Vereins

„Herpeton“. Der Experte

im „PVT“-Interview.

Plasinger:

„Acht Arten sind

nicht wenig. Wir werden vom

submediterranen Klima beein-

flusst. Schlangen sind ekto-

therm. Sie sind von den äußeren

Wetterbedingungen abhängig.

In Südtirol gibt es noch die gif-

tige Hornotter und die ungiftige

Steckbrief:

Name:

Ivan Plasinger

Funktion:

Präsident des

Südtiroler Herpetologen

Vereins „Herpeton“ und

Ausstellungskurator

Alter:

38

geboren in:

Bozen

wohnhaft in:

Leifers/Unterland

Ausbildung:

Oberschule für

Landwirtschaft, anschlie-

ßend Staatsprüfung (Dipl.

Agr. Techniker)

Die ungiftige Ringelnatter ist eine von sechs Schlangenarten im Pustertal.

Ivan

Plasin-

ger,

Präsi-

dent des

Südtiro-

ler Her-

petolo-

gen-

Vereins

„Her-

peton“.

Im Pustertal tummeln si