kannt. Dazu zählen unter ande-
rem Denguefieber, Gelbfieber,
die Japanische Encephalitis,
West Nil Fieber, Rift-Valley-
Fieber oder Chikungunya-
viren. Einige davon, etwa das
Denguevirus, können sich auch
unabhängig von Wirtstieren
direkt in der Mückenpopulation
halten und werden von den
auf den Menschen theoretisch
ausreicht. Daher werden Eier
und adulte Mücken regelmäßig
mittels PCR auf das Vorkom-
men humapathogener Erreger
untersucht.“
Wie erkennt man eine Tiger-
mücke?
Walder:
„Die asiatische
Tigermücke ist ein graziles
Tier, das wegen seiner schwarz-
weiß gesprenkelten Körper-
zeichnung und seines aggressi-
ven Stechverhaltens auffällt.
Allerdings ist nicht jede lästige
schwarz-weiß gesprenkelte
Mücke eine Tigermücke. Man
könnte sie auch mit einer Rin-
gelmücke verwechseln. Typisch
für die Tigermücke ist eine
weiße Linie, die sich über Hin-
terkopf und Rücken zieht. Die
Tiere sind nicht besonders groß,
der Körper misst 2 bis 10 mm
und passt somit bequem auf
eine 1-Cent-Münze. Die Mücke
ist überwiegend tiefschwarz
(die Ringelmücke ist grau-
beige) und das erste Beinglied
ist vollkommen weiß.“
Wie gelangte die Tigermücke
nach Europa?
Walder
: „Ursprünglich war
sie in Südostasien verbreitet:
Obgleich die Mücke nicht wei-
ter als 200 Meter fliegt, hat sie
sich im Gefolge des internatio-
nalen Warenverkehrs in den
letzten 30 Jahren erfolgreich
nach Madagaskar, Westafrika,
Brasilien, Mittelamerika und
die Karibik, in die USA und
nach Europa ausgebreitet.“
den Augen vieler Experten nur
eine Frage der Zeit. Aufgrund
des geringen Flugradius benö-
tigt die natürliche Ausbreitung
zwar noch viele Jahre, eine pas-
sive Verschleppung im Rahmen
von Transporten oder Privatrei-
sen kann jedoch jederzeit erfol-
gen. Ob sich die Mücke dann
tatsächlich dauerhaft etablieren
kann oder das Vorkommen im
Winter wieder erlischt, wird sich
zeigen. Unwahrscheinlich ist es
aber nicht, dass sie sich an das
Klima hierzulande anpasst.“
Konnte man eine Tigermü-
cke mittlerweile in Ost- oder
Nordtirol nachweisen?
Walder:
„Bisher gelang in
Osttirol kein Nachweis. In
Nordtirol wurde einmal im Jahr
2012 ein einzelnes Exemplar
nachgewiesen, allerdings konnte
sich hier (zumindest bis heute)
keine Population etablieren.“
Warum ist die Tigermücke
ein Problem?
Walder:
„Die Tigermücke
fällt zuerst wegen ihres unge-
wöhnlich aggressiven und aus-
dauernden Stechverhaltens auf.
Die Mücken stechen auch tags-
über und verursachen Schmer-
zen, Juckreiz und lokale
Schwellungen. Durch Kratzen
können die Stichherde zur Ein-
trittspforte bakterieller Infektio-
nen werden. Das ist aber nicht
das einzige Problem. Im Gegen-
satz zu den bisher imAlpenraum
vorkommenden Stechmückenar-
ten ist sie ein sehr effizienter
Überträger von viralen Erkran-
kungen auf den Menschen.“
Wie viele Krankheitserreger
überträgt sie?
Walder:
„Bisher sind mehr
als 20 Krankheitserreger be-
„Die asiatische Tigermücke hat sich in Südtirol eingebürgert. Mit ihr haben wir
nun einen potenziellen Überträger von Viruserkrankungen vor Ort“, ist Dr. Alberta
Stenico, Direktorin des Biologischen Labors der Umweltagentur, besorgt.
Stenico und der Pustertaler Virologe Dr. Gernot Walder im „PVT“-Interview.
NATUR
PUSTERTALER VOLLTREFFER
JÄNNER/FEBER 2016
28
Wie sehr verbreitet ist die
asiatische Tigermücke bereits
in Südtirol?
Stenico:
„Die durchschnitt-
liche in den Fallen festgestellte
Eieranzahl hat sich 2015 imVer-
gleich zumVorjahr mehr als ver-
doppelt. Im Vergleich zu den
ersten Erhebungen von 2013
sogar vervierfacht. Im Sommer
2015 gab es außerordentlich
lange Hitzeperioden mit Tempe-
raturen über 35 Grad und eine
Rekordanzahl an Tropennächten.
Bei diesemWetter fühlte sich die
Tigermücke in Südtirol wie zu
Hause. Leider sind Tigermücken
aber extrem widerstandsfähig,
können Temperaturen bis minus
10 Grad überdauern.“
Breitet sich die Tigermücke
nun auch im gesamten Puster-
tal aus?
Walder:
„Dass sie sich ent-
lang der Pustertalfurche oder des
Wipptales weiter ausbreitet, ist in
Weibchen direkt auf die Eier
übertragen.“
Vor welchen Viren, die von
der Tigermücke übertragen
werden, muss man sich beson-
ders in Tirol fürchten?
Walder:
„Sie könnte in Tirol
als Überträger des West-Nil- und
des Usutuvirus an Bedeutung
gewinnen. Beide Virusarten
werden in Zugvögeln nachge-
wiesen, können allerdings von
den derzeit in Tirol vorkom-
menden Stechmückenarten
nicht oder nur in sehr geringem
Umfang auf den Menschen
übertragen werden. Durch die
Tigermücke könnte sich dieser
Zustand ändern: Zwar wurden
bisher in keinen Exemplaren
humanpathogene Viren nachge-
wiesen, in Südtirol hat die
Tigermücke aber bereits in vie-
len Gebieten eine Verbreitungs-
dichte erreicht, die zur Übertra-
gung von viralen Erkrankungen
Aedes albopictus.
Der Vormarsch der Tigermü
Eier der Tigermücke.