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schrift geschrieben wurden und

somit entziffert werden muss-

ten“, erzählt Frenes, ein Brief-

träger, der mit vier Geschwistern

auf einem größeren Bauernhof

(1.471 m) in Wengen aufwuchs

und von Pfarrer Videsott einst

sogar getauft wurde.

„War wie ein liebevoller

Vater“

„Als Kind war er für mich wie

ein liebevoller Vater, der nur das

Beste für seine Kinder wollte. Er

versuchte uns zu erklären, wie

groß die Liebe Gottes zu uns ist,

und wenn man Gott alles anver-

traut, braucht man im Leben

keine Angst zu haben“, erinnert

er sich. Auch die große Marien-

verehrung des Pfarrers fiel ihm

auf. „In der Schule verlangte er

zudem Respekt gegenüber allen

Lehrpersonen. Aber er küm-

merte sich sehr väterlich um die

Schüler. Eine Episode, die mich

sehr beeindruckte, war die Feier

der Erstkommunion. Bevor er

die heilige Kommunion an die

Erstkommunikanten austeilte,

machte er noch eine kleine An-

sprache. Sehr gerührt und mit

Tränen in den Augen erklärte er

KIRCHE

PUSTERTALER VOLLTREFFER

JÄNNER/FEBER 2016

10

Seligsprechung ist ein großes

Wort. Damit verbunden ist ein

enormer Prozess. Manchmal

kommt es letztendlich gar nie

zur Seligsprechung, trotz größ-

ter Bemühungen. Dass der Pus-

tertaler Pfarrer Heinrich Vide-

sott seliggesprochen wird, dafür

stehen die Chancen allerdings

sehr gut. Denn das einfache

Volk treibt die Seligsprechung

voran und nicht eine höhere Kir-

chenstelle, was eine Besonder-

heit ist. Der Seligsprechungs-

prozess für Pfarrer Heinrich

startet jedenfalls am 2. Feber in

Bozen. „Nicht einmal 17 Jahre

nach seinem Tod. Das hätte sich

wohl niemand gedacht“, meint

Franz Frenes, Mitglied des

Komitees „Freunde von Pfarrer

Heinrich“. Es besteht seit 2009

und hat seinen Sitz in Wengen

im Gadertal.

Auch das Komitee hatte eini-

ges zu leisten, damit der Prozess

nun eingeleitet werden kann.

„Im Vorjahr war es etwa unsere

Hauptaufgabe alle Schriften von

Pfarrer Videsott zu sammeln, zu

katalogisieren und zu digitalisie-

ren. Das Hauptproblem war,

dass seine Schriften alle in der

deutschen Gabelsberger Kurz-

uns das Geheimnis der Eucha-

ristie.“

Frenes ist bis heute sehr von

seinem tiefen Glauben und sei-

ner Vorbildfunktion fasziniert.

Auch von seinem besonderen

Segen, der durchaus minuten-

Pfarrer Heinrich Vide-

sott (verst. 1999) aus

Montal in St. Lorenzen

steht auf der Liste der

Kandidaten für die

Seligsprechung. Dies

sorgt für entsprechend

großes Aufsehen. Denn

bislang erhielt nur ein

Südtiroler eine derar-

tige Ehre, nämlich Pater

Josef Freinademetz aus

dem Gadertal (mittler-

weile heiliggesprochen)

im Jahr 1975.

Das Grab von Pfarrer Heinrich in Wengen im Gadertal, Ziel vieler Pilger.

Der 1999 verstorbene Pfarrer Heinrich Videsott aus dem Puster-

tal soll nun seliggesprochen werden.

Wie läuft das

Seligsprechungs-

verfahren ab?

Theologische und historische Sach-

verständige überprüfen die vielen ge-

sammelten Unterlagen über Pfarrer

Heinrich Videsott auf deren Echtheit, auf

deren Inhalt sowie Glaubwürdigkeit und

geben eine Beurteilung über die Per-

sönlichkeit und die Spiritualität des Kan-

didaten ab. Neben diesen Gutachtern

sind Zeugen anzuhören, die im direkten

Umgang mit dem Diener Gottes über

seinem Charakter, sein besondere

Tugendleben, sein Wirken und seine

Ausstrahlung berichten. Ebenso werden

Zeugenaussagen über Gebetserhörun-

gen aufgenommen. Die Sachverständi-

gen werden vom Bischof bestellt,

ebenso das Diözesane Gericht, das für

die Durchführung der rechtlichen

Schritte zuständig ist. Das Gericht ist zu-

sammengesetzt aus dem Bischöflichen

Delegierten, aus dem Kirchenanwalt,

dem Notar und dem Aktuar. Ein Wunder

muss aber erst in der zweiten Phase des

Seligprozesses bezeugt werden.

Pfarrer soll selig gespro